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Partenstein: Was für ein Glück

Partenstein

Was für ein Glück

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    Sie haben alle einen Grund zum Lachen (von links): Bürgermeister Stephan Amend freut sich, dass die Gemeinde weiterhin ärztlich versorgt ist. Maria Glück hat eine für sie passende Praxis gefunden und Wolfgang Nätscher mit seinen 78 Jahren nach langer Suche endlich eine Nachfolgerin.
    Sie haben alle einen Grund zum Lachen (von links): Bürgermeister Stephan Amend freut sich, dass die Gemeinde weiterhin ärztlich versorgt ist. Maria Glück hat eine für sie passende Praxis gefunden und Wolfgang Nätscher mit seinen 78 Jahren nach langer Suche endlich eine Nachfolgerin. Foto: Monika Büdel

    Zehn Jahre hat Wolfgang Nätscher vieles versucht, um einen Allgemeinmediziner oder eine Allgemeinärztin für seine Praxis in Partenstein zu finden: Inserate, Plakate, Mundpropaganda. Mit Maria Glück hatte er dieses Jahr Glück und eine Nachfolgerin. Die 41-Jährige aus Windheim kam im März 2022 und bleibt. Zum 1. Oktober hat sie offiziell die Praxis in der Ortsmitte an der Durchgangsstraße übernommen.

    Altersmäßig gesehen, könnte er schon elf Jahre in Rente sein, sagt Nätscher. Mittlerweile sei er nah dran gewesen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er die Praxis ohne Nachfolge würde aufgeben müssen. Unter anderem dafür, dass der 76-Jährige das bislang nicht tat, hat der Gemeinderat von Partenstein vor ein paar Tagen beschlossen, ihm die Ehrenbürgerwürde zuteil werden zu lassen.

    Hinweis des Bankmitarbeiters

    Maria Glück kam im März 2022 in Nätschers Praxis. 2019 hatte sie schon eine Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie abgeschlossen. "Ich habe währenddessen gemerkt, dass es mich zur Allgemeinmedizin zieht", berichtet die Medizinerin in einem Gespräch mit dieser Redaktion in der Praxis. Über die Möglichkeit des Quereinstiegs habe sie dann diese Richtung verfolgt. Der Quereinstieg läuft über eine zweijährige Tätigkeit in einer Allgemeinarztpraxis.

    Zwischendurch habe sie mal mit dem Gedanken gespielt, die Facharztausbildung für Neurologie zu machen. Die Allgemeinmedizin habe sich jedoch durchgesetzt. Nach Stationen in der Neurologie-Abteilung des Klinikums Main-Spessart, in einem Medizinischen Versorgungszentrum und einer Allgemeinarztpraxis wurde sie auf Nätschers Praxis aufmerksam. Ein Bankmitarbeiter, der Ärztinnen und Ärzte berät, die über eine Niederlassung nachdenken, habe sie auf die Partensteiner Praxis gebracht.

    Bürokratische Hürden

    Doch damit war das Glück noch nicht perfekt, wie Nätscher schildert. Trotz der Schwierigkeit, junge Mediziner für Landarztpraxen zu begeistern, werfe der Bürokratismus Knüppel zwischen die Beine. In seinem Fall sei es seine Weiterbildungsermächtigung gewesen. Sie war Voraussetzung, damit Glück ihre Facharztausbildung bei ihm absolvieren und abschließen konnte.

    Seine Ermächtigung sei jedoch abgelaufen gewesen. Er habe sie nicht verlängert gehabt, weil sein Ziel gewesen sei, endlich in Ruhestand zu gehen. Warum er noch mal alle Papiere, samt Staatsexamen, habe einreichen müssen, leuchtet ihm nicht ein. Diese habe die Ärztekammer doch längst vorliegen und mehrmals geprüft, schüttelt der Partensteiner den Kopf. Nur durch ein Eingreifen des Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel sei das Verfahren beschleunigt worden und Glück habe ihre Facharztausbildung abschließen können.

    Arbeitszeiten nicht vereinbar

    Als Mutter sei es unerträglich, im Krankenhaus zu arbeiten, begründet die 41-Jährige ihre Entscheidung für die Selbstständigkeit. Die Arbeitszeiten seien für sie nicht mit der Familie vereinbar gewesen. Dass sie nun nicht nur als Ärztin arbeitet, sondern auch Unternehmerin mit eigenem Personal ist, schrecke sie nicht. Mit einem guten Team werde sie da reinwachsen.

    "Die Helferinen sind auf Zack und freundlich. Als Patient fühlt man sich willkommen", lobt sie nach ihren bisherigen Erfahrungen das Team. Dass es zwischen den Mitarbeiterinnen und dem Praxisinhaber funktionieren muss, betont auch Nätscher. Es habe vor Glück schon mal vereinzelte Interessenten für die Praxis gegeben. Übernahmen seien bislang unter anderem gescheitert, weil es an dieser Stelle nicht gepasst habe.

    Kritik an der Politik

    "Die Menschen sind glücklich und dankbar, dass es mit der Praxis weitergeht", schildert die Medizinerin ihren Eindruck von den Partensteinern. Diese Meinung teilt Bürgermeister Stephan Amend, der am Montag bei dem Gespräch dabei ist. Dass sie nicht am Ort, sondern bei Marktheidenfeld wohnt, sehe sie als Vorteil. Etwas Abstand schade beim Verhältnis zwischen Arzt und Patienten nicht. "Zum Beispiel, wenn man sie beim Rauchen erwischt...", sagt Glück und lacht.

    Der 76-Jährige mit seiner langen Erfahrung und die Neueinsteigerin sind sich einig in der Kritik, dass die niedergelassenen Hausärzte von Jahr zu Jahr weniger verdienten. In den aktuellen Überlegungen des Gesundheitsministers Karl Lauterbach, bestimmte Vorsorgeuntersuchungen auch in Apotheken anzusiedeln, sehen sie eine Geringschätzung ihrer Fachrichtung und Arbeit.

    Neue Räume

    Ein Grund zur Freude ist für Glück die Aussicht auf neue Praxisräume. Wie der Bürgermeister am Montag mitteilte, sind die Pläne für den Umbau des ehemaligen Forsthauses fertig zum Einreichen bei der Baubehörde. Im Erdgeschoss sollen Sprechzimmer und Wartebereich untergebracht werden und im Obergeschoss Personal- und Sozialräume. Der Zugang sei dann barrierefrei und Parkplätze am Haus. Noch in der jetzigen Praxis werde es einige neue Untersuchungsgeräte und eine neue EDV-Anlage geben, informiert die neue Inhaberin.

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