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MARKTHEIDENFELD: Von Breslau an den Main

MARKTHEIDENFELD

Von Breslau an den Main

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    Historisches Foto aus Breslau: Diakonissen vor der Laube des Mutterhauses. Weitere alte Bilder sind in der Ausstellung bei der 60-Jahr-Feier zu sehen.
    Historisches Foto aus Breslau: Diakonissen vor der Laube des Mutterhauses. Weitere alte Bilder sind in der Ausstellung bei der 60-Jahr-Feier zu sehen. Foto: repro Martin Harth

    1869 gründete die junge Gräfin Wally Poninska in Breslau den ersten evangelischen Kindergarten. Am 2. Mai entstand ein Verein zur Errichtung und Erhaltung einer Kinderschule, aus diesem entwickelte sich eine Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen und 1899 schon das Lehmgrubener Diakonissen-Mutterhaus, nach dem Standort in der Lehmgrubenstraße im Süden Breslaus. Bis 1933 wuchs die Gemeinschaft auf 450 Schwestern an, die in mehr als 170 pflegerischen und caritativen Arbeitsfeldern tätig wurde. So betrieb man ein eigenes Krankenhaus.

    1945 wurde zum Schicksalsjahr der Lehmgrubener Diakonissen, sie wurden aus Schlesien vertrieben und über ganz Deutschland verstreut. 1946 kamen die ersten Diakonissen in das Kloster Triefenstein, das dem Fürsten Löwenstein-Wertheim-Freudenberg gehörte und das nach Nutzung der amerikanischen Besatzungstruppen und als Auffanglager zu verwahrlosen drohte. In den folgenden Jahren bis 1949 sammelten sich mehr und mehr Lehmgrubener Diakonissen an diesem Ort und betrieben ein Heim für 230 Vertriebene, sodass der Neustart der Schwestern in Unterfranken vor 60 Jahren angesiedelt werden kann.

    Unter dem damaligen Rektor des Diakonissen-Mutterhauses, Pastor Günther, begann bald die Suche nach einem eigenen Haus. Im nahen Marktheidenfeld konnte man eine großzügige Baufläche erwerben. 1951 war das inzwischen bereits wieder abgerissene Haus „Gottestreue“ fertig gestellt und bot 299 Schwestern eine neue Heimat. Bald darauf wurde das eigentliche Mutterhaus, heute Brunnenhaus, errichtet und damit ein Altenheim verbunden.

    Unters Dach von Rummelsberg

    1963 trat mit Pfarrer Rudolf Irmler ein Rektor an die Spitze, der das Diakonissen-Mutterhaus bis zu seinem Tod 1999 prägen sollte. 180 Diakonissen lebten noch in Marktheidenfeld. 1996 wurden das Einkehrhaus und die moderne „Johannes-Kapelle“ eingeweiht. 1969 feierten noch 100 Lehmgrubener Diakonissen das 100-jährige Bestehen ihres Mutterhauses. Der Rückgang der Schwestern brachte allmählich Überlegungen zur Zukunft der Einrichtung in Gang. 1975 stirbt Oberin Liesbeth Zeuner, der für ihre Verdienste um den Neuaufbau des Lehmgrubener Diakonissen-Mutterhauses 1972 der Ehrenring der Stadt Marktheidenfeld verliehen worden war. 1981 kommt die Einrichtung schließlich unter das Dach der „Rummelsberger Anstalten“. Diakon Heinz Dorn übernimmt mit seiner Frau die Leitung des „Hauses Lehmgruben“. Im Herbst 1987 kann das neu erbaute Pflegeheim in Betrieb gehen. Das Ursprungshaus „Gottestreue“ wird ein Jahr später saniert und die Gebäude und Grundstücke endgültig an die „Rummelsberger Anstalten“ übergeben. In der Folge leiteten die Diakone Gottfried Göller, Heinz Weiß, Ralf Maushake, Frieder Käb und aktuell Ulrich Gräßel das Haus, das sich zum diakonischen Seniorenzentrum wandelte.

    1989 wird die Sanierung des „Brunnenhauses“ abgeschlossen. 1996 kommen Kurzzeitpflege, offener Mittagstisch, Seniorencafé und mobiler Mahlzeitendienst als zusätzliche Angebote in das Programm des „Hauses Lehmgruben“, wo 1998 gerade noch 15 Diakonissen lebten. Der Pflegebereich wird im „Brunnenhaus“ erweitert und ein beschützender Wohnpflegebereich eingerichtet.

    Platz für einen Neubau

    1999 stirbt Altoberin Luise Deutschmann, die ein Jahr zuvor mit der Verdienstmedaille der Stadt Marktheidenfeld ausgezeichnet worden war. Im Jahr 2000 lebten noch neun Schwestern im „Haus Lehmgruben“. Zwei Jahre später wird das Haus „Gottestreue“ abgerissen und macht einem Neubau Platz. 2005 werden die Arbeiten abgeschlossen, die auch eine Sanierung des Brunnenhauses umfassten. Im Jahr darauf wurden die „Johannes-Kapelle“ und das Pflegeheim innen renoviert und eine Tagespflege aufgebaut.

    Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass die Geschichte der Lehmgrubener Diakonissen in Marktheidenfeld irgendwann enden wird. Gegenwärtig leben noch eine hoch betagte Schwester und Oberin Gertrud Hampel, seit 2005 Trägerin der Verdienstmedaille der Stadt Marktheidenfeld, im diakonischen Seniorenzentrum. Das Werk der einstigen Schwestern aus Breslau, das vor 60 Jahren in Unterfranken seine Fortsetzung fand, wird aber im Marktheidenfelder „Haus Lehmgruben“ fortbestehen.

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