Um den Klosterhof aus dem 13. Jahrhundert und seine Geschichte drehte sich der Tag des offenen Denkmals in Himmelstadt. Begangen werden konnten die Gebäude dabei aus statischen Gründen nicht, in der ehemaligen Vogtei sind einige Decken zur Sicherung sogar abgestützt. In die ehemalige Zehnscheune samt Pferde- und Viehställen konnten die rund 300 Besucherinnen und Besucher aber zumindest einen Blick von außen werfen. Die gute Nachricht lautet: Die Bausubstanz der Außenmauern ist in Ordnung, die Gebäude sind grundsätzlich sanierbar.
Ersatzweise wurden im Freien eine Fotoausstellung von Thomas Zitzmann und Gerhard Hilpert rund um das Vogteigebäude gezeigt sowie im Pfarrzentrum eine 3D-Vorführung dazu von Lukas Hart. Vor allem aber gab es stündliche Vorträge zur Geschichte und dem Ergebnis der Bestandsaufnahme.
Einblicke in die Geschichte des Klosterhofs
Die Geschichte beleuchtete Gerhard Hilpert von der Arbeitsgemeinschaft 1200 Jahre Himmelstadt. Der Klosterhof gehörte zum einstigen Kloster Himmelspforten, das 1231 rund einen Kilometer vom heutigen Ortsrand entfernt seinen Ursprung in Himmelstadt hatte. Schon zehn Jahre später stimmte der Papst allerdings der Verlegung nach Würzburg zu, wofür es "starke Gründe" gegeben haben muss. Vermutet wird Ärger mit einem Ritter Herold aus Zellingen, dem es nicht gefiel, dass immer mehr Äcker an das Kloster fielen, auch durch den Ablasshandel.
Das Kloster wurde zwar abgebaut, aber um Grundstücke und Gebäude bewirtschaften zu können, setzte die Äbtissin Vogt ein, wofür im Klosterhof die Vogtei gebaut wurde. Insgesamt war der Verwalter für 19 Gemeinden zuständig, sein Arbeitszimmer war der Sonne wegen in Richtung Südosten ausgerichtet, so hatte er zudem einen guten Blick auf den Main samt Treidelpfad und passierenden Kähnen.
Vogt musste während des 30-jährigen Krieges fliehen
Letztlich dominierten die Ländereien des Kloster Himmelspforten im Mittelalter den Ort Himmelstadt – es gab insgesamt Höfe mit rund 7500 Quadratmetern Fläche. Schon der Klosterhof ging vom noch stehenden Stall bis hoch an die jetzige Hauptstraße sowie vom Klosterweg bis zur Brückenstraße.
Mit Auszügen aus den alten Salbüchern machte Gerhard Hilpert den ehemaligen Reichtum auch nach dem Mittelalter deutlich. "Ein Hof wohlgebaut und verschlossen, hat zwei Wohnhäuser, zwei Scheunen, zwei Pferdeställe zu je acht Pferden und einen Viehstall", hieß es da. Bauern mit zwei Pferden galten damals als reich, im Klosterhof gab es 16 Pferde!
Der im 30-jährigen Krieg diensttuende Vogt beklagte sich bitterlich, dass er auf Weisung der Äbtissin vor den Truppen der Schweden fliehen musste. Er büßte seinen kompletten Hausstand und 3000 Gulden ein, zudem plünderten die Soldaten den Weinkeller: "31 Fuder Wein ausgetrunken oder heraus getragen", das entspricht etwa 28 000 Litern.
80 Prozent der Himmelstadter Bevölkerung war bettelarm
Den Himmelstadterinnen und Himmelstadtern ging es andererseits nicht gut, die guten Äcker und Wiesen hatte letztlich das Kloster, die schlechten die Bevölkerung. 80 Prozent waren bettelarm, nur 20 Prozent konnten halbwegs gut leben.
Bei der Säkularisation wurden zwei Höfe des Klosters verkauft, 1803 erwarben 34 Bürger den Klosterhof zum Preis von 48 000 Gulden, was heutzutage wohl über 1,5 Millionen Euro wären. Der Ort blieb aber arm, Ende des 19. Jahrhunderts beklagte der Pfarrer Breitenbach des Elend so: "Bei der Prozession führt der Pfarr den Bettelhaufen an und der Bürgermeister geht barfuß hinterher." Die Vogtei wurde zuletzt von 1906 bis etwa 1970 von Karl Dernbach und seiner Frau als Bäckerei genutzt, erhalten ist der ab 1948 gebaute Doppel-Einschießbackofen. Heute gehört sie der Gemeinde.
Vielfältige Möglichkeiten für moderne Nutzung
"Die Außenmauern sind noch aus dem 13. Jahrhundert", erläuterte Architektin Silja Wiener aus Karlstadt ein Ergebnis der erfolgten Bestandsaufnahme. Die Fassade sei im 17. Jahrhundert umgebaut worden, wovon etwa die Fensterprofilierungen aus rotem Sandstein zeugen. Bohrkerne aus den Balken belegten zudem einen sehr großen Umbau des gesamten Dachbereiches im 19. Jahrhundert.
Grundsätzlich sind die Mauern aus dem 13. Jahrhundert sanierbar. "Wir können uns viel vorstellen", sagte die Architektin zu einer modernen Nutzung. Ein Vorteil sei die ebenerdige und damit barrierefreie Zugänglichkeit. Die Vogtei könnte zu einem Wohngebäude mit einer großen Wohnung und einer Einliegerwohnung werden. Im Erdgeschoss wäre aber auch ein Café mit Weinstube und Bioladen denkbar, vielleicht mit Terrasse zum Main hin. Die Zehntscheune und die Ställe bieten viele Möglichkeiten. Ein aushängendes Konzept stellte ein ebenerdiges Kommunikationszentrum sowie gewerbliche Nutzung auf drei Ebenen mit Büroflächen, einem Atelier und auch Ferienwohnungen dar.