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RETZBACH/RETZSTADT: Wanderung auf der „Roten Liste“

RETZBACH/RETZSTADT

Wanderung auf der „Roten Liste“

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    Fachsimpeln über das Blumenmeer am Wegesrand gehörten in den Pausen dazu.
    Fachsimpeln über das Blumenmeer am Wegesrand gehörten in den Pausen dazu. Foto: FOTOs (3) Günter Roth

    Besondere Gäste waren Staatsminister Eberhard Sinner und Professor Dr. Heinz Gerhäuser, der an der Entwicklung des MP3-Musikkompressions-Formats beteiligt war.

    Auf dem Besinnungsweg die Vielfalt von Landschaft, Farben, Formen und Gerüchen erlebten die Freunde des Retztals mit Pater Fritz Schaub. Meditative Gedanken „Auf welchem Weg bin ich?“ und Erläuterungen wechselten mit den Eindrücken der Natur. Besonders reizvoll waren die Stelle auf dem Benediktusberg, an der man mit kaum mehr als drei Schritten vom Maintal weg, den Blick über das Tal der Retz bis in die Rhön schweifen lassen kann.

    Einen herrlichen Blick auf Thüngesheim und dazu eine zünftige Stärkung mit Traubenkernbrot, Traubenkernöl und einem Schwarzriesling Rosé gab es am Thüngersheimer Kreuz. Das schmackhafte Brot des Bäckers Andreas Schmitt aus Weizen, Roggen und Traubenkernmehl fand größten Beifall. Die angrenzenden Ackerraine gaben den beiden Hobbybotanikern Edmar Rothaug und Wolfgang Piepers Anlass für Informationen über Ackerunkräuter, die sie lieber als Beikräuter bezeichnet sehen. Diese seien dem Menschen mit Beginn des Ackerbaus gefolgt und würden jetzt mit der veränderten landwirtschaftlichen Struktur sowie durch den Einsatz von Herbiziden immer seltener.

    Eine „Wanderung auf der roten Liste“ führte anschließend auf den Retzbacher „Klotz“. In dem Naturschutzgebiet gibt es 17 Orchideenarten in hoher Population, erläuterte Piepers. Regenschatten von Rhön und Spessart sowie das Mikroklima am „Klotz“ mit seinem Westhang und dem wasserdurchlässigen Kalkboden entsteht ein Lebensraum, der in manchen Zügen dem mediterranen ähnelt. Seit dem Ende der Eiszeiten überlappen sich in unserem Gebiet die Pflanzen- und Klimaströme von Nord und Süd. So fanden Pflanzen aus der südlichen Puszta, aber auch aus der nördlichen Steppe den Weg zu uns. Durch das vermehrte Eingreifen der Menschen in die Bodennutzung verbesserten sich die Bedingungen für Trockenpflanzen wie die Orchideen.

    Spannend für die Besucher war die Begegnung mit den ansonsten seltenen Blumen. Rothaug zeigte den Nestwurz, der durch Symbiose mit Pilzen ohne Chlorophyll auskommt. Der Bienenragwurz täuscht optisch ein Insekt vor, und das „Rote Waldvögelein“ zeigte sich in all seiner schönen Farbenpracht. Die wohl bekannteste Orchideenart, der „Frauenschuh“ gab es zwar auch reichlich, doch hatte diese leider schon abgeblüht.

    Staatsminister Eberhard Sinner betonte die Bedeutung der heimischen Region. Deren Potenziale, Naturschönheiten und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sollten künftig wesentlich besser vermarktet werden. Dazu sei es nötig, einerseits die besonderen Möglichkeiten jedes einzelnen Ortes zu erkennen und zu fördern, andererseits auch die des gesamten Landes zu erfassen und intelligent zu verbinden.

    Natürlich gab es bei der Orchideenwanderung mit Reinhold Möller nicht nur technische oder botanische Belehrungen. In kurzen Abständen wartete stets eine zünftige Stärkung mit Wein und deftiger Brotzeit auf die Wanderer.

    Allein neun heimische Weine stellte der Retzstadter Kellermeister Reinhold Full den Gästen vor und beschrieb deren Besonderheiten. Darunter war auch ein Sauvignon Blanc, der in Retzstadt erstmals auf zwei Hektar angebaut wurde. Daneben lud die gemeinsame Wanderung selbstverständlich auch zu persönlichen oder auch tiefer gehenden Gesprächen ein.

    •Lesen Sie ein Gespräch mit Professor Dr. Heinz Gerhäuser auf der Seite 30.

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