Karlstadt/Gemünden (hop) In einer Serie mit 18 Folgen geht es um Begriffe und deren Aussprache im Dialekt des östlichen und nördlichen Landkreises Main-Spessart. Lehrer in Arnstein, Eußenheim, Karlstadt, Gemünden und Burgsinn legten 327 Schülern Wörter vor, die diese in ihren Dialekt "übersetzen" sollten. Zum Vergleich sind die Umfrageergebnisse angefügt, wie sie im Sprachatlas von Unterfranken in drei Orten zu finden sind: in Gänheim, Karlstadt und Burgsinn.
Beim ersten Begriff - "Kartoffel" - ist im Sprachatlas das Ergebnis weitgehend einheitlich ausgefallen. In Gänheim, Karlstadt und Burgsinn sagten die befragten Dialektsprecher jeweils Grumbern, mit einem "faulen" e und einem verschluckten r am Ende.
Insgesamt 19 verschiedene Schreibweisen fielen den Jugendlichen aus dem Gebiet zwischen Arnstein, Karlstadt und Burgsinn ein, als sie das Wort "Kartoffel" in Dialekt wiedergeben sollten.
Am häufigsten aufgeführt wurde der Begriff Grumbern. Stets stellt sich das Problem, wie Mundart schriftlich dargelegt werden kann. So entwickelten die Schüler eine Reihe von Schreibweisen, die jedoch allesamt ganz oder fast identisch ausgesprochen werden: Grumban, Grumbarn, Grumpern, Krumbern, Krumban, Krumpern, Krumparn oder Krumbarn. Dafür entschieden sich Schüler aus Arnstein, Heugrumbach, Gänheim, Schwebenried, Büchold, Zeuzleben, Werneck, Wülfershausen, Burghausen, Altbessingen, Neubessingen, Obersfeld, Bühler, Münster, Aschfeld, Eußenheim, Heßlar, Müdesheim, Rettersbach (bei Wiesenfeld), Gambach, Harrbach, Wernfeld, Heßdorf, Sachsenheim, Hofstetten, Massenbuch, eine große Gruppe von 25 Schülern in Gemünden und 80 Schüler in Burgsinn. Die Gräfendorfer Schüler nannten auch Krummbirn als mögliche Variante. Die 29 Gössenheimer kannten auch Grombel oder Grumpe. Die mit 26 Schülern ebenfalls stark vertretenen Langenprozeltener gaben auch Grumpen an.
Krummpe und ähnliche Begriffe waren für die Schüler akzeptabel, die östlich von Gemünden herstammen. So nannten die Karsbacher diesen Begriff. Von einem Weyersfelder wurde Grombe bevorzugt, ein Münsterer fand Grumbe am passendsten. Ähnlich entschieden sich ein Schüler aus Aschfeld und aus Bühler für Grumber, was wohl die Einzahl von Grumbern ist.
Verbreitet ist auch Grumbere, und zwar kamen Nennungen aus Eußenheim, Laudenbach, Hundsbach und Höllrich (hier entschied sich allerdings auch einer für Kaduffel). Aus Obersfeld stammte die Schreibweise Grumberen.
Grumbirn ist am verbreitetsten östlich und nördlich von Gemünden. Adelsberger, Weickersgrübener sowie Schüler aus Wolfsmünster und Michelau entschieden sich dafür. In Adelsberg wurde allerdings auch Krumben akzeptiert, während sich auch etliche Gräfendorfer für Krummbirn entschieden hatten.
Erstaunlich: Den Begriff Kartoffel bevorzugten Schüler aus Arnstein (vier), Heugrumbach (zwei), Reuchelheim, Müdesheim, Binsbach und Altbessingen. Ein Arnsteiner tanzte auch völlig aus der Reihe mit dem Begriff Erdöpfel.
Übrigens: So urtümlich sich die Begriffe für "Kartoffel" für die Sprecher des Hochdeutschen auch anhören mögen, richtig auf die graue Vorzeit können die Ausdrücke gar nicht zurückgehen. Schließlich kamen die Feldfrüchte erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa.