Die Udo Lermann GmbH Marktheidenfeld geht in die dritte Generation: Firmengründer Udo Lermann hat aus einem Ein-Mann-Betrieb ein mittelständisches Unternehmen mit Gewicht in der unterfränkischen Wirtschaft geschaffen. Mit Helmut Viering holte er sich schon früh einen Juniorpartner ins Haus, der den Fachhandel, die Elektrofachmärkte und die Technischen Betriebe in seinem Sinne weiterentwickelte.
Konsequenterweise machte Lermann Viering durch Adoption zum Familienmitglied, denn er erkannte, dass sein Nachfolger das Unternehmen mit solchem Herzblut weiterführte, als wäre er sein Sohn. Und zu seinem 65. Geburtstag hat sich wiederum Viering einen Partner geholt, dem er nach einer Übergangszeit von etwa zwei Jahren die Zügel in die Hand geben will. Ralf Winkelmann heißt der neue Mann auf dem Kutschbock, der seit Oktober 2005 wie Viering alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer für alle Udo-Lermann-Betriebe ist.
"Jeder Euro, der in unserem Landkreis ausgegeben wird, sichert Arbeitsplätze und soziale Einrichtungen"
Helmut Viering Inhaber der Udo Lermann GmbH
Der 51-jährige Kölner kennt Viering schon seit fünf Jahren, denn er war Geschäftsführer der MediMax-Gruppe Deutschland in Düsseldorf. Mit MediMax hatte die Udo Lermann GmbH von 2001 bis Ende 2005 einen Franchise-Vertrag für ihre fünf Elektrofachmärkte in Marktheidenfeld, Lohr, Wertheim, Elsenfeld und Kitzingen. MediMax hat für mehrere Mittelständler den gemeinsamen und damit billigeren Einkauf von elektrischer und elektronischer Ware besorgt und für einen einheitlichen Werbeauftritt gesorgt.
Bei regelmäßigen Treffen merkten Viering und Winkelmann schnell, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Als Viering schließlich von seinem beabsichtigten Rückzug aus der Geschäftsführung sprach und Winkelmann das Angebot unterbreitete einzusteigen, schlug der Kölner Diplom-Kaufmann ein. Er hatte sich schon immer vorstellen können, ein mittelständisches Unternehmen zu leiten, weil er als Unternehmensberater jahrelang Mittelständler in ganz Deutschland betreut hat. Zwei Millionen Kilometer legte er dabei zurück. Und auch als Geschäftsführer von MediMax war er öfter bei den Unternehmen als in seinem Büro.
Mit dem Wechsel von Ralf Winkelmann zur Udo Lermann GmbH vollzog sich auch eine Umstellung bei den Elektrofachmärkten. Winkelmann lässt viele Aufgaben, die MediMax zuvor gegen hohe Franchise-Gebühren übernommen hatte, hat, nun im eigenen Hause erledigen. Um die Werbung kümmern sich die Marktheidenfelder jetzt zum Beispiel wieder selbst. Das hat zur Folge, dass sich die Udo Lermann Electronic GmbH zum 1. Januar 2006 einen neuen Partner suchen musste. Bei der Expert-Gruppe wurde man fündig. Winkelmann erklärt, dass man dort dieselben günstigen Einkaufsbedingungen für Elektro- und Elektronikware bekomme wie vorher bei MediMax. Statt Franchise-Nehmer wie bisher sei man nun Partner in einem Einkaufsverbund.
Die alten MediMax-Werbetafeln sollen bis März gänzlich verschwinden und durch neue mit dem Expert-Logo ersetzt werden. Intern hat Udo Lermann bereits umgestellt. Mit einem Verkauf der Elektronikfachmärkte habe dies nichts zu tun, betont Viering. Alleiniger Inhaber der Märkte wie aller Udo-Lermann-Betriebe sind ausschließlich Helmut Viering und sein Sohn Dr. Ingo Viering.
Der Sohn, der in München ein eigenes Unternehmen gegründet hat, ist allerdings ebenso wie Vierings Tochter, eine in Hildesheim praktizierende Ärztin, nicht am Einstieg in das väterliche Unternehmen interessiert, erklärt der Vater freimütig. Dies habe man "in bestem Einvernehmen" entschieden.
Umsatzplus nach schweren Jahren
Zufrieden ist Viering nach wirtschaftlich schwierigen Jahren mit der aktuellen Umsatzentwicklung seines Unternehmens. So haben die Elektrofachmärkte 2005 ein Umsatzplus von sechs Prozent erreicht. Viering: "Darauf sind wir sehr stolz." Den Erfolg führt der Inhaber auf die harte Arbeit von Elektrofachmarkt-Geschäftsführer Jürgen Gröne und seinem Team zurück. Viering sieht die Stärke seines Unternehmens in der Nähe zum Kunden, in der individuellen Beratung und im kulanten Service. Bei den heutigen Spritpreisen fahren nicht mehr so viele Kunden wie früher zum Einkauf in Großstädte. Außerdem würden die Endverbraucher nach dem Kauf nicht mit den teilweise komplizierten Geräten allein gelassen. Eine detaillierte Einweisung oder Hilfe beim Aufstellen zu Hause gehören zum Service dazu. Dies alles sei offensichtlich im vergangenen Jahr wieder stärker von der Bevölkerung honoriert worden, erklärt sich Viering das Umsatzplus. Eine minimale Steigerung der Umsätze von 1,5 Prozent verzeichnet die Udo Lermann GmbH für Fachhandel und Technische Betriebe - während der Fachhandel noch leicht in den roten Zahlen steckt, liegen die Technischen Betriebe knapp im Plus. Damit sei die Wende geschafft, so Viering. Um die beiden Bereiche allerdings so profitabel zu machen wie die Elektrofachmärkte, sei noch viel Arbeit nötig. Der Fachhandel habe in den vergangen Jahren unter der Konsumzurückhaltung in der Bevölkerung gelitten; die Technischen Betriebe (besonders Elektro-, Sanitärinstallation) kämpften mit der Rezession in der Bauwirtschaft. Das Unternehmen habe darauf mit schmerzhaften Kostensenkungen und einem verstärktem Engagement im Vertrieb reagiert.
Inzwischen, so stellte Viering für den Fachhandel fest, kaufen die Kunden wieder verstärkt in der Region ein, "vielleicht auch im Bewusstsein, dass jeder Euro, der in unserem Landkreis ausgegeben wird, nicht nur die Arbeitsplätze von Freunden und Bekannten sichert, sondern über die Gewerbesteuer auch Sporthallen, Schwimmbäder und andere soziale Einrichtungen am Leben erhält".
Wenn der positive Trend in der Umsatzentwicklung des Unternehmens anhält, will die Geschäftsführung im zweiten Halbjahr 2006 sogar über neue Filialen der Elektrofachmärkte nachdenken. Dabei gelte wie bisher schon, nicht nach Standorten in den Großstädten zu schielen, sondern die Kunden in der Region zu versorgen. In einem Umkreis von 70 Kilometern um Marktheidenfeld sieht Viering Erweiterungspotenzial.
"Meine Hobbys und meine Familie werden mich auslasten - darauf freue ich mich"
Helmut Viering
Einen weiteren Wachstumsschub erwartet sich der Inhaber von der Einstellung des neuen Geschäftsführers. So teilen sich die beiden Männer an der Spitze der Udo Lermann GmbH jetzt schon die Aufgaben: Winkelmann will dem Bereich Fachhandel und den Elektrofachmärkten neue Impulse geben, während Viering verstärkt die Technischen Betriebe nach vorn führen möchte.

Dennoch ist Vierings Einsatz als Zugpferd begrenzt. "Ich werde mich Schritt für Schritt aus dem operativen Geschäft lösen und anschließend den Beiratsvorsitz übernehmen", blickt Viering in die Zukunft. Langeweile werde auch in seinem Ruhestand nicht aufkommen. "Meine Hobbys, Musik und Sport, und meine Familie werden mich auslasten - und darauf freue ich mich."