Lange Warteschlangen bildeten sich vor der Gefäßchirurgie: Die Besucher nutzten die Möglichkeit zur Farbduplex-Untersuchung ihrer Halsschlagader oder zur Verschlussdruckmessung der Beinarterien. Letztere führte Anissa Rezgui, Assistenzärztin in der Chirurgie, per Ultraschall durch. Gemessen wurde an den beiden Hauptarterien im Fußrücken und im Bereich des Innenknöchels.
Einengungen der Bauchschlagader, der Becken- und Beinarterien können zu Beschwerden beim Gehen führen. Bei der „Schaufensterkrankheit“ bemerken die Patienten nach nur kurzen Gehstrecken Schmerzen in Ober- und Unterschenkel. Die Hauptgefahr bei Einengung der Arterien: ein plötzlicher Gefäßverschluss, daraus resultierend eine akute Bedrohung für das Bein, unter Umständen für das Leben. Als wesentliche Risikofaktoren in der Gefäßerkrankung gelten erhöhte Fettwerte, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Rauchen. Auch wird eine familiäre Häufung infolge von Stoffwechselstörung beobachtet.
Die Vortragsreihe eröffnete Dr. Jürgen Schneider, leitender Oberarzt für allgemeine Chirurgie am Klinikum Aschaffenburg und ab Januar 2009 Chefarzt der Chirurgie am Klinikum Main-Spessart. Er referierte zum Thema „Arterielle Verschlusskrankheit“, führte Ursachen und Entwicklung einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) aus, erläuterte Diagnostik und operative Behandlung und die Behandlung bei einer Bauchschlagadererweiterung (Aneurysma-Erkrankung). Die Hauptgefahr bei arteriellen Aneurysmen: Platzen sie, kann der Betroffene innerlich verbluten.
Zu „Volkskrankheit Schlaganfall – Warnzeichen, Vorbeugung und Behandlung“ nahm Dr. Michael Schlenker Stellung. Er ist Chefarzt der Neurologie und Regionalbeauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. In Deutschland erleiden pro Tag 452 Menschen einen Schlaganfall. Je ein Viertel von ihnen stirbt oder bleibt behindert oder pflegebedürftig. Lediglich 25 Prozent haben hernach keine Einschränkungen. Bei einem vorübergehenden Durchblutungsmangel spricht die Medizin von „TIA“. Die Symptome – dies sind vor allem Lähmungserscheinungen auf einer Körperseite, herabhängende Mundwinkel, Sprach-/Sehstörung – unterscheiden sich nicht von einem Schlaganfall. „Ein Schlaganfall wächst“, so Schlenker. Entscheidend sei die medizinische Versorgung innerhalb von drei Stunden, damit sich das Gehirngewebe erholen könne.
Prof. Dr. Siegfried Franke, Facharzt für Gefäßchirurgie, ist seit September 2007 Kooperationsarzt am hiesigen Klinikum. Zu seinen Hauptbereichen gehört die Carotischirurgie. Die häufigste Operation ist die Ausschälung der vorderen Halsschlagader. Zur Erläuterung: Das Gehirn wird von vier Schlagadern versorgt. Vorne befinden sich zwei Blutleiter, die sich in Höhe des Kehlkopfes in eine äußere und innere hirnversorgende Hauptschlagader aufteilen. 15 Prozent aller Todesursachen sind auf Durchblutungsstörung der Hirngefäße zurückzuführen. Seit Beginn von Frankes Tätigkeit in Lohr wurden vor Ort über 80 Carotiken operiert. Eine Alternative zur Operation ist laut dem Experten gegebenenfalls das Einbringen eines Stents (Dilatation). In den Fachbereich des Professors fallen zudem Operationen von Becken- und Bauchschlagadern, Bypässe bei Raucherbeinen, Ober- und Unterschenkel, Varizen (Krampfadern) sowie die von Dialysepatienten. Dr. Christoph Buchberger, leitender Oberarzt Radiologie, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf „Katheterdiagnostik und Therapie bei Gefäßerkrankungen“. Dr. Matthias Schneider, leitender Oberarzt Anästhesie, behandelte das Thema „Anästhesie in der Gefäßchirurgie“. Die Besucher hatten im Anschluss die Möglichkeit, Fragen an die Fachleute zu stellen. Ergänzend gab es im Foyer des Klinikums eine Demonstration des Operationsinstrumentariums.