Karl Ziegler hat zusammen geräumt, hat unzählige Kisten mit Brettspielen und Eisenbahnen, mit ferngesteuerten Autos und Flugzeugen in einen Laster gepackt und in die Filialen nach Würzburg und Karlstadt gefahren. Nach 20 Jahren in der Straße am Rathaus hat er den Modellbau- und Spielwaren-Laden dicht gemacht. "Das hat uns schon weh getan, aber was will man machen? Der Umsatz hat stagniert, die Kosten sind gestiegen." Und die Konkurrenz. "Da gibt es den allmächtigen Wettbewerber", sagt Ziegler und meint damit Udo Lermann.
Preislich habe der Familienbetrieb immer mithalten können. Doch oft habe Ziegler für Wettbewerber mitberaten. Er beriet, die Konkurrenz machte das Geschäft. Aber ohne Udo Lermann wäre alles noch viel schlimmer: "Der bringt die Leute nach Marktheidenfeld", sagt Ziegler. Für direkte Wettbewerber wie ihn ist das ein schwacher Trost. Das Geschäft in Marktheidenfeld rechnete sich nicht mehr, während in den Filialen in Karlstadt und Würzburg der Laden läuft: "Man muss nicht immer dort kämpfen, wo es am schwierigsten ist." Und Karl Ziegler ist sich sicher: "Ich bin nicht der Letzte, der zu macht."
"Das Ladensterben wird weitergehen"
Guntram Arnold
100 Meter weiter, in der Bronnbacher Straße, hat Walter Blome zusammengepackt. Mit seinem Geschäft Das Bett ist er in die Spiegelstraße nach Würzburg umgezogen. Vor zehn Jahren kam Blome nach Marktheidenfeld. "Es war schwierig im ländlichen Bereich die Leute für unsere Philosophie zu sensibilisieren", erklärt der Geschäftsmann. Blome bietet hochpreisige Waren aus nachwachsenden Rohstoffen für "bewussten Schlaf in bester Form" an. Kundschaft hatte Das Bett immer weniger aus Marktheidenfeld. Blome: "Die Leute sind zunehmend aus Würzburg gekommen." Die Marktheidenfelder Kunden würden jetzt auch nach Würzburg kommen.
Blome wäre geblieben. Doch er hatte das in Bettingen geplante FOC im Hinterkopf - die Kaufkraft in Marktheidenfeld könnte schwinden. Als sich dann noch die Möglichkeit bot, in die Spiegelstraße ins Zentrum von Würzburg zu ziehen, stand die Entscheidung fest.
Blome sieht, dass der Marktheidenfelder Einzelhandel zu bröckeln beginnt: "Der Arnold war das erste große Loch. Das kann zum Flächenbrand werden."
Guntram Arnold hat sein Sport-Geschäft zum 31. Dezember 2000 unter anderem deshalb aufgegeben, weil ihm die geforderte Miete zu hoch war. Seither stehen die Räume mit Ausnahme einiger Tage leer.
Weitere Gebäude in guter Lage sind ungenutzt - so der ehemalige Kupsch in der Kreuzbergstraße, die Drogerie Schlecker in der Mitteltorstraße oder Tengelmann in der Heubrunnenstraße. Weitere könnten folgen. Ein Insider berichtet, dass einige Unternehmer ihre Mietverträge in Marktheidenfeld nicht verlängern wollen. Auch Neukauf in der Mitteltorstraße - kein klassischer Einzelhändler, aber der letzte Supermarkt in der Innenstadt - verhandelt seit Monaten mit dem Vermieter: "Die momentane Situation ist nicht wirtschaftlich", sagt Edo Günther, Geschäftsführer von EDEKA Nordbayern.
"Das Ladensterben wird ehr weitergehen", glaubt Guntram Arnold. "Marktheidenfeld ist da nicht das beste aber auch nicht das schlechteste Beispiel." Sein Geschäft habe besonders unter den Bauarbeiten vor der Haustüre gelitten. "Wir haben zeitweise 30 Prozent weniger Umsatz gemacht."
Generell habe der Einzelhandel eine schwierige Ertragslage, also das Problem, das jetzt auch die Firma Ziegler zum Rückzug gezwungen hat: Stagnierender Umsatz bei steigenden Kosten. Ein Mittel dagegen hatte auch Arnold nicht: "Ich habe zu gemacht, bevor ich alles verloren habe."