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ERLENBACH: Unkraut? Von wegen! - eine Betrachtung zum Ehrentag

ERLENBACH

Unkraut? Von wegen! - eine Betrachtung zum Ehrentag

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    Fit in Sachen Kräuter: Claudia Freisinger in ihrem Laden „Ringelblümchen“ in Erlenbach.
    Fit in Sachen Kräuter: Claudia Freisinger in ihrem Laden „Ringelblümchen“ in Erlenbach. Foto: Fotos: Lucia Lenzen (4), Gartenakademie Veitshöchheim, Thinkstock

    Endlich Frühling. Die Temperaturen steigen. Wie auf Kommando sprießen alle Pflanzen aus dem Boden. Alle? Ja, alle! Auch das Unkraut. Was aber von vielen Menschen jahrelang als störend oder unerwünscht empfunden wurde und somit den Titel „Unkraut“ trägt, hat in den letzten Jahren wieder an Beachtung gewonnen. Wildkräuterführungen boomen und Löwenzahn, Brennnessel & Co. landen immer öfter nicht in der Biotonne, sondern im Salat, in der Suppe oder dem Smoothie.

    Bereits von Kindesbeinen an ist auch Claudia Freisinger von der Pflanzenwelt fasziniert. Erklärte ihr als junges Mädchen der Großvater in seiner Heimat Österreich die Flora und Fauna, geht sie heute selbst rund um ihren Wohnort Erlenbach in den Wald, auf die Wiese oder in den eigenen Garten, um Kräuter zu ernten. Zum offiziellen Ehrentag des Unkrauts, der Ende März stattfand, zeigt die Erlenbacherin eine kleine Auswahl, was in so manchem ihrer Zöglinge stecken kann (Auszüge siehe Bilderleiste unten).

    Den Begriff „Unkraut“ gibt es bei ihr dabei nicht. „Jede Pflanze hat ihren Sinn, warum sie da ist und an welcher Stelle sie wächst“, sagt Freisinger. So gelten manche Pflanzen, wie zum Beispiel der Löwenzahn, als Bodenheiler, weil sie die Erde auflockern und regenerieren. Sie findet, dass die Wertschätzung für die Pflanzen früher größer war als heute. Nach dem Motto: Die Pflanze wächst, um uns zu helfen. Heute würden Kräuter rein auf ihre Inhaltsstoffe reduziert betrachtet.

    Weil sie mehr über Heilkraft und Hintergrund der Pflanzen wissen wollte, begann Freisinger 2008 eine einjährige Ausbildung in „Heilpflanzenkunde und Phytotherapie“ in Freiburg. Dort erarbeitete sie sich einen Grundstock in Botanik, aber auch in rechtlichen Hintergründen oder in der Frauenheilkunde. Mit diesem Wissen eröffnete sie 2012 in Erlenbach ihren eigenen Kräuterladen. War bei ihr zu Anfang überwiegend Tee zu finden, sind es mittlerweile über 100 Kräuter und rund 60 Gewürze. Dazu kommen Öle und passende Bücher.

    Der Anteil an selbst gezogenen Pflanzen in ihrem Laden ist allerdings begrenzt. „Ich brauche allein fünf Kilo Brennnessel pro Jahr, das muss man erst einmal anbauen und ernten“, erläutert sie. Deshalb bestellt sie das meiste in getrocknetem Zustand. Einiges erntet sie aber auch selbst, zum Beispiel Melisse, Pfefferminze oder Beifuß. „Die gibt es hier zuhauf, das wäre schade zu bestellen“, sagt Freisinger.

    In welcher Form wirken die Kräuter am besten? „Frisch ist besser als getrocknet“, erklärt sie. Allerdings sollte man dann auch die Erntezeiträume beachten. So sind einige ätherische Öle zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Höhepunkt, die einen zur Blüte, die anderen, wenn die Blütenknospen angesetzt sind. Nicht geerntet werden sollte kurz nach dem Regen, aufgrund der Schimmelgefahr.

    „Viele Pflanzen werden heutzutage von den Leuten auch gar nicht mehr erkannt“, erzählt Freisinger. Wer sich unsicher ist, sollte deshalb immer lieber ein Bestimmungsbuch mitnehmen oder eine geführte Kräuterwanderung machen. „Wenn ich dann eine spezielle Pflanze möchte, pflanze ich sie mir am besten direkt in den Garten, dann weiß ich, was ich habe“, so Freisinger. Wer sich heilendes „Unkraut“ in den Garten pflanzt, hat Glück: Es ist meist unkompliziert und anspruchslos. Geerntet werden sollten die noch jungen Blätter der Pflanze. Sie sind geschmacklich besser und intensiver – allerdings aufgrund ihrer geringen Größe auch mühsamer zu ernten.

    „Manchmal ist es aber auch so, als wüssten die Pflanzen ganz genau, was wir brauchen, und schleichen sich unbemerkt in unsere Beete“, erläutert Freisinger. So habe sie bei ihren Vorträgen schon Menschen erlebt, die verschiedene Kräuter jahrelang bekämpften, bis sie begriffen hätten, warum diese Pflanze da ist. „So wächst vielleicht bei einem Gartenbesitzer mit Haut- oder Rückenproblemen der Ackerschachtelhalm im Garten und bei einem verkrampften Gärtner das entkrampfende Gänsefingerkraut“, sagt die Pflanzenheilkundlerin.

    Als die wichtigsten Inhaltsstoffe in den Wildkräutern beschreibt sie – neben Chlorophyll – die Bitterstoffe. Sie regen die Verdauungssäfte an, verbessern die Nährstoffaufnahme, helfen bei Müdigkeit und Antriebsschwäche und wirken stark basisch auf den Körper. Für Freisinger also ein ideales Mittel, um sämtliche „Winterabfälle“ sowie die lästige Frühjahrsmüdigkeit loszuwerden.

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