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MARKTHEIDENFELD: Von Granatsplitter tödlich getroffen

MARKTHEIDENFELD

Von Granatsplitter tödlich getroffen

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    Zur Erinnerung: das Sterbebildchen Josef Brods, der in Folge von schwersten Kriegsverletzungen am 21. November 1915 starb – im Alter von nur 24 Jahren.
    Zur Erinnerung: das Sterbebildchen Josef Brods, der in Folge von schwersten Kriegsverletzungen am 21. November 1915 starb – im Alter von nur 24 Jahren. Foto: Repro: Deubert

    Anfang August 1915 ging der Erste Weltkrieg in das zweite Jahr. Zum Ende des ersten Kriegsjahres notierte der Marktheidenfelder Chronist Leonhard Vogt im Juli 1915 unter anderem: „Das Biertrinken wird immer mehr erschwert. Haben seit März die Brauer nur 60 Prozent ihres seitherigen Bedarfs brauen können, so wurde in diesem Monat ein gut Teil des Bieres für die Armee beschlagnahmt. Darunter leidet besonders die Brauerei Mayr-Martin, welche ihre Kunden bereits verständigte, dass sie sich mit Apfelwein und Mineralwasser versehen sollten.“

    Die Versorgung der Bevölkerung mit Verbrauchsgütern und Lebensmitteln stand unter dem Diktat des Krieges. Die Preise stiegen trotz der amtlichen Festsetzung von Höchstpreisen, und für den Kauf benötigte man oft zusätzlich noch Bezugsscheine oder -marken. Zur Finanzierung des Krieges fanden Sammlungen statt, den „Soldaten im Felde“ schickte man „Liebesgaben“ aus der Heimat.

    Etwas kurios mutet dieser Eintrag Vogts in der Chronik an: „Briefe aus dem Felde oder Abschriften derselben werden durch Kauf oder auf andere Weise gesammelt und dienen fremden Agenten zur Verwendung im Spionagedienst, weshalb die Einwohnerschaft zur Vorsicht ermahnt wird.“ Im August 1915 resümiert Vogt: „Die Ergebnisse des ersten Kriegsjahres sind für uns Deutsche und Österreicher und die Türken glänzend zu nennen.“

    „Möge Gottes Güte die Wunden, die der Krieg den Familien zufügte, heilen.“

    Notiz des Marktheidenfelder Chronisten Leonhard Vogt

    Die aktuelle Hochstimmung sollte sich im weiteren Verlaufe des Krieges und nach dessen Ende ins Gegenteil umkehren. So schließt Vogt die Chronik am 6. Juli 1919 mit den Sätzen: „Möge Gottes Güte die Wunden, die der Krieg unserm Vaterlande, dem Volke, den Gemeinden und Familien zufügte, heilen. Möge jeder von uns durch ernste Gesinnung, treue Arbeit, Liebe zum Vaterlande und zur Heimat beitragen, dass Deutschland wieder einen Platz an der Sonne erringe.“

    Am Sonntag, 1. August 1915, fand um 19.30 Uhr im Saal des Gasthauses „Zum Löwen“ ein „Vaterländischer Abend des Frauenvereins vom Roten Kreuz in Marktheidenfeld zum Besten verwundeter und kranker Krieger“ statt. Am 2. September 1915 verbot eine Verordnung das Backen mit Vollmilch oder Sahne (Rahm), die Abgabe von Schlagrahm sowie von Rahm in gewerblichen Betrieben, in Milchläden, Konditoreien, Bäckereien und Wirtschaften. Im Fall der Zuwiderhandlung drohten hohe Geldstrafen oder Gefängnis bis zu drei Monaten.

    Vogt berichtet von Auszeichnungen, die Soldaten aus Marktheidenfeld erhalten haben, von Verwundungen und Tod. So schreibt er beispielsweise im Kapitel für den November 1915: „Am 26. gelangte die Nachricht von den Heldentaten des Pionierunteroffiziers Josef Brod, Sohn der Schiffer-Witwe Brod, hier an. Er erlag einer schweren Verletzung am Kopfe durch einen Granatsplitter im Feldlazarett.“

    Der Soldat Josef Brod und seine Familie sollen hier beispielhaft stehen für damalige soziale Verhältnisse und für die zahlreichen Soldaten aus Marktheidenfeld, die, aus ihren Familien gerissen, im Ersten Weltkrieg gekämpft haben, verwundet wurden oder gar zu Tode gekommen sind.

    Josef Brod war am 21. November 1915 seinen Verletzungen erlegen. Er wurde nur 24 Jahre alt. Als Zivilberuf wird für ihn Schiffer angegeben, er war ledig. Seine Mutter Magdalena, geborene Faust, hatte mit ihrem Mann, dem Schiffer Georg Anton Brod, drei Söhne. Alle Söhne mussten im Krieg einrücken. Magdalena Brod war seit 1904 Witwe.

    Der älteste Sohn Heinrich, Schriftsetzer und Buchdrucker von Beruf, war geboren 1889, dann kam Josef, schließlich noch Leonhard, geboren 1894, vor dem Krieg von Beruf Tüncher. Beim Tod des Vaters waren die Buben also gerade einmal zwischen zehn und 15 Jahre alt. Im April 1916 starb ihre Mutter.

    Heinrich und Leonhard Brod gründeten nach dem Krieg eigene Familien. Leonhard wurde in den bayerischen Polizeidienst aufgenommen, er starb in den 1930er Jahren. Heinrich Brod, der, wie er später gern mal erzählte, als Kind oft schwächelte und kränkelte und dem der Hausarzt deswegen kein langes Leben vorausgesagt hatte, war bis zu seinem 70. Geburtstag als Schriftsetzer tätig und starb wenige Wochen vor seinem 89. Geburtstag.

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