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MARKTHEIDENFELD: Warema rechnet mit Kurzarbeit

MARKTHEIDENFELD

Warema rechnet mit Kurzarbeit

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    Als größter Arbeitgeber in Marktheidenfeld fühlt sich die Warema Renkhoff SE nicht nur den eigenen Mitarbeitern, sondern auch der Öffentlichkeit verpflichtet, sagt Unternehmenschefin Angelique Renkhoff-Mücke. Deswegen hat sie Anfang der Woche die Belegschaft und am Freitag die Presse über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und ihre Erwartungen informiert.

    Die gute Nachricht zuerst: Warema will trotz der Wirtschaftskrise jeden Arbeitsplatz erhalten. Aber Kurzarbeit lässt sich im nächsten Jahr unter den 2858 Mitarbeitern wohl nicht vermeiden. Der Grund: die Folgen der Wirtschaftskrise.

    Das Jahr 2009 sei schlecht gestartet. War es der Einfluss des Wetters auf die Baubranche oder die Konjunktur? Renkhoff-Mücke weiß es nicht. Zum Glück für das Unternehmen habe sich die Auftragslage seit April normalisiert. Und obwohl die Chefin nicht weiß, wie das Geschäft im letzten Quartal laufen wird, erwartet sie 2009 noch eine schwarze Null. Dabei ist der Preisverfall gravierend, den das Unternehmen hinnehmen muss. „Jeder versucht, die wenigen Aufträge, die es auf dem Markt gibt, über den Preiskampf zu bekommen“, erklärt Renkhoff-Mücke. Das drückt die Ertragslage.

    In konkreten Zahlen: 2008 hat Warema 325 Millionen Euro Umsatz gemacht, 2009 sollten es 344 Millionen werden, bislang liegt man bei 290 Millionen. Man wird also sechs bis zehn Prozent unter Plan landen, prophezeit die Vorstandsvorsitzende. Weniger genau kann sie voraussagen, was 2010 bringen wird. Sie weiß nur, dass die Baubranche bei den Großprojekten – vor allem aus der Industrie – ein Auftragsminus von bis zu 30 Prozent verzeichnet und dass der private Wohnungsbau seit Jahren stagniert. Völlig ungewiss sei, wie die staatlichen Konjunkturprogramme von den Kommunen angenommen würden. Sollten die Gemeinden wegen der Gewerbesteuerrückgänge Investitionen streichen, würden auch staatliche Fördermittel sie kaum zu Mehrausgaben bewegen.

    Ein Hoffnungsschimmer ist für die kürzlich zur Europa-AG (SE) umgewandelte Warema das Ausland. In den Nachbarländern ist das Unternehmen noch nicht lange auf dem Markt, so dass dort Wachstumspotenzial besteht. „Wenn es in Zukunft Wachstum gibt, dann im Ausland“, lautet Renkhoff-Mückes Überzeugung. Aber im Moment kann der Export die Inlandseinbrüche nur abfedern, nicht wett machen.

    „Wir müssen viele lieb gewonnene Dinge streichen.“

    Angelique Renkhoff-Mücke Vorstandsvorsitzende Warema

    Was bedeutet das für die Mitarbeiter? Warema hat sich schon von den Leiharbeitern getrennt. Außerdem gibt es keine Ersatzeinstellung, wenn jemand den Betrieb verlässt. Die Folge: Die Stammbelegschaft fährt, oft im Mehrschichtbetrieb, Überstunden. Doch glaubt Personalmanager Thomas Klein nicht, dass der Arbeitszeitkontenaufbau die zurückgehende Beschäftigung in den erwarteten Zeiten der Auftragsflaute ausgleichen kann.

    So hat die Chefin „enorme Kosteneinsparungen“ vor: „Wir müssen viele lieb gewonnene Dinge streichen, variable Gehälter kürzen, Schulungen und überbetriebliche Ausbildungen aussetzen, soweit dies keine nachhaltigen Schäden erzeugt.“ Da Renkhoff-Mücke lieber jetzt schon mit dem Schlimmsten rechnen will, denkt sie auch an Kurzarbeit. Im Informationsbrief an die Mitarbeiter schreibt sie: „Aller Voraussicht nach werden wir . . . Kurzarbeit als eine notwendige Maßnahme einsetzen müssen.“ Mit der Umsetzung rechnet die Chefin allerdings frühestens 2010; zum Jahresende soll dazu eine Betriebsvereinbarung geschlossen werden.

    Aus der Erfahrung mit der Tochter Kunststofftechnik, die stark vom Automobilbau abhängt und im Mai einen Monat kurz gearbeitet hat, weiß das Unternehmen, was notwendig ist. „Es ist viel Arbeit mit dem Thema verbunden. Und es soll sozial und gerecht für die Mitarbeiter zugehen“, erklärt Renkhoff-Mücke.

    Dabei bleibt das anspruchsvolle Ziel, bei schrumpfenden Märkten die Qualität nicht nur zu halten, sondern noch besser zu werden. „Wir müssen alles tun, damit der Kunde das nicht als Einschränkung erlebt.“

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