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MARKTHEIDENFELD: Taxi-Fahrer zur Laurenzi-Zeit: „Mein Auto ist keine Kneipe“

MARKTHEIDENFELD

Taxi-Fahrer zur Laurenzi-Zeit: „Mein Auto ist keine Kneipe“

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    Bequeme Heimfahrt: Zur Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld warten in den späten Abendstunden Taxifahrer in der Düsseldorfer Straße, gleich gegenüber dem Eingang zum Festgelände, auf Kundschaft.
    Bequeme Heimfahrt: Zur Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld warten in den späten Abendstunden Taxifahrer in der Düsseldorfer Straße, gleich gegenüber dem Eingang zum Festgelände, auf Kundschaft. Foto: Foto: Dorothea Fischer

    Wer in den vergangenen Tagen nach der Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld sein Auto stehen ließ und nicht zu Fuß nach Hause laufen wollte oder den Bus verpasst hatte, der setzte sich vielleicht in ein Taxi. Als Fahrer eines solchen Wagens erlebte man in den vergangenen Nächten so einiges.

    „Meistens haben die Fahrgäste Alkohol getrunken“, sagt Reinhold Schmelz von Taxi Hörning in Marktheidenfeld. Er erinnert sich an einen Fahrgast, der nach Hause gefahren werden wollte. Unterwegs stellte er fest, dass er kein Geld mehr hatte, um zu bezahlen. Kurzerhand ließ er sich zur örtlichen Bankfiliale fahren; als er nach einer Weile nicht vom Geldholen zurück war, ging Schmelz ihn suchen. Er fand den jungen Mann, ausgezogen bis auf die Unterwäsche, neben dem Automaten schlafend.

    „Ich habe mal einen Gast nach Hause gefahren, den ich nicht davon abhalten konnte, sein Rotweinglas mitzunehmen. Der Mann saß im Wagen direkt hinter mir; als fünf Rehe die Fahrbahn kreuzten und ich eine Vollbremsung hinlegen musste, hatte ich den ganzen Wein in den Haaren“, sagt Joachim „Jo“ Fischer vom gleichnamigen Taxiunternehmen.

    Kein Essen und Trinken im Auto

    Ohne Humor geht bei dem 64-jährigen, der seit 1998 in Marktheidenfeld mit seinen Fahrzeugen unterwegs ist, gar nichts. Normalerweise gestattet er den Gästen nicht, Essen und Trinken mit in sein Fahrzeug zu nehmen. „Mein Auto ist doch keine Kneipe“, sagt er. Deshalb warte er geduldig, bis die Laurenzi-Besucher ihre Hähnchenschenkel fertig abgenagt und das Bierglas geleert haben, bevor sie in sein Taxi steigen.

    Nach zwei Uhr, wenn sich der Festplatz leert, verlagert sich auch die Taxi-Schlange vom Zelt hin zum Busbahnhof in der Innenstadt. „Dann wird es Zeit, die ersten Besucher des Lichtspielhauses heimzufahren“, so Fischer. Er schätzt, dass ein Auto etwa 15 bis 20 Mal in einer solchen Nacht unterwegs ist – je nachdem, wie weit die Gäste chauffiert werden wollen.

    Reinhold Schmelz berichtet von einem Österreicher, den er nach der Mess' zu Verwandten nach Wertheim gefahren hat. Dort angekommen ging er ins Haus, um Geld zu holen. Neben dem Fahrpreis zahlte er noch einmal fast den doppelten Betrag an Trinkgeld. Dann wollte er wissen, was die Rückfahrt kosten würde. „Genauso viel“, antwortete ihm Schmelz. Der Gast stieg wieder ein, der Taxifahrer erhielt dasselbe fürstliche Trinkgeld noch einmal.

    Schmelz, Inhaber von Taxi Hörning, sagt: „Das Spannende am Taxi fahren ist, dass man nie weiß, wen man in einer Viertelstunde wohin fährt.“ Viele Fahrgäste würden in Taxifahrern eine Art Psychologen sehen und von ihren Problemen oder ihrem Liebeskummer erzählen, sagt er.

    Insgesamt decken vier Unternehmer aus Marktheidenfeld und der näheren Umgebung mit zehn Taxen den örtlichen Bedarf. Rund um die Uhr, also 24 Stunden lang, fahren sie am Wochenende und in der Mess'-Woche. Ansonsten kann man sich von Sonntag bis Donnerstag bis 19 Uhr ein Marktheidenfelder Taxi rufen; bis 22 Uhr auch auf Bestellung.

    Tagsüber Patientenfahrten

    Für manche ist das zu wenig, doch Jo Fischer sagt: „Wir sind hier auf dem Land. Es geht nicht, dass man mit dem Finger schnippt und zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Taxi da ist.“ Für ihn und seine Kollegen sei das schlicht und einfach unrentabel. Er selbst fahre am Tag Patienten, da müsste er für die Nacht Fahrer einstellen – und bezahlen, auch wenn sie nicht angefordert werden.

    Seine weiteste Fahrt führte ihn für ein örtlich ansässiges Unternehmen in die Nähe von Venedig, 1700 Kilometer hin und zurück. Dort musste er zwei Mitarbeiter abholen. Weil er allein für die einfache Strecke bereits zehn Stunden gebraucht hatte, ließ er sich auf dem Rückweg kurzerhand von seinen Gästen kutschieren.

    Fischer zeigt sich erfreut über die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Marktheidenfeld. Als die Laurenzi-Messe 2007 auf den neuen Festplatz an der Martinswiese umgezogen ist, wurden die Taxi-Stellplätze auf Vorschlag Fischers in der Düsseldorfer Straße, direkt gegenüber des Eingangs zum Festgelände, angesiedelt. Für die Kunden sei der Halteplatz sehr gut einsehbar, freut er sich. Es kann aber auch vorkommen, dass manch ein Fahrgast den Taxistand übersieht.

    An der Mess' vor zwei Jahren zum Beispiel erhielt Reinhold Schmelz einen Anruf von der Polizei, dass in der Nähe ein schlafender Mann liege, er solle sich um dessen Heimfahrt kümmern. Den selben Gast traf Schmelz auch in diesem Jahr, nachts gegen 4 Uhr auf der Straße zwischen Marktheidenfeld und Esselbach. Verwundert hielt er an und fragte den Betrunkenen, warum er dort unterwegs sei. „Ich mach' heim“, bekam er als Antwort. Doch Schmelz wusste, dass der Mann auf der anderen Mainseite wohnt. Kurzerhand lud er ihn ein und brachte ihn nach Hause. Dabei erfuhr er, dass sein Fahrgast bereits zu Fuß in Altfeld gewesen war, bis er merkte, dass er falsch war.

    Und das muss man investieren, wenn man sich chauffieren lässt: Für eine Fahrt mit den Vier-Sitzer-Taxi-Limousinen zahlt man 1,60 Euro je Kilometer, zuzüglich 2,70 Euro Grundgebühr. Das Großraumtaxi, das bis zu acht Gästen Platz bietet, kostet ab der fünften Person einmalig fünf Euro Zuschlag.

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