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MARKTHEIDENFELD: Verkaufsregal zu mieten: Wie Ebay zum Anfassen

MARKTHEIDENFELD

Verkaufsregal zu mieten: Wie Ebay zum Anfassen

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    Ein Second-Hand-Laden der besonderen Art: Gerd Wunram ist Geschäftsführer von „Mein Verkaufsregal“ und eröffnete seine fünfte Filiale in der Bronnbacher Straße in Marktheidenfeld.
    Ein Second-Hand-Laden der besonderen Art: Gerd Wunram ist Geschäftsführer von „Mein Verkaufsregal“ und eröffnete seine fünfte Filiale in der Bronnbacher Straße in Marktheidenfeld. Foto: Foto: Dorothea Fischer

    Sammelpuppen sitzen neben PC-Tastaturen. Glasschalen in verschiedenen Größen, Farben und Formen stapeln sich neben einer, in die Jahre gekommenen Singer-Nähmaschine. Und Grünpflanzen aus Kunststoff hübschen den Anblick des alten Kartons mit kleinteiligen Eisenwaren etwas auf.

    Bei „Mein Verkaufsregal“, einem neuen Marktheidenfelder Second-Hand-Laden in der Bronnbacher Straße, kann jeder seine Waren – egal ob neuwertig oder gebraucht – zum Verkauf anbieten. Die Besonderheit: Kunden, die ihre Artikel verkaufen möchten, mieten die Regalböden wochenweise. Für einen Meter zahlen sie drei bis sieben Euro. Zur Geschäftseröffnung gibt es bis Ende Oktober sogar noch eine Rabattaktion: zwei Regalbretter zum Preis von einem.

    Geschäftsführer Gerd Wunram bezeichnet sein Konzept als „Ebay zum Anfassen“ und wetterunabhängige Alternative zum Flohmarkt. Bisher betreibt er vier Filialen von „Mein Verkaufsregal“ in Hessen; Anfang des kommenden Jahres wird er auch in Würzburg einen Laden eröffnen. Das Verkaufskonzept scheint aufzugehen. Es sind nur noch wenige Regalböden frei. Wunram weiß: „So etwas gibt es in Marktheidenfeld und der Umgebung noch nicht.“ Aber er freut sich, dass die Menschen hier „Mein Verkaufsregal“ gegenüber aufgeschlossen sind.

    Der Vorgang ist immer gleich: „Kunden bringen ihre Sachen, bekommen von uns die Etiketten gestellt und räumen ihre Ware an den Platz. Selbstverständlich beraten wir sie dabei“, sagt der Geschäftsführer. Er empfiehlt, dass die Artikel ordentlich und sauber sind, dann verkaufen sie sich besser.

    15 Prozent des Verkaufspreises behält er ein, den Rest bekommt der Kunde. Auf Knopfdruck, gerne auch telefonisch, kann Wunram seinen Kunden sagen, welche Artikel ihres Regales bereits verkauft sind – dann sollten sie möglichst bald vorbeikommen und auffüllen. Er rät: „Sie verschenken sonst Platz.“

    Das Geschäft ist seit Anfang Oktober geöffnet; nach rund zwei Wochen ist Geschäftsführer Gerd Wunram mehr als zufrieden mit dem Start. Am Martinimarkt vor zwei Wochen, verkauften sich viele Artikel. Die Regale müssen derzeit wieder aufgefüllt werden. Ein Senior, der in den letzten beiden Tagen ein paar Sachen verkaufen konnte, stellt gerade neue Zinnfiguren und einen Rumtopf neben die Butterdose, die braune Vase und die anderen Gegenstände, die bereits auf seinen beiden angemieteten Regalbrettern stehen.

    „Vor dem Martini-Markt hatten wir hier einige Kinderwagen stehen, die sind bereits alle verkauft.“

    Gerd Wunram Geschäftsführer

    Er sagt: „Zu Hause haben wir viele Dinge, die wir nicht mehr nutzen. Sie nehmen Platz weg, sind aber zu schade, um sie in den Müll zu werfen.“ Er hofft, dass jemand anderes sie noch gebrauchen kann. Bis jetzt ist er sehr zufrieden mit der Ausbeute, innerhalb von zwei Tagen ist er zwei Artikel losgeworden. „So kann es weitergehen.“ Seine Verkaufsfläche hat er vorerst für 14 Tage gemietet, ob er weitermacht, entscheidet er, wenn diese Frist vorbei ist.

    Auch Imke Voss (48 Jahre) aus Urspringen testet den neuen Laden in Marktheidenfeld. Sie sagt: „Ich finde, das Geschäftsmodell ist nur etwas für Sachen, die man auf Flohmärkten nicht loskriegt, oder die leicht kaputt gehen.“ Das sind in ihren Augen zum Beispiel Waren aus Glas oder Keramik, die durch das häufige Ein- und Auspacken und den Transport zerbrechen können. Auch Spiele oder Bücher, die aufweichen, wenn es regnet, gehören dazu.

    Voss besucht gerne Flohmärkte; hierfür fährt sie zum Beispiel bis in den Bayerischen Wald. Sie hat Spaß daran, mit Kunden zu feilschen und mag die Atmosphäre auf dem Platz. Außerdem, so sagt sie, sind die Standgebühren wesentlich geringer, als in „Mein Verkaufsregal“. Sie hofft, dass die Erlöse das wettmachen. Ein Spiel hat sie im Geschäft bereits verkauft; nach einer Woche wird sie die Preise für die Waren auf ihren drei Regalbrettern senken. Sie sagt: „Ich habe mir vorgenommen, einen Gewinn von zehn Euro pro Woche zu erwirtschaften. Ansonsten werde ich mein Angebot wieder herausnehmen.“

    Neben den Regalen gibt es auch Bodenstellplätze für größere Gegenstände. „Vor dem Martini-Markt hatten wir hier einige Kinderwagen stehen, die sind bereits alle verkauft“, sagt Wunram. Hier platziert er auch Waschmaschinen oder Kleinmöbel. Eine Ecke des Ladens ist für Kleidung reserviert. Sogar eine Umkleidekabine für die Anprobe gibt es. Abgerechnet wird nach gemieteten Kleiderbügeln; das Stück kostet 50 Cent je Woche.

    Kunden können auch Wandplätze für Bilder, Stellplätze in abschließbaren, beleuchteten Glasvitrinen oder prominente Flächen im Schaufenster mieten. Außerdem biete er Neuwaren aus Überproduktion an, erklärt Wunram. Etwa alle vier Wochen erhält er Kaffeemaschinen, Toaster oder Geschirr, die er bis zu fünfzig Prozent günstiger anbieten kann, als sie sonst im Handel erhältlich sind. Derzeit verkauft er beispielsweise günstige LED-Kerzen und Schmuck-Broschen.

    Die 62-jährige Ursula Albert aus Homburg lockt die Neugierde in den Laden; sie ist heute zum ersten Mal hier, um sich das Angebot anzuschauen. Prüfend geht sie durch die Regalreihen und begutachtet das Sammelsurium. „Ich bin erstaunt, wie sauber die Waren sind. Hier gibt es keinen Schrott“, sagt sie. Sie stößt auf ein paar schöne Sammeltassen. Den Preis für drei Euro je Set findet sie sehr günstig. „Auf Flohmärkten wird oft viel mehr verlangt.“ Neben dem Porzellan ersteht sie auch noch ein Paar neuwertige Nordic-Walking-Stöcke. Albert ist sich sicher: „Ich komme bestimmt wieder. Hier gibt es immer Neues zu entdecken.“

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