Mit einer ganz besonderen Mischung aus Spektakel, Frohsinn und ganz viel Lokalkolorit aus Karlburg bringt die Theatergruppe „Linsenspitzer“ bis 3. Januar ihr Stück „Leberkäs und rote Strapse“ von Regina Rösch auf die Bühne der Karolinger-Halle. Die Regie führen Adolf Köhler und Mary Rauch. Zum letzten Mal ist auch der noch amtierende Ortspfarrer Leo Brand dabei.
Nein, sehr zartfühlend und liebevoll gehen die drei Ehepaare wirklich nicht miteinander um. Die Jahre haben offensichtlich die Bande des Zusammenhalts ausleiern lassen: „Midlife Crisis“ nennt man das heutzutage. Die Herren Busch, Pfeifer und Bundschuh schwärmen zwar noch von ihren wilden 1968er-Jahren, von dem freien und ungezügelten Abenteuern, doch in Wirklichkeit beschränken sich ihre „Fleischlichen Interesse“ in erster Linie auf den Leberkäs.
Ihre angetrauten Frauen spüren den Mangel und trauern ebenfalls längst verflossenen Zeiten nach, doch auch sie haben nicht den Mumm zum Wandel. Vielmehr beschränkt sich ihr Widerstand gegen das Altern auf den „Verschönerungsverein“ bei Frisörin Emilie Meister und auf das Schimpfen über die Männer, die sowieso an allem schuld sind.
Zuerst versuchen die Herren den Ausbruch aus dem trostlosen Einerlei: Eine Fete soll es sein, wie damals bei den Hippies mit Rock, Alkohol und Joints. Damit die Damen nicht im Weg sind, schenkt man ihnen kurzerhand ein Wellnesswochenende weit weg. Natürlich kommt es wie es wie es kommen muss, schließlich ist die Handlung durchaus vorhersehbar: Man sieht sich wieder, wo man es nicht erwartet hätte.
Rustikale Sprachwendungen
Theater bei den Linsenspitzern lebt von den knackig, rustikalen Karlebercher Sprachwendungen wie dieser philosophischen Erkenntnis: „A paar blonde Strähnli mache a no kee feuriche Blondine aus dir!“
Wieder einmal glänzt Fritz Gopp souverän und vielseitig als Finanzbeamter Friedhelm: mal als Couch-Potato, mal draufgängerisch und dann gleich wieder weinerlich, hilflos. Köstlich auch, wie Gärnter Busch (Gemeindepfarrer Leo Brand) völlig unbefangen und mit großer Anteilnahme auf der Bühne den „Playboy“ studiert. Seinen zweiten Kumpan Sepp spielt bestens Uwe Arnold. Michale Albanbauer muss gleich mehrere Verwandlungen durchlaufen: Erst ist er der steife, korrekte Chef, dann der Flippie und zuletzt sogar etwas zwielichtig.
Metamorphosen zeigt auch Mary Rauch als Friedhelms Ehefrau Margarete. Sie muss zwar zunächst viel klagen und jammern, dann aber – wie es ihr besser zu Gesicht steht – darf sie das Heft in die Hand nehmen und ihr ganzes Temperament auf die Bretter bringen. Sehr schön spielt Marie-Luise Kohlhepp die Frisörin Emilie, das Mauerblümchen auf ewiger Brautschau. Petra Stahl ist Sepps lebenslustige Gattin Gertrud und Christa Köhler zeigt sich resolut gegenüber ihrem Gemahl Peter. Neu in der Truppe ist Johanna Kreuzer in der Rolle der Untermieterin – zunächst jedenfalls!
Termine: „Leberkäs und rote Strapse“ ist noch fünf Mal in der Karolinger-Halle zu sehen: Donnerstag, 28. Dezember, um 19 Uhr; Freitag, 29. Dezember (18 Uhr); Samstag, 30. Dezember (18 Uhr) und jeweils um 19 Uhr am Dienstag, 2. Januar, sowie Mittwoch 3. Januar.