Jahrelang war es funktionell, aber kein Schmuckstück. Dann erweiterte die Gemeinde das Klohäuschen neben der Wallfahrtskirche um eine behindertengerechte Toilette. Dass der schon 2016 genehmigte Bau immer noch nicht ganz fertig ist, stößt manchem im Ort bitter auf. Doch laut Bürgermeister Wieland Gsell werden die Toiletten für die ersten Wallfahrer, die an diesem Wochenende eintreffen nutzbar sein.
Frauen sollten aufs Herren-WC
Zuletzt hatte die Sperrung des Damen-WCs für Unmut gesorgt. Während der Gesundheitstage am Sonntag, 26. August, fiel einem aufmerksamen Retzbacher der Zettel auf, dass Frauen das Herren-WC mitbenutzen sollen. Süffisant fragte er bei der Redaktion nach, ob an der Wallfahrtskirche als offizieller „Gebetsort der Einheit der Christen“ die Einheit auch auf der Toilette vollzogen werden soll.
Davon kann allerdings keine Rede sein, obgleich das Damen-WC laut Bürgermeister Gsell von der Kirche zugeschlossen wurde. Der Grund ist simpel: Es befand sich noch Material und Werkzeug von Handwerkern darin. Grundsätzlich sind die Toiletten für Männer und Frauen fertig, das für behinderte Menschen soll nächste Woche fertig gestellt werden. Hier seien noch Arbeiten an Türe und Technik nötig.
Erste Rampe erwies sich als zu steil
Für manchen ist die Toilettenanlage das Thema im Ort. Auch in der Bürgerversammlung im März hatte es Wellen geschlagen, bis hin zum Vorwurf, es sei die völlig falsche Stelle. Berechtigter war da schon die Kritik an der damals gebauten Rampe, die sich als zu steil für Behinderte erwies. Sie ist inzwischen Geschichte. Was ob der unnützen Ausgaben dafür auch wieder für Kritik sorgt.
Der Bau der neuen Rampe wurde allerdings zu einem Wettlauf mit der Zeit. Um mehr Länge für ein geringeres Gefälle zu gewinnen, führt sie V-förmig zum Behinderten-WC und zur Damentoilette, man könnte auch von einer Lösung mit Serpentine sprechen. Dafür musste eine Stützmauer gebaut werden. Zusätzlich gibt es einen direkten Weg mit Treppenstufen für weniger motorisch eingeschränkte Menschen.
Gsell: Bis auf Behinderten-WC alles nutzbar
Am Donnerstagabend saßen die roten Blockstufen für diesen „direkten Weg“ und die grauen Pflastersteine waren verlegt. Die eigentliche Rampe war dagegen noch nicht gepflastert.
Auf Nachfrage hatte Bürgermeister Wieland Gsell versichert, dass die Toiletten am ersten Wallfahrtstag bis auf das Behinderten-WC nutzbar sein werden. So gesehen hatte er Wort gehalten. Letztlich fehlten nur noch kleine Restarbeiten und einige Geländer. Auch der Weg zum Herren-WC soll noch Pflaster erhalten, bislang war ist er nur geschottert.
Für den Bürgermeister zeigt sich an dem eigentlich überschaubaren Projekt ein Problem unserer Zeit: Zu viele Menschen wollen mitreden. So war im Gemeinderat auch ein Alternativvorschlag von Bürgern für eine gerade Rampe eingebracht worden. Dafür hätten Behinderte aber einige Meter mehr des ansteigenden Weges unterhalb des Kreuzweges überwinden müssen und die Rampe hätte den Auslauf des Kreuzweges gequert.
Bedenken von Eltern wegen Schlittenbahn
Andere Bürger haben laut Wieland Gsell Sorge, dass Kinder im Winter beim Rodeln auf der benachbarten Schlittenbahn gegen das bergseits erweiterte Gebäude prallen könnten. Hierzu erklärte er, falls es dieses Problem wirklich gebe, könnte es mit einem kleinen Erdwall entschärft werden.
Wie es scheint, können die Wallfahrer nun also nicht nur ihre Seele bei Maria im grünen Tal erleichtern, sondern nebenan auch körperliche Erleichterung finden. Eine Bürgerin, die sich vor wenigen Tagen die Baustelle anschaute, konnte die Aufregung nicht so ganz nachvollziehen. Schließlich gäbe es im Pfarrheim auch Toiletten inklusive einer behindertengerechten.