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Marktheidenfeld: "Viel zu warm und viel zu trocken"

Marktheidenfeld

"Viel zu warm und viel zu trocken"

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    Den Klimawandel in Unterfranken beleuchtete Professor Heiko Paeth in einem Vortrag in Marktheidenfeld.
    Den Klimawandel in Unterfranken beleuchtete Professor Heiko Paeth in einem Vortrag in Marktheidenfeld. Foto: Wolfgang Dehm

    Über den Klimawandel in Unterfranken referierte Heiko Paeth am Dienstag in der mit deutlich über 100 Leuten besetzten Aula der FOS/BOS in Marktheidenfeld; Paeth ist Professor für Klimatologie am Institut für Geografie und Geologie der Universität Würzburg.

    Laut Paeth war es in Unterfranken in den letzten 15 Jahren - im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 - "viel zu warm und viel zu trocken". Auch der viele Regen in den letzten Monaten habe das bestehende Wasserdefizit nur um rund 20 Prozent aufgefüllt.

    Mache man weiter so wie bisher, werde die Durchschnittstemperatur in den kommenden 80 Jahren um 4,4 Grad Celsius steigen, bei "etwas Klimaschutz" könne man mit einer Erwärmung um 2,7 Grad rechnen. Die im Paris-Abkommen angepeilten 1,5 Grad werden laut Paeth nicht zu schaffen sein.

    In Marktheidenfeld gab es laut Paeth vor rund 20 Jahren sechs bis sieben Hitzetage im Jahr. Wenn man den Klimawandel ungebremst geschehen lasse, werden es ihm zufolge in den nächsten Jahrzehnten um die 30 werden.

    Und auch die Anzahl der Tropennächte (Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt) werde zunehmen, sagte Paeth. Bis zum Jahr 2100 seien 10 bis 20 pro Jahr zu erwarten.

    Laut Paeth werden die Trockenperioden künftig länger. Gleichzeitig werde es mehr Starkregen geben, der allerdings auf den ausgetrockneten Böden nicht gut eindringen könne.

    Eine weitere Folge des Klimawandels mit wärmeren Wintern und verfrühter Wachstumsphase seien zunehmende Spätfrostschäden im Obst- und Weinbau.

    Mit Blick auf den Wald sagte Paeth, im Steigerwald werde man in 30 Jahren ein Klima haben, wie aktuell im Oberrheingraben und gegen Endes dieses Jahrhunderts wie in Südfrankreich. Dieses Wissen schütze zwar das Klima nicht, helfe aber beim Waldumbau.

    Die Stadt Würzburg ist laut Paeth an heißen Sommertagen besonders betroffen vom Klimawandel. Denn wenn es abends im Umland auf 20 Grad Celsius abkühle, habe man in Würzburg aufgrund von versiegelungsbedingten Hitzeinseln teilweise noch 29 Grad. Abhilfe können ihm zufolge Stadtbäume schaffen, die eine kühlende Wirkung hätten.

    Zum Zusammenhang zwischen Bodenversiegelung und Klimawandel sagte Paeth, Deutschland habe sich seit 1880 um 2,2 Grad Celsius erwärmt. Den gleichen Effekt könne sich eine kleine Gemeinde durch Versiegelung, beispielsweise für ein Gewerbegebiet, "herzaubern". Aktuell werden laut Paeth in Deutschland täglich 56 Hektar Fläche neu versiegelt.

    In der Diskussion mit dem Publikum sagte Paeth, er sehe derzeit keine Anzeichen dafür, dass sich die Klimafrage in eine gute Richtung entwickelt. Sinnvoll wäre aus seiner Sicht der Bau von möglichst vielen dezentralen Regenrückhaltebecken. Förderprogrammen gebe es dafür nicht.

    Paeth, der sich mit Forderungen an die Politik äußerst zurückhielt, ließ sich an dieser Stelle doch zu der Aussage hinreißen, dass es besser wäre, statt Milliarden in KI (künstliche Intelligenz) zu stecken, sich dem Thema Wasser anzunehmen. "In Zukunft werden wir vielleicht ohne KI überleben, aber nicht ohne Wasser."

    Die "ultimative Verantwortung" etwas gegen den Klimawandel zu tun, liege "bei uns allen", meinte Paeth. Es mache keinen Sinn, an Weihnachten Erdbeeren aus Chile zu kaufen, nannte er als Beispiel. Jeder müsse sein Verhalten hinterfragen: "Müssen wir alle 2,5 Tonnen schwere SUV fahren? Muss ich mit dem Flugzeug in den Urlaub?" Beim Konsum sollte Paeth zufolge gelten "möglichst regional und saisonal".

    Der Vortrag von Professor Paeth fand statt im Rahmen der vor einiger Zeit angelaufenen Reihe "Stadt – Land – Zukunft", die organisiert wird vom Bund Naturschutz, der evangelischen Kirche und dem Bündnis 90/Die Grünen; neuerdings sind auch die Freien Wähler dabei.

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