Ein Virenscanner-Programm gegen innere „Antreiber“, die uns das Leben schwer machen, hatte Utina Hübner zum ökumenischen Frühstückstreffen für Frauen am Samstag in die voll besetzte Neuendorfer Schönrainhalle mitgebracht. Vorgestellt hat sie ihn mit ihrem anschaulichen Vortrag „Bibel, Lippenstift und Terminkalender – Wege zur Gelassenheit“ .
Computer seien anfällig für Viren, die von außen kommen, erläuterte die therapeutische Seelsorgerin aus Neuendettelsau bei Ansbach den Zuhörerinnen, die es sich am gemütlich gedeckten Frühstückstisch bequem gemacht hatten. Der Computer werde dann immer langsamer und könne schließlich total ausfallen. Dieser Vorgang sei durchaus mit dem Leben zu vergleichen.
Vier gefährliche Viren
Vier Viren zählte Hübner auf, die dem Menschen das Leben erschweren: 1. Sich mit anderen vergleichen. 2. Es allen recht machen wollen. 3. Perfekt sein zu wollen. 4. Sich an Grenzen aufreiben.
Der Vergleich, zum Beispiel andere hübscher und vermögender zu finden, oder das Können anderer zu neiden, ziehe den Menschen runter und das Selbstwertgefühl leide, wusste die Psychotherapeutin aus täglicher Erfahrung in ihrer Praxis zu berichten. Ein Gegenmittel dafür sieht sie in der Dankbarkeit: Ein Blick auf das was man habe, mache ein fröhliches Herz. Wer es allen recht machen wolle, dürfe keinen eigenen Standpunkt und keine eigene Meinung haben, denn dies führe sonst zu Unzufriedenheit und zum Unglücklichsein. Von den Erwartungen der anderen solle man sich nicht in Panik bringen lassen.
Hochschauen und Herausgehen
Die Losworte der Therapeutin, diesen Gefahren zu entgehen, lauteten „Up“, „In“ und „Out“. „Up“ erklärte sie mit hochschauen, den Kontakt zu Gott aufnehmen. „In“ stehen für „in sich gehen“ und sich die Frage zu stellen: Stehe ich da wirklich dahinter? Und „Out“ schließlich bedeute herauszugehen, bereit zu sein: Jetzt kann ich.
Hinter Perfektionismus stecke die Angst, Fehler zu machen und sie vermeiden zu wollen, sowie der Antrieb, alles immer zu verbessern und schöner zu machen. Hier sei Demut angesagt. Gott wolle keinen perfekten Menschen. Eine vielfältige Gesellschaft sei ein hohes Gut.
Ein weiterer Virus sei es, sich an Begrenzungen auf Dauer wund zu reiben. Dies könnten begrenzte Wohnverhältnisse, begrenzte finanzielle Verhältnisse oder gesundheitliche Einschränkungen sein. Die Lösung dazu sei, Grenzen und Schwächen zu akzeptieren.
Völlig virenresistent sei sie selbst allerdings auch nicht, bekannte die Referentin, die Mutter von fünf Kindern, Therapeutenausbilderin und Leiterin von Ehe- und Familienseminaren ist, freimütig ein. Gegen die Virengefahr gehe sie mit Bibel, Lippenstift und Terminkalender an.
Ruhe finden, Genießen, Planen
Die Bibel stehe für die stille Zeit, um Ruhe zu finden und in sich zu gehen. Der Lippenstift stehe für das Schöne. Sich etwas Schönes zu gönnen oder etwas Gutes für sich tun, mache zufriedener und ausgeglichener. Und der Terminkalender soll dafür sorgen, sein Leben selbst zu bestimmen und zu planen und sich die nötigen Auszeiten gönnen. Burn-out (Ausbrennen) und Boreout (ins Loch fallen, sich langweilen), seien Extreme, die heute häufig auftreten.
Das überkonfessionelle Treffen für Glaubens- und Lebensfragen war vom Team unter Leitung von Elisabeth Schmitt gut vorbereitet. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Gospelchor an der Auferstehungskirche unter Leitung von Mark Genzel. Nächster Veranstaltungstermin ist der 23. Februar 2013.