Das Dorf so attraktiv wie möglich halten, damit es auch für junge Familien lebenswert ist – das war eines der Ziele, die Schollbrunns Bürgermeisterin Thea Kohlroß im Wahlkampf genannt hatte. Jetzt, drei Jahre später, blickt sie unter anderem auf die Resterschließung des Neubaugebietes und einen Breitbandausbau im ganzen Ort zurück. Für die Bürgermeisterin sind das schöne Erfolge – und ihre Halbzeitbilanz fällt auch positiv aus.
Die heute 56-Jährige ist in der 967-Einwohner-Gemeinde geboren und aufgewachsen und somit eine Ur-Schollbrunnerin. Bevor sie 2014 Bürgermeisterin wurde, war sie als Angestellte in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Kreuzwertheim tätig, in der sie 1977 ihre Ausbildung begann. Bis zu ihrer Wahl war sie als Standesbeamtin bestellt und über 15 Jahre war sie Protokollführerin bei den Gemeinderatssitzungen. Ob ihr das heute als Bürgermeisterin hilfreich ist? „Durch meine berufliche Tätigkeit wurde ich ständig mit den Herausforderungen, eine Gemeinde zu leiten oder zu organisieren, konfrontiert. Das hat mich natürlich neugierig auf mehr gemacht“, sagt sie.
Man sieht es ihr an, dass sie den Wechsel vom Standesamt auf den Chefsessel im Rathaus nicht bereut hat. „Das Gefühl, etwas bewegen zu können, ist toll, auch wenn es ab und an anstrengend ist“, gesteht Kohlroß. Sie sieht ihr Amt als Full-Time-Job, will für ihre Bürger immer erreichbar ein. „Man kann zwar nicht sagen, dass man mal komplett abschaltet, aber so ist das nun mal als Bürgermeisterin“, erzählt sie.
Ansonsten sind ihre Tage gut strukturiert. Vormittags ist sie meist im Büro des Rathauses oder der VG, erledigt dort die Post und Schreibarbeit. Über den Tag verteilt folgen Termine, Besprechungen oder Gespräche. „Man kann nicht mehr viel Zeit für Privates einplanen, weil oft auch spontan verschiedene Termine reinkommen“, verrät Kohlroß.
„Mit den Bürgern ins Gespräch kommen und gemeinsam etwas für die Gemeinde erreichen“ – so definiert Kohlroß zwei weitere Ziele. Sie versucht, die Gemeinderäte umfassend über alle wichtigen Themen zu informieren – zum Beispiel bei der Nahversorgung. Ende Januar musste Heidi Roth ihren Lebensmittelladen „Heidi's Lädle“ aus wirtschaftlichen Gründen schließen. „Jetzt sind wir dran, etwas Neues aufzubauen“, erzählt Kohlroß. Geplant sei ein Dorfladen. Ende Mai wurde bei einer Arbeitskreissitzung ein geeignetes Objekt festgelegt.
„Mein früherer Beruf hat mich neugierig auf mehr gemacht.“
Thea Kohlroß, Schollbrunns Bürgermeisterin
Doch das Aus für den Lebensmittelladen war nicht der einzige Einschnitt in die Infrastruktur von Schollbrunn. Der Metzger hat bereits vor einiger Zeit zugemacht, nun mussten auch beide Banken schließen. Nicht einmal einen Bankautomaten gibt es noch. Kohlroß sagt, sie habe alles dafür getan, um die Automaten zu erhalten – doch laut den Banken ist dies aus Kostengründen nicht realisierbar. „Da gibt es leider auch keine Unterstützung. Die Bürger müssen, so schlimm es auch ist, damit auskommen“, sagt die Bürgermeisterin.
Unterkriegen lässt sich Kohlroß durch solche Rückschläge nicht – und sie hat auch wahrlich genug Positives vorzuzeigen. So hat der Gemeinderat Ortsstraßen und Feldwege sanieren lassen und das schnelle Internet wurde nach Schollbrunn geholt. Letzteres macht es für die jüngere Generation natürlich attraktiver, in den Ort zu ziehen.
In naher Zukunft will die Bürgermeisterin unter anderem die Friedhofsumgestaltung angehen. „Die Friedhofskultur hat sich gewandelt“, sagt Kohlroß. „Von großen Familiengräbern wird Abstand genommen.“ Auch in Schollbrunn seien die Urnengräber „im Kommen“. Geplant sei ein großer Platz für Baumgräber.
Langweilig ist es Kohlroß in den ersten drei Jahren als Bürgermeisterin noch nie gewesen – und das wird es ihr sicher auch künftig nicht sein, denn sie hat noch viel vor. Deshalb kann sie sich gut vorstellen, für eine weitere Amtszeit zu kandidieren.