Alles beim Alten im Franck-Haus? Auf den ersten Blick scheint das bis Mitte Juni im Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums so. Zwar haben dort gerade nebenan Baumaßnahmen für einen barrierearmen Zugang begonnen, aber an den Wänden und in den Vitrinen zielen bunte Bilder und kleine Skulpturen weiterhin auf den Blick der Gäste. Bürgermeister Thomas Stamm begrüßte am frühen Freitagabend bei der Eröffnung der Ausstellung "Neuronale Kunst – Schöpferische Kraft künstlicher Intelligenz" von Dr. Manuel Mühlbauer aus Cadolzburg. Das Stadtoberhaupt meinte, es fühle sich in diesem Moment im Franck-Haus fast schon wie der "Tag Null nach Corona" an. Man könne sich mit gelockerten Hygiene-Regeln wieder persönlich begegnen, miteinander reden und dabei auch ein Schlückchen Wein vom Marktheidenfelder Kreuzberg genießen.
Also doch alles beim Alten? Weit gefehlt! Denn die zwei Dutzend aktuell ausgestellten Bilder und Kleinskulpturen führen in eine andere, völlig neue, kreative Welt. Die gezeigten Werke entstammen samt und sonders dem Computer, sind Ausdrucke auf Alu-Dibond-Platten oder sind mit Hilfe eines 3-D-Druckers entstanden. Selbst das wäre natürlich noch nichts gänzlich Innovatives.
Künstler verbindet Beruf und Leidenschaft
Aber womit uns Manuel Mühlbauer konfrontiert, ist ein virtuoser, schöpferischer Ausdruck der Beziehung von Mensch und Maschine. Er verbindet seinen Beruf und seine Leidenschaft, die Architektur, mit Kunst und künstlicher Intelligenz zu neuartigen kreativen Systemen. Damit regt er bei den Betrachterinnen und Betrachtern Inspiration und neue Gedanken an.
Mühlbauer hat Architektur an der TU München studiert und befasste sich unter anderem im australischen Melbourne mit der Optimierung von 3-D-gedruckten Tragwerkskomponenten oder dem Entwurf von hocheffizienten Leichtbaustrukturen. In diese ferne, theoretische Welt nahm der Künstler die Zuhörerinnen und Zuhörer bei seiner Einführung mit.
Mühlbauer umriss unter anderem den Beitrag von statischen Optimierungsalgorithmen bei einer Anwendung auf natürliche Formen. Der Ingenieur habe in erster Linie zunächst seine praktische Arbeit beispielsweise bei der Konstruktion effektiver Tragwerksknoten im Sinn. Als Bezugspunkte wurde auf organische Formen von Tischen im Sidney Opera House oder die komplexe Jugendstilarchitektur der Basilika Sagrada Família des katalanischen Baumeisters Antoni Gaudí verwiesen.
Die Bilder wirken oft wie abstrakte Gemälde
Wichtig ist Mühlbauer, was Menschen beim Betrachten seiner Arbeiten fühlen, um sich mit ihnen darüber austauschen. Deswegen wird er am Internationalen Museumstag persönlich durch seine Ausstellung führen und in Zusammenarbeit mit dem Universitätsbund Würzburg zwei Vorträge in der Marktheidenfelder Volkshochschule halten.
In der Ausstellung im Franck-Haus wirken die Bilder an den Wänden oft wie abstrakte Gemälde an den Wänden. Wenig bleibt bei deren Entstehung trotz aller Überraschung letztlich dem Zufall überlassen. Denn die angewandten Algorithmen und selbst geschriebenen wie auf Markt vorhandenen Computerprogramme bleiben letztlich vom Menschen generiert. Ein griffig, gegenständlich wirkendes Highlight bringt in solchen Prozess eine Software hervor, die organische Grundstrukturen farblich expressiv mit Tiergesichtern überformt. Es entsteht ein neuartige, virtuelle Realität.
Öffnungszeiten und FührungenDie Ausstellung "Neuronale Kunst – Schöpferische Kraft künstlicher Intelligenz" von Dr. Manuel Mühlbauer (Cadolzburg) ist bis 19. Juni 2022 im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Infos im Internet: www.marktheidenfeld.de und www.manuelmuehlbauer.comFührung durch die Ausstellung mit dem Künstler am Internationalen Museumstag, 15. Mai, um 15 Uhr im Franck-Haus.Vorträge mit Dr. Manuel Mühlbauer in der Volkshochschule Marktheidenfeld (Anmeldung erforderlich, Tel.: (09391) 9181996, E-Mail: vhs@vhs-marktheidenfeld.de): Donnerstag, 12. Mai, 17 Uhr, "Grundlagen neuronaler Kunst"; Freitag 13. Mai, 17 Uhr, "Kreative Anwendung künstlicher Intelligenz".(maha)