Tennet ist der Prügelknabe für die Gegner der geplanten Stromtrasse SuedLink: Die Hälfte der eingeladenen Bürgerinitiativen aus Unterfranken hat am Donnerstagabend das Angebot des Netzbetreibers abgelehnt, sich in Schweinfurt erneut über das Projekt zu informieren. Stattdessen hat Elke Müller von der Initiative „Sinntal gegen die Stromtrasse“ Thomas Wagner (Tennet) einen stilisierten „Scheißhaufen“ überreicht – nicht zum ersten Mal.
„Tennet muss alles ausbaden“, sagte sie, denn die Politik und vor allem die Bundesnetzagentur, die die Planung an Tennet abgegeben hat, drücke sich vor der Verantwortung. Und auch die Tatsache, dass Tennet ihre Antragsunterlagen habe nachbessern müsse, sei ein Indiz, dass das Verfahren eben „Scheiße“ laufe. Sie würde auch nach Berlin fahren und einen gleichartigen Haufen aus Bauschaum und Goldspray an Bundeskanzlerin Merkel überreichen, sagte Müller. Wahrscheinlich werde sie aber keinen Termin bekommen.
Wagner nahm die Auszeichnung lächelnd entgegen. Er habe schon eine kleine Trophäensammlung in seinem Büro. Inhaltlich widersprach er der Kritik. Auch die Netzagentur informiere vor Ort. „Sie sind der falsche Personenkreis“, insistierte einer von Müllers Mitstreitern. Mit Tennet könne man über die Korridore reden, sagte Wagner. Das Unternehmen berücksichtige aber nicht die Belange der Gemeinden und wolle die Trasse unverändert durchs Biosphärenreservat bauen, argumentierten die Gegner. Dann zog sich Wagner mit einigen Gästen zurück.
Inzwischen hat sich der Dachverband der Bürgerinitiativen Main-Spessart von Müllers Übergabeaktion distanziert. Johannes Sitter teilte mit, dass man bei aller unterschiedlicher Bewertung der Energiewende zwischen Tennet und den Bürgerinitiativen im Landkreis Main-Spessart auf Fairness setze.