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RÖTTBACH: Vielseitige Vierbeiner mit fünf Gängen

RÖTTBACH

Vielseitige Vierbeiner mit fünf Gängen

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    Nachzucht: Islandfohlen vom Kernhof genießen den Sommer 2014.
    Nachzucht: Islandfohlen vom Kernhof genießen den Sommer 2014.

    Normalerweise tragen sie Namen wie Myrkvi, Fjara oder Pjatla – dass die isländischen Vorbesitzer den stolzen fuchsfarbenen Hengst aber ausgerechnet auf den Namen „Otto“ getauft haben, findet selbst Besitzerin Anne Werner verwunderlich. Zum Fototermin hat die 32-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin den Zuchthengst des Islandpferdegestüts Kernhof aus dem Stall geholt. Gelassen steht Otto nun neben seiner Chefin und lässt sich hinter dem Ohr kraulen, während diese über die Vorzüge der vierbeinigen Einwanderer aus Island spricht.

    Angefangen hat alles mit einem Besuch der Familie Werner bei der Frankenschau 1992. „Es wurde eine Islandquadrille gezeigt“, erzählt Vater Ernst Werner. „Daraufhin sagte meine Frau: Wenn wir uns Pferde anschaffen, dann solche.“ Ein Jahr später hatte die Familie eine trächtige Zuchtstute und ein Jungpferd. „Wir wohnten damals noch in Kredenbach“, so Ernst Werner. Der Umzug nach Röttbach kam im Jahr 2000. Tochter Anne Werner hatte gerade in Ansbach in Mittelfranken ihre Lehre zur Pferdewirtin Zucht und Haltung mit dem Schwerpunkt Gangpferde begonnen. Der Platz in Kredenbach wurde immer enger.

    „Uns war klar, dass Anne durch die Ausbildung mit den Pferden weiterarbeiten will“, erzählt Vater Werner. Und so war der Kauf des ehemaligen Aussiedlerhofes kurz vor Röttbach schnell beschlossen. Der Grundriss des Hauses blieb erhalten, der Rest wurde neu: Der Hof bekam ein Pflaster, die Stallungen wurden umgebaut, später kam eine Ovalbahn mit Schotterboden-Brechsand-Belag und eine Reithalle dazu.

    Rund 60 Isländer in Röttbach

    Rund 60 Pferde der robusten Rasse von der skandinavischen Insel stehen auf dem Röttbacher Hof. Rund 20 davon sind Pensionspferde. Der Rest sind Verkaufspferde, Jungtiere oder Pferde, die im Schulbetrieb mitlaufen. Gehalten werden sie in kleinen Herden mit zehn bis zwanzig Tieren in Offenstallhaltung, im Sommer auf der Weide.

    „Die Isländer sind Robustpferde, die können das ganze Jahr draußen stehen“, weiß Anne Werner. Mehrmals schon hat sie Zeit in Island verbracht, sich die Arbeit dort angeschaut und mitgemacht. „Island ist ein raues Land, es gibt Schneestürme, das Gelände ist steinig und uneben, all das härtet die Pferde ab und macht sie unheimlich trittsicher“, erzählt sie. Mehr Arbeits- und Fortbewegungsmittel, weniger Freund seien die Pferde in Island und deshalb auch weniger verwöhnt.

    Hat Anne Werner am Anfang noch öfter Pferde aus Island nach Deutschland geholt, sind es in den letzten Jahren aufgrund der eigenen Zucht weniger geworden. Die Tiere seien sehr anpassungsfähig. Das einzig problematische sei das Sommerekzem, eine Art allergische Reaktion auf die Stechmücke, so Anne Werner. Durch den Juckreiz schrubben sich die Tiere Mähne und Schweif weg. Auf dem Kernhof bekommen die Ekzem-Kandidaten deshalb eine Decke.

    Flexibel, ausgeglichen und vielseitig einsetzbar beschreibt Anne Werner ihre Rasse. Durch die Offenstallhaltung seien die Tiere weniger gestresst und blieben beim Putzen brav stehen. Unter dem Sattel dann gelten sie als willig, trittsicher und aufgrund ihrer eigenen Gangart, dem Tölt, auch als besonders rückenfreundlich. „Der Tölt hat eigentlich die gleiche Fußfolge wie der Schritt, also einen Viertakt, nur ist er schneller“, erklärt Anne Werner. Dadurch entfällt die Flugphase und die Gangart wird bequemer. „Champagner-Tölt“ heißt deshalb auch die selbst ernannte Spaßprüfung der Familie Werner, bei der die Teilnehmer mit einem gefüllten Champagnerglas im Tölt eine Strecke zurücklegen müssen, ohne dass viel verschüttet wird.

    Nicht auf Bequemlichkeit, sondern auf Geschwindigkeit kommt es hingegen in der zweiten besonderen Gangart der Isländer, dem Rennpass an. Geschwindigkeiten von rund 30 Kilometern pro Stunde können die Tiere hier erreichen.

    Passrennen auf der Kurzstrecke

    Auf Turnieren gibt es extra Passrennen auf Kurzstrecken von 150 bis 250 Metern. „Die Pferde können richtig losfetzen, das ist dann auch nichts mehr für kleine Kinder“, erzählt Anne Werner. Nicht selten werden kräftig gebaute Isländer deshalb auch von groß gewachsenen Männern geritten. Mit einem Stockmaß von 1,30 bis 1,48 Meter gelten die Tiere als Kleinpferd.

    Mit dieser Größe und ihrer Art seien sie aber auch das ideale Einsteigerpferd, so Anne Werner. Mit drei Jahren können die Kinder bei ihr mit Voltigieren anfangen. Sind sie dann sieben, acht Jahre alt wechseln sie in die Reitschule. „Wir haben aber auch sehr viele Wiedereinsteiger, zum Beispiel Frauen, die nach einer intensiven Familienphase wieder zum Reiten kommen“, erzählt die Pferdewirtin. Zunehmen würde auch die Gruppe der 50-Jährigen und aufwärts, denen es beim Reiten weniger um den Sport, als um das Naturerlebnis geht. „Oft reitet die Frau bereits und der Mann steigt später ein, um mit der Frau etwas gemeinsam zu machen“, erzählt Anne Werner.

    Unter den Einstellern auf dem Kernhof gibt es aber auch einige Studenten aus Würzburg, die die lange Wegstrecke nach Röttbach in Kauf nehmen, damit ihre Tiere in einer reinen Islandpferdeherde stehen. Dass die unter sich bleiben, ist der Familie Werner wichtig. Schon öfter musste Anne Werner Anfragen ablehnen, in denen Leute ihre Großpferde bei ihr einstellen wollten. Auf dem Kernhof möchte man 100 Prozent isländisch bleiben – auch wenn die Namen der Pferde das nicht immer verraten.

    Das Hoffest zum Jubiläum „15 Jahre Islandpferdegestüt Kernhof“ findet am 3. Mai von 9 bis 17 Uhr auf dem Hof der Familie Werner in Röttbach statt. An diesem Tag gibt es ein Hofturnier, auf dem in Gangpferdeprüfungen die Besonderheiten der Islandpferde veranschaulicht werden. In Spaßprüfungen messen sich die Reiter unter anderem im Ringstechen, Kostümpaar-Reiten und beim Champagner-Tölt. Zudem gibt es ein buntes Kinderprogramm mit Kinderschminken, Ponyreiten und Tombola.

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