Sandra Hüther steht auf einer Weide am Dillberg. Der 13-jährige Appaloosa-Wallach „Roman“ hat sich vermutlich durch einen falsch sitzenden Sattel schmerzhafte Rückenprobleme zugezogen. Bei der Voruntersuchung mit Hilfe der Dorn-Therapie sucht Hüther die Verspannungen und Fehlstellungen des Pferdekörpers. Beherzt packt die Pferdephysiotherapeutin an und mit Einfühlungsvermögen und Pferdesachverstand bringt sie „Roman“ dazu, die Übungen mitzumachen, so, wie sie es will.
Da ist das Tier wie der Mensch – was ihm Schmerzen bringt, will es zunächst nicht über sich ergehen lassen. Der Appaloosa wehrt sich anfangs gegen die „Bewegungsübungen“, die die Therapeutin mit ihm macht. Als er jedoch merkt, dass diese Übungen ihm Schmerzlinderung bringen, ändert er sein Verhalten.
Übungen schnell verinnerlicht
Künftig können auch „Romans“ Besitzerin und ihr Lebensgefährte die Bewegungsübungen mit dem Pferd durchführen. Da Pferde schnell lernen, kennt der Appaloosa die Abläufe und hat bestimmte Übungen schon verinnerlicht.
Bei ihrem zweiten Besuch einige Zeit später stellt die Pferdephysiotherapeutin fest, dass Mensch und Tier gute Arbeit leisten. „Roman“ hat fast keine Beschwerden mehr, das sieht man an seinem Gang und daran, wie er sich bei den Übungen, die Sandra Hüther mit ihm macht, bewegt. Ein maßgeschneiderter Sattel für das Tier ist schon beim Sattler bestellt.
Schon seit sie denken könne, sei sie verrückt nach Tieren, sagt Sandra Hüther. Seit ihrem sechsten Lebensjahr reitet sie und hat schon lange ein eigenes Pferd, Hunde und Katzen. Ihr Araber hat einen angeborenen Senkrücken und braucht viel Pflege. Irgendwann kam Hüther auf die Idee, sich nicht nur um ihre eigenen, sondern auch um andere Tiere zu kümmern. Angefangen hat die gelernte Masseurin und medizinische Bademeisterin mit Kursen für Tiermassage und Kinesiologie, einem alternativmedizinischen Diagnose- und Behandlungskonzept. Die Kinesiologie nutzt manuelle Muskeltests für eine Diagnose und die Festlegung der Therapie. Sie geht davon aus, dass die Muskelspannung eine Rückmeldung über den funktionalen Zustand des Körpers liefert.
2001 hat Hüther ihre zweijährige Ausbildung zur Pferdephysiotherapeutin abgeschlossen. Die heute 44-Jährige ist der Überzeugung, dass sie nur Fortbildungen weiterbringen und hat deshalb zusätzlich die manuelle Lymphdrainage für Pferde bei Professor Dirk Berens von Rautenfeld, die Akupunktmassage nach Willy Penzel und die Cranio-Sacral-Therapie bei Brigitte Becker gelernt. Die Dorn-Therapie hat sie vom Menschen auf Tiere umgesetzt.
Gemeinsame Arbeit
Hüther ist sich bewusst, dass Therapien nur dann richtig funktionieren, wenn die Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Schmied und Reitlehrer sowie Reiter funktioniert. Nebenbei bildet sie inzwischen andere Tiertherapeuten aus. Zweimal pro Woche ist Hüther, die in Florstadt (Lkr. Darmstadt/Hessen) ein Therapiezentrum für Mensch und Tier betreibt, im ganzen Raum Marktheidenfeld unterwegs.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen über Sandra Hüthers Pferdephysiotherapie gibt es im Internet: www.therapien-fuer-tiere.de