Künftig können sich junge Paare in Triefenstein auch unter freiem Himmel das Ja-Wort geben. Bei nur einer Gegenstimme brachte der Gemeinderat am Dienstagabend in der Sitzung unter Leitung von Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock einen dritten "Trauort" am Wolpenberg oberhalb der Homburger Weinberge auf den Weg. Als "Eröffnungstermin" peilt die Rathaus-Chefin den 1. April an. Bislang konnten sich Brautpaare nur im Rathaus und in der Kapelle des Homburger Gebsattelschlosses trauen lassen.
Das künftige "Trauzimmer unter freiem Himmel" befindet sich auf einem kleinen Plateau, wo dank einer Schutzhütte auch bei schlechter Witterung geheiratet werden kann. Zum anderem sei dort, wie Triefensteins Bürgermeisterin weiter anmerkte, "sichergestellt, dass Trauungen weder optisch noch akustisch von Außenstehenden verfolgt werden können, da der Platz zwischen zwei Wegen liegt und durch ein kleines Wäldchen bzw. durch eine Böschung geschützt ist." Ferner sei eine Zufahrt auf befestigten Flurwegen möglich. Für eine "Widmung" als zusätzlichen Trauort hatte auch die Standesamtsaufsicht beim Landratsamt Main-Spessart bereits im Vorfeld ihren Segen erteilt.
Bisherige Trauorte nur eingeschränkt nutzbar
Warum sich der Markt Triefenstein dazu entschieden hat, neben dem Trauzimmer im Rathaus und der sehr gut angenommenen Schlosskapelle, einen weiteren Eheschließungsort anzubieten, erklärte Bürgermeisterin Deckenbrock damit, dass die bisherigen Möglichkeiten nur eingeschränkt genutzt werden können: Im Umfeld der Kapelle, sowohl auf dem Schlosshof als auch im Schlossgarten, findet unter anderem das Homburger Weinfest und andere Veranstaltungen statt. Dafür seien entsprechende Auf- und Abbauarbeiten notwendig.
Weitere Hindernisse seien die aktuelle Corona-Pandemie, "die auch bei standesamtlichen Trauungen Abstands- und Hygienevorschriften vorschreiben" und aufgrund der geschlossenen und relativ kleinen Trauräume auch die Teilnehmerzahlen "extrem einschränken". Außerdem sei die Nachfrage nach besonderen Trauorten im Standesamtsbezirk Triefenstein gestiegen.
Vor einem Ja zum "Standesamtszimmer" am Wolpenberg, wo auch die Schlussrast des Weinwandertages stattfindet, hatte sich die Bürgermeisterin mit ihrer Standesbeamtin Christine Dornbusch und Bauhofchef Joachim Hofmann auch nach zwei anderen "Trauzimmern unter freiem Himmel umgeschaut". Das Mainufer in Trennfeld mit Blick über den Main auf die Homburger Weinberge sei deswegen nicht in Frage gekommen, weil die Gemeinde hier kein Grundstück besitze und dort ein Rad- und Flurweg vorbeiführe. Das "Lerchennest", ebenfalls ein Rastplatz am Rande der Homburger Weinberge, besitze zwar ebenfalls eine Schutzhütte, der Platz sei allerdings nur auf unbefestigten Wegen schwer zu erreichen und biete zudem wenig Parkmöglichkeiten.
Gebührenpauschale wurde erhöht
Dass das Personenstandswesen bei Trauungen auch Gebühren vorschreibe, sei eine gesetzliche Vorgabe. So habe für Trauungen im der Schlosskapelle und jetzt auch am Homburger Wolpenberg außerhalb der Dienstzeiten ein erhöhter Verwaltungsaufwand neu kalkuliert werden müssen, sagte die Bürgermeisterin. Die bisherige Gebührenpauschale von 100 Euro sei um 80 Euro erhöht worden. Konkret nannte Deckenbrock als Grund den Einsatz des Bauhofes.
Die CSU-Gemeinderätin Stefanie Engelhardt aus Trennfeld hatte in der Sitzung das Umfeld neben der neuen Kapelle am Rande des Bocksbergs als weiteren Trauort "mit schöner Aussicht auf alle Ortsteile" ins Gespräch gebracht. Die Bürgermeisterin konnte sich mit diesem Vorschlag nicht anfreunden, weil dort noch keine Hütte vorhanden sei und die aktuellen Corona-Vorschriften dagegen sprächen. Peter Weis (SPD) schlug eine Mitarbeit der Brautleute beim "Herrichten" und beim Aufbau von Sitzgelegenheiten im Vorfeld des Trautermins aus Gründen der Kostenersparnis vor. Kerstin Deckenbrock wollte einer solchen Lösung nicht folgen, "weil auf die Gemeinde unter anderem Kosten für die Heizung und Reinigung in der Schlosskapelle sowie Personalkosten zukommen".