1947 wurde der letzte Förster in Rothenbuch erschossen. Ein Schicksal, das Jann Oetting erspart blieb. Nicht nur darüber zeigte sich der 44-jährige, der nun knapp neun Jahre lang mit Rothenbuch einen der renommiertesten Forstbetriebe der Bayerischen Staatsforsten leitete, bei seiner Verabschiedung am Freitag erfreut.
Vor rund 130 Gästen vom Holzrücker bis zum Landrat sprach der Forstmann beim Verabschiedungsakt im Hotel Spechsthaardt jedoch nicht nur über das seit den rauen, längst vergangenen Zeiten deutlich verbesserte Verhältnis zwischen Spessartbevölkerung und Forstpartie. Das zweite, große Thema des Tages waren der Zustand des Spessartwaldes, dessen traditionsreiche Bewirtschaftung und der daraus resultierende ökologische wie ökonomische Wert.
Viele Reden kreisten thematisch um den Nationalpark
Auch wenn das Wort von den zahlreichen Rednern nur selten direkt in den Mund genommen wurde, so drehte sich vieles vor allem um eines: die Diskussion um einen Nationalpark im Spessart. Etliche Redner ließen deutlich erkennen, dass sie einen solchen für überflüssig halten. Der Wald und insbesondere die Spessarteiche seien erst durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung zu dem geworden, was sie heute seien, so ihr der Tenor.
Seit 2008 sehe sich der Staatsforst im Spessart mit Kampagnen gegen die bisherige Nutzung konfrontiert, sagte Oetting. Dabei zeige gerade der Spessart, dass das Konzept „Nützen und Schützen“ gelingen könne. Die Wälder seien „extrem artenreich und extrem wertvoll“, so Oetting.
Oetting: Menschen im Spessart mit Arbeit der Forstpartie zufrieden
Dass es in der Bevölkerung große Skepsis gegenüber einem Nationalpark gebe, werte er als Beleg dafür, dass die Menschen mit der Arbeit der Forstleute zufrieden seien.
In die gleiche Kerbe schlug Reinhardt Neft, Vorstandsmitglied aus der Regensburger Zentrale der Staatsforsten. Gerade die Spessarteiche zeige, dass Nachhaltigkeit und der daraus resultierende „Generationenvertrag für Forstleute essenziell“ seien. Schon jetzt seien im Spessart 1300 Hektar Staatswald aus der Nutzung genommen. Die Artenvielfalt und die Zahl der alten Bäume habe so nachweislich zugenommen. Oetting habe dazu einen eindrucksvollen Beitrag geleistet.
Florian Vogel rückt aus Rothenburg nach Rothenbuch nach
Doch zum 1. März wechselt dieser als Leiter an den Gebirgsforstbetrieb Sonthofen im Allgäu. Als seinen Nachfolger stellte Neft Florian Vogel vor. Der 39-Jährige stammt aus Rothenburg ob der Tauber, wo er seit 2014 stellvertretender Leiter des dortigen Forstbetriebes war. Den Spessart und Rothenbuch kennt Vogel aus seiner Referendarszeit. Das Forstamt Altenbuch und die Lohrer Forstschule waren weitere Stationen.
Vogel sei ein guter Kommunikator, lobte Neft. Eine Eigenschaft, die er in der laufenden Nationalparkdiskussion sicher gebrauchen könne. Für die wünschte sich der Chef der Staatsforsten Fairness in der Diskussion und die Konzentration auf Fakten.
Neuer Forstbetriebleiter kündigt Gelassenheit und Leidenschaft an
Vogel sagte angesichts der emotionalen Debatte um den Nationalpark, dass es vermutlich bessere Zeitpunkte gebe, um den Forstbetrieb zu übernehmen. Dieser würde im Falle eines Nationalparks die gesamte Fläche von gut 10 000 Hektar stellen. Er wolle seine Arbeit mit der „notwendigen Gelassenheit“ angehen, sagte Vogel dazu. Er freue sich, „ein hervorragend eingespieltes Team und einen hervorragend aufgestellten Betrieb“ zu übernehmen. Sein Wunsch sei, dass sich alle weiterhin „gemeinsam mit Leidenschaft um den Wald kümmern“.
Auelnbach: Der beste Forstbetrieb der Welt
Von Gerd Aulenbach, dem Bürgermeister von Rothenbuch, hörte Vogel, dass er „den weltbesten Forstbetrieb“ übernehme. Mehr denn je gelte es heute, im Forst Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Dass der Spessart heute als Nationalpark im Gespräch sei, könne die Menschen mit Stolz erfüllen. Dies sei ein Verdienst der Forstleute.
Neben Aulenbach sprachen auch MSP-Landrat Thomas Schiebel, die CSU-Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab und Peter Winter, der Spessartbundvorsitzende Gerrit Himmelsbach, Lohrs zweite Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis sowie Volkmar Zankl, Oettings Stellvertreter. Sie alle zollten dem scheidenden „Herrn der Eichen“ großen Respekt für dessen Wirken im Spessart, für die Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit, auf die Menschen zuzugehen.
Vertreter des Jagdverbandes kritisiert Gewinnmaximierung im Staatswald
Ralph Keller, der für die Jagdverbände sprach, unternahm dabei den deutlichsten Schwenk zur Nationalparkdiskussion. Für den Erhalt des Spessarts brauche man einen Nationalpark sicher nicht. Der Freistaat solle jedoch eventuell über die von der Forstwirtschaft „oftmals geforderte Gewinnmaximierung nachdenken, gerade im Spessart“. Etwas weniger Ertrag „würde sicher mehr bringen im Sinne von Schützen und Nützen“, so Keller.