Uschi Schilasky ist ganz vernarrt in ihre Boxer, vor allem in die sechs kleinen Welpen. „Ich bin rund um die Uhr Boxermama und es gefällt mir“, sagt die 59-jährige Karsbacherin freudestrahlend. „Gucken Sie sich doch mal diese Knüttel an“, sagt sie und schaut zu den sechs Wochen alten Boxern, die in ihrem großen Gehege im Hof mit Kuscheltieren, Hundespielzeug und Bällen herumtollen oder einfach nur dösen. Besonders angetan hat es der „Boxermama“ die kleine Brown Sugar, die von ihr mit dem Fläschchen großgezogen wurde und die sie auf dem Arm knuddelt und knutscht.
Schon vor Betreten ihres Anwesens in Karsbach begrüßen zwei Boxerbüsten auf den Säulen des Hoftors die Besucher. Ein Schild „Hier wache ich“ mit Boxersilhouette auf der Hoftür macht zudem klar, was einen dahinter erwartet. Uschi Schilasky und ihr Mann Rüdiger sind auf den Hund gekommen, auf den Boxer.
Zu den sechs Welpen gehört Mamahündin Oceana, die 2014 deutscher Champion war. Außerdem gibt es noch den temperamentvollen siebenjährigen Gentle, dessen Vater Weltsieger war und der selbst schon 26 Ausstellungen gewonnen hat und ebenfalls schon deutscher Champion war, und Cannabis aus Montenegro, deren Vater einst Jugendweltsieger war.
Cannabis selbst hat vor ein paar Wochen die Weltsiegerausstellung in Gelsenkirchen im wahrsten Sinne des Wortes „verkackt“. Die Schilaskys gehen häufig auf Ausstellungen mit ihren Hunden – und gewinnen oft. So waren sie Ende Mai mit Cannabis auch auf der Weltsiegerausstellung. Rüdiger Schilasky, 63, erzählt, dass er mit ihr extra mehrfach längere Spaziergänge unternommen hatte, aber sie habe einfach keinen Haufen gemacht. Dann stand er mit ihr und 27 anderen Hündinnen im Ring, bis nur noch fünf übrig waren, darunter Cannabis. In dem Moment machte sie im Ring ihren Haufen. Das war's. „Die Grundbedürfnisse“, sagt seine Frau, „gehen halt vor.“
„Boxer von Anima“ ist der Zwingername der Schilaskys – Anima (Seele) wie eines von Uschi Schilaskys Lieblingsbüchern, der Roman des Kanadiers Wajdi Mouawad. Oceana, eine Halbschwester von Gentle, hat gerade den zweiten Wurf Welpen bekommen. Bis auf einen sind alle schon verkauft, ein kleiner Rüde kommt sogar ins amerikanische Philadelphia. Das Frauchen legt wert auf den Hinweis, dass die Hündin auf natürliche Weise ohne Komplikationen geworfen habe – heute würde bei vielen Hündinnen ein Kaiserschnitt gemacht. Als „Rückbildungsgymnastik“ gibt es später lange Läufe neben dem Fahrrad und Training auf dem Hundeplatz.
Früher hatten die Schilaskys, die bis 1992 in Sendelbach wohnten, jahrelang Pferde. Daneben erst einen Schäferhund und dann eine irische Wolfshündin. Warum dann 2008 Gentle, einen Boxer? Rüdiger Schilasky wollte einfach einen Boxer, erzählt er, er sei fasziniert von ihrem freundlichen, lebhaften Wesen gewesen, dass man ihrem Gesicht ansehen könne, „wie sie drauf sind“, weil sie Mimik hätten. Außerdem gefiel ihm das Athletische der Hunde. Seine Frau kann fast schon erotisch beschreiben, wie man bei Gentle, wenn er angespannt ist, jeden Muskel einzeln sehen könne, welch Gangwerk er habe.
Dass die Hunde sehr lebhaft sind, merkt man vor allem Gentle an, der vor lauter Verspieltheit kaum zu bändigen ist und den Reporter anspringen und abschlecken will. „Das muss man halt mögen“, sagt das Frauchen. „Wie ein junger Gott“ springe der Rüde trotz seiner sieben Jahre noch. Boxer seien Familienhunde mit einem ausgeprägten Spieltrieb, aber auch Beschützerinstinkt.
Die Schilaskys erzählen, dass ihre Hunde hochwertiges Futter mit einem hohen Fleischanteil bekommen. Als Geheimtipp für glänzendes Fell und eine gute Verdauung geben sie ihnen in kleinen Mengen Lammfett. Und Uschi Schilasky hat es bei der kleinen Brown Sugar, die ziemlich geschwächelt hat, erfolgreich mit etwas Besonderem probiert. Sie habe ihr immer ein Löffelchen Gelée Royale, den Futtersaft der Bienenköniginnen, in die Milch gegeben. „Jetzt ist sie ein kleines Löwenherz.“
Boxer sind allerdings Gebrauchshunde, die vor der Zulassung zur Zucht auf ihre Gesundheit, Tauglichkeit und Leistungsfähigkeit geprüft werden und die eine Aufgabe brauchen. Die Schilaskys gehen mit ihnen deshalb regelmäßig auf den Boxerplatz in Würzburg, wo sie trainieren. „Danach sind sie ausgeglichen“, sagt Rüdiger Schilasky, der ursprünglich aus dem hessischen Sechshelden bei Dillenburg stammt und seit den 70ern bei Rexroth in Lohr arbeitet. Während die Welpenaufzucht für seine Frau ein 24-Stunden-Job ist, hat er sich jetzt für die letzten drei Wochen mit den Welpen halbtags Urlaub genommen.
Weil es der zweite Wurf, der B-Wurf, ist, haben nach alter Züchtertradition alle sechs Welpen Namen, die auf „B“ beginnen. Die kleine Blue Silky Heaven (dt. blauer seidiger Himmel) darf später einmal nicht zur Zucht verwendet werden, da sie weiß ist und somit nicht dem Rassestandard der Boxer entspricht, die entweder „gelb“ oder „gestromt“, also marmoriert, sein sollen. Aber, so Uschi Schilasky: „Es gibt immer mehr Liebhaber der Weißen.“ Und natürlich hat Blue Silky Heaven auch schon einen Käufer gefunden.
Frauchen Uschi wacht genau darüber, wer ihre Welpen kauft. Hat sie Zweifel, ob ein Boxer etwas für den Käufer ist, bekommt er statt einem Hund einen Korb.
Deutscher Boxer
Der Brabanter Bullenbeißer gilt als unmittelbarer Vorfahre des Deutschen Boxers. Im Mittelalter wurden an europäischen Fürstenhöfen regional variierende Bullenbeißer-Schläge zur Jagd auf wehrhaftes Wild, wie Bären und Wildschweine, gezüchtet. Allerdings wurden diese beim Aufkommen von Feuerwaffen unbeliebt. Durch das Einkreuzen der Bulldogge entstand der Deutsche Boxer. Bereits 1895 gründete sich in Deutschland der Boxer-Klub e. V. mit Sitz in München. Mittlerweile gibt es weiltweit Boxer-Klubs. Die Landes- und Ortsgruppen der Klubs richten regelmäßig Zuchtschauen und Leistungsprüfungen aus. Auch werden sowohl im Zucht- als auch im Leistungswesen nationale Meisterschaften und Weltmeisterschaften ausgetragen. Seit 1924 ist der Deutsche Boxer als Diensthunderasse anerkannt. Boxer sind kräftige Hunde von stämmiger Statur mit glattem, kurzem Haar, starken Knochen und massigem bis drahtigem Körperbau. Ohren und Rute werden naturbelassen, kupieren ist heute in fast ganz Europa verboten. Quelle: Wikipedia