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GEMÜNDEN: Was die Milch so wertvoll macht

GEMÜNDEN

Was die Milch so wertvoll macht

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    Das liebe Vieh: In der Region gibt es immer weniger Landwirte, die noch Milch produzieren.
    Das liebe Vieh: In der Region gibt es immer weniger Landwirte, die noch Milch produzieren. Foto: Foto: DPA

    Am 1. Juni ist der internationale Tag der Milch. Ob die mit viel Aufwand betriebene Imagewerbung für ein wertvolles Nahrungsmittel auch für die Produzenten vor Ort nützlich ist, wollten drei von den wenigen noch verbliebenen Milchbauern in den Gemündener Ortsteilen nicht bestätigen. Ihre Beurteilung der Marktsituation fiel trotz aktueller leichter Markterholung eher pessimistisch aus.

    Im Stall des Familienbetriebs von Arthur Riedmann in Massenbuch stehen 25 Milchkühe, über deren Köpfe hinweg die Schwalben fliegen. Eine Kuh der Rasse Deutsches Fleckvieh liefert im Jahr etwa 8000 Liter Milch. Im Seitentrakt sind noch einmal so viele Kälber und Jungrinder, die für die Nachzucht wichtig sind. Im Hof sonnen sich unter dem Nussbaum die Katzen, während die großen und kleinen Gäste der Ferienwohnungen die Ziegen füttern. Das sei auch ein Standbein, um heute als Landwirt zu überleben, sagen Sieglinde und Arthur Riedmann, die mit ihren Kindern die Familientradition, auch mit Obstbau, Kelter und Brennerei pflegen. Diese Idylle hat aber auch Schattenseiten.

    „Die Gesellschaft weiß gute Nahrungsmittel nicht mehr zu schätzen.“

    Manuel Schipper, Landwirt

    Neben der vielen Arbeit in einer sieben Tage Woche sei man sehr abhängig von den Marktpreisen, die schon lange nicht mehr regional bestimmt werden. „Die Konzerne und internationalen Märkte geben vor, wo es lang geht. Momentan geht es leicht bergauf mit dem Preis, aber er war schon höher und kann genauso wieder sinken“, meint Riedmann, der wie alle seine Kollegen in diesem Jahr wegen der außergewöhnlichen Trockenheit mit Futtermangel zu kämpfen hat. Der Grasschnitt bringe nicht einmal die Hälfte der um die Jahreszeit üblichen Menge, also überlege man bereits das notreife Getreide zu silieren.

    Hilmar Zentgraf hat in Seifriedsburg acht Milchkühe im Stall stehen, dazu kommen sechs Kalben und einige Jungbullen. Als Nebenerwerbslandwirt sagt er, „macht man halt weiter, weil es so ist, man die Viecher mag und es Tradition hat.“ Reich werden könne man beileibe nicht mit der Landwirtschaft, wie sie in unseren Breiten betrieben wird. Ähnlich argumentiert Manuel Schipper aus Aschenroth. Er spricht ebenfalls von Tradition: „Es ist ein Stück Gewohnheit und es gehört einfach dazu.“ Schipper äußert aber auch Kritik: „Die Gesellschaft weiß gute Nahrungsmittel nicht mehr zu schätzen.“

    Auch die Politik verschließe die Augen vor dem Niedergang der bäuerlichen Landwirtschaft, die Förderungen gehen größtenteils in Agrarfabriken, sagt Schipper, der 15 Milchkühe sein eigen nennt, etwa ebenso viele Kalben für die Nachzucht und sechs Zuchtsauen. „Wie kann es sein, dass man heute als Landwirt mit 50 Hektar nicht mehr leben kann? Wir schaffen von früh bis nachts.“ Auf seinem Hof bewirtschafte er mittlerweile 80 Hektar und trotzdem drücken die Steuern, Soziallasten und die hohen Wasser- und Abwassergebühren und Verbesserungsbeiträge.

    „Die Standards, die bei uns gelten, machen uns enorm wettbewerbsfähig.“

    Elmar Konrad, Bayerischer Bauernverband

    In anderen Kommunen und Bundesländern sei das wesentlich günstiger als in Gemünden und in Bayern. Außerdem sei man mit der Einführung des Euro beschissen worden, stellt er fest. Generell sei die gesellschaftliche Entwicklung nach seiner Ansicht äußerst bedenklich: „Wenn der kleine Mann kein Geld mehr hat, geht nichts mehr.“

    Elmar Konrad, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Karlstadt, sieht die Talsohle beim Milchpreis durchschritten. Tagesaktuell lasse er sich der genau festlegen, aber die Tendenz zeige seit gut einem Jahr wieder leicht nach oben. Milch sei ein sehr gesundes Nahrungsmittel, „mit vielen Mineralien und Stoffen, die den menschlichen Körper bestens versorgen“, wirbt Konrad. Die Schwankungen auf dem Markt unterliegen der internationalen Nachfrage und dem Angebot. Für Bayern sei das Nachbarland Italien ein wichtiger Handelspartner.

    Die Frage, warum das so sei und warum die Italiener nicht selbst genug Milch produzieren können, beantwortet Konrad mit der Qualität und dem Wissen der bayerischen Landwirte. „Die Standards, die bei uns gelten, machen uns enorm wettbewerbsfähig.“ Das fange bei der artgerechten Haltung mit entsprechenden Laufgestellen an und höre bei der durchweg qualifizierten Ausbildung der Bauern in Bezug auf Tiergesundheit und Naturverbundenheit auf, erklärt Konrad, der die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft und auch der heimischen Milchbauern bei allen Widrigkeiten des Marktes nicht ganz so pessimistisch sieht.

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