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Marktheidenfeld: Verrückte Kaffebohnen und tanzende Hot-Dogs

Marktheidenfeld

Verrückte Kaffebohnen und tanzende Hot-Dogs

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    Brillante Jazz-Klänge im Marktheidenfelder Stadtgärtchen bot das Quartett "InSwingtief" aus Würzburg.
    Brillante Jazz-Klänge im Marktheidenfelder Stadtgärtchen bot das Quartett "InSwingtief" aus Würzburg. Foto: Martin Harth

    Zum zweiten Konzert im Marktheidenfelder Stadtgärtchen mit dem Würzburger Jazz-Quartett "InSwingtief" zog es am Samstagabend rund 100 Gäste an den Oberen Mainkai. Die Musiker freuten sich wie ihre Kolleginnen von "Lautnah" am Vorabend auf einen Auftritt auf einer echten Bühne nach längerer Zeit, zu dem sie Bürgermeister Thomas Stamm herzlich willkommen hieß. Die Gäste hatten ihre Sitzplätze mit großem Hygiene-Abstand eingenommen und erwarteten einen besonderen und stimmungsvollen Sommerabend.

    Diesen Wunsch sollten die gebürtige Römerin Sabrina Damiani (Kontrabass), Felix Leitner (Gipsy-Gitarre), Thomas Buffy (Violine) und Stefan Degner (elektrische Jazzgitarre) bravourös musikalisch erfüllen. Ihre gemeinsame Kernleidenschaft ist der Gipsy-Jazz oder auch Sinti-Swing, eine Hommage an die längst verstorbenen Szene-Größen Django Reinhardt oder Stéphane Grapelli. Aber das Quartett bereichert anspruchsvolle Eigenkompositionen und Adaptionen klassischer Jazz-Arrangements mit ansprechenden Anleihen aus der Weltmusik, aus Klezmer oder mit lateinamerikanischen Rhythmen.

    Humorvolle Ansagen

    Schon beim einleitenden Stück "Swinging Rudi" kam der vorwärts treibende Gitarrenschlag von Felix Leitner, der sich aber auch auf das melodiöse Solo versteht, zur vollen Entfaltung. Die ersten Füße wippten unter den Zuhörern sogleich mit. Von der Bühne im Stadtgärtchen war ein Kompliment an das lange vermisste Publikum zu hören: "Sie sollten eigentlich selbst mal hier auf die Bühne kommen, um selbst zu sehen, wie gut sie von hier oben aussehen."

    Da wären wir bei einem weiteren Element, das den Abend prägte. Mit humorvollen Ansagen stellte das Quartett ihre Titel vor und vermittelte damit, was die Musiker im Innersten verbindet. Es ist der Spaß daran, was sie gemeinsam tun. Da konnten sich die Vier ruhig gegenseitig mal selbst auf den Arm nehmen und respektlos über die Entstehung ihrer Werke witzeln, das virtuose solistische Können in perfektem Zusammenspiel begeisterte. Die reiche Insektenwelt am Main beeinträchtigte dies im grellen Licht der Scheinwerfer nicht wirklich.

    Ein Bossa-Nova-Traum

    Nachhaltig machte schon im zweiten Stück "Macro", einem gekonnten Anklang an ein Django-Reinhardt-Werk, Sabrina Damiani auf sich aufmerksam. Ihr harmonisches Spiel auf dem Kontrabass prägt in ihren Soli eine unerwartete melodiöse Eleganz. Bei "Bossa Degnu", einem Werk des Akzente setzenden Jazz-Gitarristen Stefan Degner, brach sich vielleicht ein wenig das Fernweh Bahn, ein Bossa-Nova-Traum von den Stränden Brasiliens.

    Skurrile Titel tragen die bewegenden Schöpfungen von "InSwingtief". Da berichtet man musikalisch mit einem Bolero von verrückten Kaffeebohnen oder lässt heiße Würstchen im sanften Walzertakt dahingleiten. Der plötzliche Herztod eines Schweins vor der Schlachtung endet in einem erdig anmutenden Blues.

    Nach der Pause steigerte sich die Dynamik in der Programmfolge. Dafür standen der Jazz-Standard "Bernies Tune" von Bernie Miller oder Louis Armstrongs "Swing that Music". Eine tragende Säule des Programms war das lebhafte Violinenspiel von Thomas Buffy. Eindrucksvoll wurde das bei "Jonasch" als einer Anleihe bei der jiddischen Klezmermusik deutlich, die auch das distanziert platzierte Publikum zu Mitklatschen motivierte.

    Interaktion beeinträchtigt

    Die Abstandsregeln beeinträchtigen nämlich die Interaktion im und mit dem Publikum spürbar. Gegen Ende wurde die Pandemie nochmals zum Thema bei "It Don't Mean a String", das man nach Aussage der Band eigentlich scherzhafterweise als "Swing in Corona Minor" betiteln wollte, oder auf einer Fantasie-Urlaubsreise nach "La Bredouille".

    Das Publikum erklatschte sich eine Zugabe und mit Stéphane Grapellis warmtönenden "Minor Swing" ein Kabinettstück des Gipsy-Jazz, das, in einer besonderen Zeit an einem wunderbaren Ort gespielt, in Erinnerung bleiben wird.

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