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ARNSTEIN: Wechsel nach vier Generationen

ARNSTEIN

Wechsel nach vier Generationen

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    Letzte Beratung: Der direkte Kontakt mit den Menschen war für den scheidenden Apotheker Hans-Bernd Weinand immer das Wichtigste an seinem Beruf. Zum Abschluss seines Berufslebens nahm er auch Abschied von altvertrauten Kunden bei einem letzten Beratungsgespräch.
    Letzte Beratung: Der direkte Kontakt mit den Menschen war für den scheidenden Apotheker Hans-Bernd Weinand immer das Wichtigste an seinem Beruf. Zum Abschluss seines Berufslebens nahm er auch Abschied von altvertrauten Kunden bei einem letzten Beratungsgespräch. Foto: Foto: Günter Roth

    Mit dem abgelaufenen Jahr 2015 gab es auch einen Stabwechsel in der Hubertus-Apotheke von Arnstein. Nach 37 Berufsjahren übergab Hans-Bernd Weinand den Betrieb an Peter Lurz aus Veitshöchheim. Ein bisschen Wehmut habe er schon bei dem Gedanken, aus dem Beruf auszuscheiden, sagte er im Gespräch mit der Main-Post. Schließlich ist sein Ausscheiden auch ein Schlusspunkt für seine Familie, die seit 1876 vier Generationen lang in Arnstein die Apotheke hatte.

    Als ältester Sohn des Apotheker Leo Weinand und dessen Frau Lilo war ihm sein beruflicher Weg vorgegeben, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. So begann er nach dem Abitur am Augustiner-Seminar des Humanistischen Gymnasiums in Münnerstadt ein vorexaminierendes Praktikum in Bad Honnef, wo er die Grundlagen des Apothekerberufes von der Pike auf erlernte, so zum Beispiel das eigenverantwortliche Anfertigen von Rezepturen, die damals noch viel häufiger durchgeführt wurden als heute.

    Nach diesem Praktikum leistete er seinen Wehrdienst im Sanitätsdienst in Veitshöchheim ab und arbeitete dann noch ein Jahr daheim in der elterlichen Apotheke. Anschließend begann er in Würzburg das Studium der Pharmazie, das er 1978 mit der Approbation abschloss.

    Aber statt in die Marien-Apotheke des Vaters einzutreten eröffnete er im selben Jahr am Schweinemarkt seine eigene Martins-Apotheke. Nach dem Tod der Eltern wurde 2002 die Marien-Apotheke nach über 200 Jahren aufgelöst. Seinen eigenen Betrieb führte Hans-Bernd Weinand bis 2011, nachdem er sie 1986 modernisiert hatte. Die Schließung der Martins-Apotheke war letztendlich dem Rückgang der ärztlichen Versorgung in Arnstein geschuldet. Allerdings hatte er schon drei Jahre zuvor die frei gewordene Hubertus-Apotheke in der Karlstadter Straße gekauft und beide gleichzeitig geführt.

    Unzählige Nachtdienste

    Nach 37 Berufsjahren kann Weinand vollen Herzens das berühmte „lachende und weinende Auge“ bestätigen. Er erinnert sich an zahllose anstrengende Nacht- und Wochenenddienste, in denen er des Öfteren wegen Kleinigkeiten unnötig um vier Uhr nachts aus dem Bett geklingelt wurde. Er denkt auch an die zunehmende Gängelei und restriktive Gesetzesvorschriften, die immer mehr Zeit und Verwaltungsaufwand mit sich brächten – Zeit, die er viel lieber mit seiner eigentlichen Aufgabe verbracht hätte: den Umgang mit den Kunden, die fachkundige Beratung, die oftmals großes Fingerspitzengefühl erforderten. Diesen Kontakt und diese Begegnung mit den Menschen werde er schon arg vermissen, sagt der künftige Apotheken-Rentner.

    Beruflich hat er ein bestelltes Haus hinterlassen. Mit Lurz ist er sicher, einen kompetenten Nachfolger gefunden zu haben, der die Apotheke in bewährter Weise und – das war für Weinand ein besonderes Anliegen – mit allen Mitarbeitern weiterführen wird. Lurz ist dann noch Chef zweier weiterer Apotheken in Veitshöchheim und in Güntersleben. Die Arnsteiner Filiale wird ab Januar 2016 vom Apotheker Nils Czemper geleitet, der schon seit einigen Jahren mit Lurz zusammenarbeitet.

    Doch das „lachende Auge“ wird bei dem scheidenden Chef schließlich siegen. Schließlich kennt Arnstein noch einen anderen Hans-Bernd Weinand: einen Mitbürger, der sich schon seit Jahrzehnten aktiv und unverzichtbar in das Leben der Stadt einbringt. Da ist seine Leidenschaft für den Film. Angefangen bei den „filmischen Dinosaurieren“, dem Format Super8 und später dem halb-digitalen VHS-System, ist er jetzt beim digitalen Film gelandet. Das Aufnehmen, Schneiden, Bearbeiten und Vertonen von Ereignissen in Arnstein bereitet dem filmischen Autodidakten mit eigenem Filmstudio große Freude und bring nicht nur dem Heimatkundeverein mehrmals im Jahr unterhaltsame Erinnerungen. In diesem Verein ist Weinand Leiter des Arbeitskreises „Dokumentation“.

    Amateurfunker

    Auch dem Amateurfunk ist er zugetan. Er ist staatlich geprüfter Funker für verschiedene Wellenlängen. Weltweit kann er damit Kontakt taufnehmen – bis nach Neuseeland beispielsweise.

    Darüber hinaus ist der jetzige Ex-Apotheker noch Mitglied der „Königlich-privilegierten Schützengesellschaft“ von Arnstein und war dort nicht nur zwei Jahre Schützenmeister, sondern auch über 20 Jahre Schriftführer.

    Eigentlich braucht der 68-jährige ab sofort noch ein zweites lachendes Auge, denn er wird endlich mehr Zeit für die Familie haben – für seine Frau Margarete, die beiden Töchter und die drei Enkelkinder.

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