Seit 1990 ist Hubert Nickel Stadtrat. Dass er auch Bürgermeister kann, untermauert der 55-Jährige mit 27 Jahren in der Führung des Sportvereins. Eine Million Euro investierte der Verein in dieser Zeit und betrieb zugleich erfolgreich Schuldenabbau mit großen Sport- und Musikveranstaltungen. Nach der Pensionierung bei der Bundeswehr vor drei Jahren will Nickel jetzt seinen politischen Einsatz ausweiten und bietet an, den ehrenamtlichen Bürgermeisterposten Rienecks in Vollzeit auszufüllen.
Gesellschaftliches Engagement liegt in Hubert Nickels Natur. In neun Ortsvereinen ist er Mitglied, vier davon hat er mitbegründet. Charakterlich dürfte ihn sein Vater geprägt haben, meint der Kandidat der neuen „Allianz für Rieneck“ (vormals CSU/Unabhängige Bürger) im Gespräch. Schreinermeister Hermann Nickel – Spitzname „Panzer-Hermann“ – war Stadtrat und Dritter Bürgermeister, 14 Jahre Feuerwehrkommandant, Elferrat und Büttenredner wie sein Sohn in der Jugend auch.
Genauigkeit gelernt
Dass Hubert Nickel als zweitgeborener der drei Söhne die elterliche Schreinerei in der Badgasse 8 einmal übernähme, lag nahe, aber: „Meine Mutter wollte mir das ersparen“ wegen der vielen Arbeit, erzählt der Stabsfeldwebel a. D. So begann er nach dem Vorbild eines Onkels eine Lehre als Maschinenschlosser in Würzburg. „Das hat mir nicht den großen Spaß bereitet; ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Aber ich hab's durchgezogen, natürlich.“ Unglücklich ist Nickel über die verlorenen Jahre nicht – in der Lehre habe er Genauigkeit gelernt, „es ging um hundertstel Millimeter“.
Die entscheidende Weichenstellung ergab sich für den 19-jährigen Gesellen durch die Wehrpflicht. Der Grundwehrdienst im Saarland aber war „schmerzhaft“: erstmals weg von daheim und Heimweh nach den Freunden in Rieneck. Über die Zwischenstation Mellrichstadt kam Hubert Nickel an die Infanterieschule Hammelburg, wo er sich verpflichtete und schließlich 32 Jahre blieb. Er wurde Ausbildungsfeldwebel und wechselte mit 42 Jahren in den Innendienst. Schweren Herzens, so Nickel, denn Büroarbeit mit dem Neuland EDV hatte er für sich kaum vorstellen können. Dann aber habe er festgestellt: „Das ist dieselbe Arbeit wie (als Vorsitzender) beim SV: koordinieren, Absprachen treffen . . . Ich bin im Job aufgegangen.“
Ein Leben im SV Rieneck
Einen Gutteil der Freizeit nahm und nimmt der SV im Leben des heutigen Ehrenvorsitzenden und Ehrenamtsbeauftragten ein. Der Weg in diesen Verein war durch das Fußballspiel auf der Straße „in der schönen Kindheit“ fast vorgegeben. Seit seinem elften Lebensjahr ist Hubert Nickel dabei, als Spieler, Trainer, Betreuer und später Funktionär. Der Sport ließ sich gut mit dem Beruf verbinden. Bei der Bundeswehr absolvierte Hubert Nickel die Ausbildung zum Fachsportleiter Fußball. Daneben betreibt er bis heute Skilauf, Radfahren, Bergwandern und Ausdauerlauf bis zum Marathon, den er letztmals 2011 lief. Bei fast allen großen Stadtläufen in Deutschland war er dabei und einmal, 2006, sogar beim New-York-City-Marathon zusammen mit sieben Freunden vom „Sinngrund Express Rieneck“.
Den Laufspaß teilt Nickels Lebensgefährtin Renate Pfaff mit ihm. Seit 1993 sind sie – beide verwitwet – zusammen. Drei Kinder im Alter von 18 bis 30 Jahren, zwei aus Renate Pfaffs Ehe, haben sie groß gezogen.
1995 bauten sie sich in der Hettingerstraße ein großes Haus über den Dächern Rienecks und richteten in der Einliegerwohnung die seither gut ausgelastete Ferienwohnung „Burgblick“ ein. Es versteht sich von selbst, dass Hubert Nickel dem Touristikverein angehört, außerdem dem Verschönerungsverein, den IVV- und Wanderfreunden, dem Musikverein, dem Ski- und Tennisclub, dem Bayern-Fan-Club, dem Schachclub, der CSU und dem Fasenachtskomitee – seit Jahren führt er den Faschingszug als Zugmarschall an.
Als Bürgermeister möchte der 55-Jährige vor allem die Infrastruktur im Städtchen verbessern. Dazu zählt er die Förderung seniorengerechten/betreuten Wohnens, die Breitbandversorgung und insbesondere die schrittweise Gestaltung der Innenstadt sternförmig vom Parkplatz in der Ortsmitte aus. Mit der Umgehungsstraße wird sich die Möglichkeit ergeben, die dann vom Durchgangsverkehr entlastete Hauptstraße zu einer Wohnstraße zu entwickeln und die Lebensqualität innerörtlich zu verbessern. Die Planung dessen sollte bereits jetzt parallel zum Bau der Umgehungsstraße erfolgen, sagt der Kandidat.
ONLINE-TIPP
Mehr Berichte zur Kommunalwahl im Landkreis Main-Spessart im Internet unter www.mainpost.de/kommunalwahl-msp
Steckbrief Hubert Nickel
Was schätzen Sie an Rieneck? Rieneck, Sinngrund, das ist meine Heimat. Hier bin ich zu Hause, hier fühle ich mich wohl. Familie, Freunde, Kumpels, reges Vereinsleben, tolle Fasenacht, intakte Natur – was will man mehr?
Was ist Ihr liebstes Urlaubsziel? Cavallino. Adria – Italien, Oberbayern.
Ihre Lieblingsbeschäftigung? Gartenarbeiten rund ums eigene Haus, ehrenamtliche Tätigkeiten für den SV Rieneck und den Bayern-Fan-Club Rieneck, Stadtratsarbeit. Ihre Lieblingsmusik? Peter Maffay. Lieblingsbands: CCR, Rolling Stones.
Was lesen Sie gerade? „Kanzler“ von Guido Knopp, davor „Dritte Halbzeit“ von Waldemar Hartmann.
Was sehen/hören Sie gerne im Fernsehen/Radio? Aktuell gerade: die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, ansonsten Sportsendungen aller Art und Reportagen über die Bergwelt. Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen? Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit. Was können Sie gar nicht leiden?
Angelogen und ausgeschmiert zu werden!
Ihre größte Schwäche? Ungeduld. Ihre größte Stärke? Organisation, Koordination, Bündelung und Ausschöpfen vorhandener Ressourcen, Zeitmanagement, Hilfsbereitschaft. Ihr Vorbild? Politisch: Eugen Welzenbach (21 Jahre Rienecker Bürgermeister). Sportlich: Uwe Seeler (bodenständiges Idol, heimatverbunden, ehrlich, Ehrenspielführer der Fußballnationalmannschaft). Was ist für Sie Glück? Eine gesunde Familie und ein Zusammenhalt wie bei der beispielhaften Hilfsaktion im Jahr 2007 für einen schwer erkrankten Sportsfreund.
Ihr Lebensmotto? Mein Glas ist immer halb voll – niemals halb leer!