Auch in der Gemündener Musikschule teilen die Schlagzeuger das Schicksal vieler ihrer Musikkollegen: Sie müssen im Keller üben. Kaum öffnet sich die Tür, weiß man auch warum. Die Lautstärke in dem relativ kleinen Raum ist im wahrsten Sinne des Wortes ohrenbetäubend.
Deshalb kommen auch Ohrenstöpsel zum Einsatz. Sie muss Schlagzeuglehrer Peter Wirth erst entfernen, bevor er einiges zu den Rhythmusgeräten erklären kann, die er meisterhaft beherrscht. Schließlich hat der Lohrer Profi, der zum „Gründungsinventar“ der Schule gehört, schon einige namhafte Künstler und Ensembles begleitet und ist als Solist aus der Bigband der Musikschule nicht wegzudenken. Derzeit betreut er neben den Trommlerinnen der Gruppe „Samba Gemundo“ weitere 30 Schüler im Einzel- oder Zweierunterricht.
Große Nachfrage
Schlagzeugspielen ist bei den jungen Leuten stark gefragt, wohl auch, um auf kreative Weise Aggressionen abzubauen. Wer eine Weile den Unterricht beobachtet, der merkt sofort, wie interessant und pointiert die unterschiedlichen Trommeln und Becken eingesetzt werden können: „Es kommt sehr viel auf die Koordination an“, erklärt Wirth, während er den beiden Schülern Leoni Röder und Jan Schäfer zeigt, wie man richtig mit dem „Hi-hat“, das sind zwei Becken, bestehend aus „Top“ und „Bottom“, umgeht. Dabei ist es wichtig, dass die mit dem Fußpedal betätigten Becken zum Rhythmus der anderen Instrumente passen. Dauzu gehören die mit der Fußmaschine zu bedienende Basstrommel, die kleine Trommel, das große Becken und die beiden „Tom Toms“ genannten Trommeln.
Die vorwiegend aus dem englischen Sprachgebrauch stammenden Begriffe kommen vom Jazz, der Musikrichtung, in der das Schlagzeug in seiner Kombination, wie es heute zu hören ist, entwickelt wurde, sagt Wirth und weist auf die hölzernen „Drumsticks“ hin. Dabei haben die einzelnen Schlaginstrumente eine mitunter Jahrtausende alte Entwicklung hinter sich und wurden teilweise erst nach und nach importiert – wie beispielsweise vor einigen Jahrhunderten durch die „türkische Marschmusik“.
In allen Dorfkapellen zu finden
Heutzutage finden sich Schlagzeugkombinationen bei allen Dorfkapellen, Orchestern oder Bands, wie an einem schönen silber-perlmutt schimmernden Gerät aus den 1960ern zu sehen ist, das zu Übungszwecken immer noch seinen Dienst tut.
„Wir weben zusammen mit den Bassisten den goldenen Faden der Musik“, sagt Wirth lächelnd. Dass es ein sicherer Faden wird, an dem sich die Mitspieler orientieren können, dafür sorgen unter anderem die Noten, die es zu beachten gilt. Im Gegensatz zu den Zeichen für die anderen Instrumentalisten müssen sie nicht die Melodie anzeigen. Deshalb gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, die Schlagfolgen auszudrücken beispielsweise durch „Rhythmussterne“.
Gewöhnlich orientieren sich die Schlagzeuger aber an normalen Noten mit neutralem Notenschlüssel. Wie variantenreich und dadurch eben doch melodiös ein „Schlagzeug“ unter Einsatz aller Instrumente klingen kann, demonstriert dann kurz der Meister: Locker auf dem Hocker sitzend wirbelt er mit den „Sticks“ und dem „Besen“ über Trommelfelle und Becken, bedient abwechselnd oder gleichzeitig beide Fußpedale und erzeugt so mitreißende Rhythmusfolgen, begleitet von den anerkennenden Blicken seiner Schüler und des Reporters.