Mal wuchtig, mal sanft kommt die Musik von Oversense daher. Die Band, gegründet vom Obersinner Danny Meyer und dem Seifriedsburger Patrick Lippert, beide 20 Jahre alt, spielt Metal, der Melodien hat, und bei dem man den Sänger versteht, auch mal Balladen. Die Genres Melodic und Power Metal treffen es wohl am besten. Noch ist die Band ziemlich unbekannt in der Gegend. Kein Wunder: In der näheren Umgebung sind sie noch kein einziges Mal aufgetreten. Doch am Bekanntheitsgrad könnte sich bald etwas ändern. Diesen Freitag treten sie beim Bandwettbewerb „Rockin' MSP“ in der Festhalle in Erlenbach auf – und hoffen, dass der Verstärker diesmal hält.
Der größte Erfolg der jungen Band war bislang der Titel „Act des Monats“ für den besten Newcomer, vergeben im Juli vom Musikerfachmagazin „Gitarre & Bass“. Schon im Mai hat die fünfköpfige Band die erste EP mit dem Namen „Dreamcatcher“ herausgebracht, für den Song „White Wolf“ hat sie sogar ein Video gedreht. Neben Meyer (Gesang, Akustikgitarre) und Lippert (Schlagzeug) sind Marco Volpert (Rhythmus-Gitarre) und Oli Rützel (Bass), beide aus Burgsinn, und als fünfter Mann Marcel Winkler (Lead-Gitarre) aus Höchberg mit von der Partie.
Dass der Bandname Oversense nicht von ungefähr kommt, erschließt sich mit Englischkenntnissen und dem Wissen, dass die Jungs in Obersinn proben. „Klingt eigentlich ganz gut“, fand Frontmann Danny Meyer damals, als sie sich einen Bandnamen überlegt haben. Da er auf Fantasy steht, passe „übersinnlich“ als Assoziation ja auch gut. Die Texte und teils symphonischen Melodien, die sich Meyer einfallen lässt, zehren denn auch von seiner Fantasy-Leidenschaft. „Wenn man das auf Deutsch übersetzt“, sagt der standesgemäß nach Rockmusik aussehende Meyer, „fragt man sich: Was geht in meinem Kopf vor?“
Eigentlich zu spät dran
Für „Rockin' MSP“ waren sie eigentlich schon zu spät dran, verraten Meyer, Lippert und Volpert beim Gespräch in der Burgsinner Eisdiele. Aber es habe doch noch hingehauen und sie durften dabei sein. Volpert: „Dann haben sie erklärt, dass die Bühne nur acht Meter groß ist.“ Acht Meter? Für die Fünf ein Traum. Bei einem Gig in Gelnhausen hätten sie gerade so zu fünft auf die Bühne gepasst. Und bei einem weiteren Bandwettbewerb im baden-württembergischen Möckmühl sei ein Lkw-Hänger aufgeklappt worden und los ging's.
Überhaupt sei der Auftritt auf Schloss Assumstadt in Möckmühl abenteuerlich gewesen. Dabei sei es eigentlich gut gelaufen, erzählt Marco Volpert: „Boah, das ist ja richtig geil, was wir hier spielen“, hätten sie sich oben auf dem Hänger gedacht. Die Verwunderung war groß, als aus dem Publikum nur verhaltener Applaus kam. Der Grund: „Unten“, so Sänger Meyer, „kam eigentlich nur Matsch raus.“ Schuld war ein Gitarren-Verstärker, der nicht mehr so wollte. „Das muss man auch mal mitgemacht haben“, findet Patrick Lippert.
Ein Abenteuer war für die Band auch der Videodreh. Von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr am Nachmittag spielten sie in einer Garage „bestimmt 30-mal“ ihr Lied „White Wolf“. Aber was heißt spielen? Es kam, was man im Video nicht sieht, aus den Boxen und die fünf Musiker mussten gewissermaßen Playback wieder und wieder ihr eigenes Stück spielen, während sie von drei Kameras gefilmt wurden.
Die Musiker sind nicht unerfahren. Meyer, Lippert und Volpert gingen zusammen aufs List-Gymnasium in Gemünden, hatten mit der Schulband erste Auftritte, spielten Greenday, Silbermond und Oasis. Später sammelten sie Erfahrung in Bands wie Hairforce oder Falling Grey. Mit Hairforce haben Danny Meyer und Oli Rützel 2009 auch schon einmal beim „Rockin' MSP“ mitgemacht – und gewannen den Publikumspreis. Gerühmt wurde damals etwa Meyers „Bühnenpräsenz“.
Seit Hairforce schreibt Danny Meyer eigene Lieder. Als er sich 2012 mit seinem Kumpel Patrick Lippert zu Oversense zusammentat, hatte er einige neue Lieder im Gepäck, die die beiden schon als Studioprojekt aufnehmen konnten. Nach und nach kamen die anderen drei hinzu. Als Letzter fand sich vor knapp einem Jahr Leadgitarrist Marcel Winkler. Der hatte zuvor noch nie von Obersinn gehört, wo sie nun in der alten Schule an Wochenenden proben.
Ist es klar, dass man, wenn man aus Obersinn kommt, Metal spielt? „Mit dem Eisenwahn-Gegrunze kann ich eigentlich nix anfangen“, sagt Meyer. „Bei mir muss eine Melodie dabei sein.“ Seine „absoluten Favoriten“ sind die Power-Metaller von Edguy. Die einzelnen Bandmitglieder haben aber einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Während es für Patrick Lippert gar nicht hart genug sein kann, hört Marco Volpert alles von „Eisenwahn-Geschrubb-Metal“ bis HipHop.
Fans in Skandinavien
Mit der Veröffentlichung ihrer EP, die es im Internet über Amazon oder Spotify zu kaufen gibt, hat sich die Schar der Fans schon deutlich vergrößert. Sogar in Skandinavien hätten Leute „Gefällt mir“ geklickt, berichten sie stolz. „Das Hauptziel ist, ein Album zu produzieren und so an ein Label zu kommen“, sagt Frontmann Meyer, der in Fulda Digitale Medien studiert. Als kleinen Traum, so Marco Volpert, haben die Jungs, einmal als Vorgruppe einer Band zu spielen, die sie gut finden. Der große Traum ist ein Auftritt auf dem weltgrößten Metal-Open-Air im norddeutschen Wacken.