Die Corona-Pandemie verlangt Organisatoren, Kursleitungen und Teilnehmenden einiges an Kreativität ab. Immer wieder muss das Angebot an die aktuelle Inzidenzlage angepasst werden, sagte Geschäftsstellenleiterin Christin Krumpholz im Kulturausschuss des Gemündener Stadtrats am Montagabend über das Geschehen in der Volkshochschule Lohr-Gemünden. So wurden Kurse geteilt und umgelegt, Raum- und Hygienekonzepte erstellt und dann musste man auch neue Räume suchen, denn viele fielen wegen der Größe weg. Genutzt wurden neu Scherenberghalle, Kolpingheim und Realschulturnhalle. Und nun gibt es sogar Pläne für ein Kursangebot im Freien.
Ausführlich schilderte Krumpholz den Ausschussmitgliedern die Entwicklung im Wintersemester 2020/21 in den unterschiedlichen Angebotsbereichen von Ausstellungen über Führungen und berufliche Bildung bis hin zum Gesundheitsbereich. Ihre Bilanz: "Von 116 angebotenen Kursen und Einzelveranstaltungen in Gemünden konnten tatsächlich 57 beginnen und teilweise komplett durchgeführt werden. Dies entspricht einem Anteil von 49 Prozent."
Gesundheitskurse im Sommersemester beendet
Für das Sommersemester wurden 131 Kurse unter veränderten Bedingungen geplant. Manches Angebot war realisierbar, manches wanderte ins Internet, anderes musste verschoben werden. Im Gesundheitsbereich müssten leider weiterhin alle Kochkurse aufgrund fehlender Räumlichkeiten abgesagt werden. Am 28. April habe sich die Volkshochschule entschieden, die Gesundheitskurse endgültig zu beenden, berichtete Krumpholz. Das habe über 200 Teilnehmer betroffen.
Eine neue Möglichkeit sieht die vhs-Leitung im Angebot einer Sommerakademie. Man denke darüber nach, Kurse eventuell im Freien nachzuholen. Der Geschäftsstellenleiterin fielen mehrere geeignete Plätze dafür ein.
Bei der Planung für das Wintersemester 2021/22 seien die Organisatoren weiter gefordert, das nach wie vor bestehende Raumproblem zu lösen. Beitragen könnten vielleicht die Adolphsbühlhalle in Adelsberg, die Sporthalle in Langenprozelten oder die Sporthalle in Wernfeld. Entsprechende Anfragen liefen, auch für das Dachgeschoss im Huttenschloss. Bürgermeister Jürgen Lippert meinte, dass bis Oktober/November auch noch mit der Scherenberghalle geplant werden könne.
Tiefstwert bei Buchausleihen in Sadtbibliothek
Über die Entwicklung bei der Stadtbibliothek berichtete deren Leiter Joachim Hellmann. So sei die Besucherzahl in der Bibliothek im Vergleich zu 2019 (8656) drastisch gesunken (5442). Extrem rückgängig war laut Hellmann auch die Anzahl der Medien, die direkt in der Bücherei ausgeliehen wurden. Hellmann: "Von 28 421 Ausleihen im Jahr 2019 ist die Zahl der Entleihungen auf einen historischen Tiefstwert für Gemünden von 23 949 gesunken." Im Gegenzug habe sich aber die Ausleihe von E-Medien überaus positiv entwickelt. Hier wurde mit 3599 Ausleihen im Jahr 2020 ein neuer Höchstwert registriert.
Gerne aufgreifen will Hellmann die von Stadtrat Matthias Risser (CSU) geäußerte Idee, die Vorleserunden für Kinder – die derzeit wegen Corona ausgesetzt sind – im Freien anzubieten. "Das machen wir", sagte Bürgermeister Jürgen Lippert auf die Anregung von Hans-Joachim Schüssler (Öko-Kreis), die OPAC-App zu nutzen. Sie ist ein Angebot zur Online-Suche von Ausleihmedien.
Ein ganzer Schrank voller Akten aus Wernfeld
Auch zum Stadtarchiv informierte Hellmann. So sei auf den Aufruf, alte Unterlagen nicht wegzuwerfen, sondern dem Archiv zu geben, die Resonanz aus der Bevölkerung "eher mäßig" gewesen. Manche hatten sich wohl auch einen finanziellen Ausgleich erhofft, den man aber nicht gewähren könne.
Zusammen mit Diplom-Restauratorin Henriette Reißmüller und Kreisarchivpfleger Bruno Schneider habe er in Wernfeld einen ganzen Schrank mit Gemeindeunterlagen unter die Lupe genommen. Über 100 Akten wurden gefunden. Die Archivalien wurden gereinigt, vier Bände bekamen eine extra Restauration. Ein Sonderlob gab es von Hellmann für Kreisarchivpfleger Schneider. Seine Arbeit sei gar nicht hoch genug einzuschätzen.