Heidi Huller, die Gründerin der Tauschring-Initiative Sinngrund (TRIS), löste das Problem mit dem defekten Toilettendeckel auf ausgesprochen angenehme Art und Weise. Sie entlohnte die Reparatur in Form eines gemeinsamen Tanzabends mit ihrem Tauschring-Partner. Das war für sie nicht gerade ein Opfer, gibt die leidenschaftliche Tänzerin zu, aber darum geht es beim Tauschring auch nicht. „Zeit ist doch unser kostbarstes Gut“, erklärt Huller, und wer seinen Mitmenschen einen Teil seiner Zeit durch den Tauschring zur Verfügung stellt, der hat selbst Anspruch auf Zeit, die ihm andere Mitglieder schenken.
Entstanden war der Handel „Klodeckel gegen Tanzfläche“ aus einem Gespräch mit einem Bekannten über den Tauschring, erzählt Huller. Wie so oft, wenn sie für die Initiative wirbt, erhielt sie die übliche Antwort: „Ich weiß doch nicht, was ich anbieten soll.“ Erst im Gespräch ergibt sich, dass auch kleine handwerkliche Hilfen wie beispielsweise das Reparieren eines Toilettendeckels gefragte Leistungen im Tauschring sind.
„Zeit ist doch unser kostbarstes Gut.“
Heidi Huller Tauschringgründerin
In zwölf Kategorien, von Handwerk über Hauswirtschaft und Computer bis hin zu Gesundheit und Kinderkram, werden in der TRIS derzeit Hilfen angeboten und nachgefragt. Seit einem Jahr existiert die Initiative mittlerweile und ihre Gründerin Heidi Huller ist einigermaßen zufrieden mit ihrer Entwicklung.„Es könnten natürlich mehr sein“ antwortet Huller auf die Frage nach dem Stand der Mitglieder, den sie auf 15 beziffert. Aber sie weiß, dass solche Projekte einen langen Atem brauchen.
Die Unsicherheit sei wohl bei vielen Bürgern noch groß, Leistungen von Mitmenschen in Anspruch zu nehmen, wenn sie selbst glauben, nichts Interessantes anbieten zu können, meint Huller. Manch einer scheue sich wohl auch, überhaupt Hilfe anzunehmen, geschweige denn, diese ohne Bezahlung in Anspruch zu nehmen. Außerdem funktioniere auf dem Land nach ihrer Einschätzung die echte Nachbarschaftshilfe noch nach dem Prinzip „Hilfst Du mir – helfe ich Dir“.
Das System des Tauschringes – bei dem Mitglied A Mitglied B im Garten hilft, dieser aber von Mitglied C Unterstützung am Computer erhält, während D wiederum für C einen Kuchen backt –, ist in unserem Kulturkreis noch nicht selbstverständlich, glaubt Heidi Huller.
Die Abgeltung der jeweiligen Leistungen erfolgt über die Verrechnungswährung Sinna. 20 Sinna erhält der Leistende für eine Stunde Arbeit auf seinem Konto gutgeschrieben, der Empfänger bekommt den gleichen Betrag abgezogen. Heidi Huller übernimmt die Buchungen und hält die Mitglieder über ihre Kontostände auf dem Laufenden.
Über den aktuellen Stand von Angebot und Nachfrage informiert Huller mit Hilfe des „Sinna-Blättles“, das sie regelmäßig in Geschäften auslegt und im Internet unter www.tausch ring-initiative.sinngrund.net veröffentlicht. Beim diesjährigen Weihnachtsmarkt in Burgsinn will die TRIS-Gründerin außerdem noch einmal die Werbetrommel für den Tauschring rühren, um das Angebot um möglichst viele Fähigkeiten zu erweitern. Besonders gesucht seien momentan Mitglieder, die nähen und flicken können, sagt Huller. Was das Angebot „Tanzen“ anbelangt, scheint ja bereits jemand gefunden zu sein.
Weitere Informationen unter: www.tauschring-initiative.sinngrund.net
Online-Tipp
Mehr Berichte über die Burgsinner Tauschringinitiative unter: mainspessart.mainpost.de