„Arbeit ist keine Belastung, sondern Entspannung für mich.“ So bewertet der Steinmetz Andreas Gugel seinen Beruf. Der 51-Jährige, der Mitglied des Gemeinderats ist, enthüllt zur 1200-Jahrfeier am Wochenende seine Skulptur „Der Stein der Weisen“.
Der Hauptschüler war „einer von vielen Begabten, die nicht wissen, was sie wollen“, wie Gugel schmunzelnd über sich sagt. Sein Vater war Architekt. Über einen seiner Bekannten kam er zum Stein.
„60 Sekunden Ärger machen eine Minute Freude kaputt.“
Steinmetz Gugel zitiert Hemingway
Gugel hat die Mittlere Reife und die Fachhochschulreife an der Abendschule nachgeholt und eine Lehre als Steinmetz begonnen. „Ich hatte einen sehr charismatischen Ausbilder, der die Leidenschaft geweckt hat“, erklärt er seine anhaltende Begeisterung. Die Stiftung für Begabtenförderung hat ihn 1988 nach Venedig geschickt, um sich dort weiterzubilden.
Im vergangenen Winter kam ihm dann die Idee, den „Stein der Weisen“ zu erschaffen. In die 1,6 Tonnen schwere Skulptur hat Gugel Lebensweisheiten von Philosophen eingemeißelt: „Stein bewegt mich. Die Aphorismen bewegen mich“, sagt er. Deshalb sollte daraus eine Kombination geschaffen werden. Einige Sinnsprüche verlaufen auch um mehrere Ecken, man muss beim Lesen also um den Stein herum gehen. Eben in Bewegung sein.
Seine Idee hat ihm so gut gefallen, dass Gugel sie „in Stein meißeln“ wollte. Der Name „Stein der Weisen“ solle neugierig machen, ohne abzuschrecken.
Der für die Skulptur verwendete „Juramamor“, eigentlich ein Kalkstein, kommt aus dem Raum Eichstätt und kostet in Rohform circa 2000 Euro. Mittlerweile haben Gugel und sein Team bereits 250 Stunden Arbeit in die Fertigstellung investiert. Der selbstständige Unternehmer beschäftigt zwei Gesellen und einen Lehrling in seiner Firma. Er legt besonders Wert auf eine klassische und handwerkliche Ausbildung.
Gugels Meisterbetrieb ist seit 1990 in Neubrunn ansässig und stellt beispielsweise Grabmale, Fassaden und Gartenelemente her. Die am Samstag um 14 Uhr beginnende Enthüllung der Skulptur „sollte einen gewissen Rahmen haben; mit den Menschen, die mir in Erinnerung geblieben sind“.
Nach der Enthüllung soll der Stein „öffentlich zugänglich sein, er soll gesehen werden“, wünscht sich der Steinmetz.
Bei seiner Arbeit gefällt Gugel am meisten, dass er „das Glück hat, am Abend etwas zu sehen“. Die Steinbearbeitung beginnt mit dem Groben und endet mit dem Feinen. „Man darf nicht versuchen, gegen das Material zu arbeiten“, erklärt der Meister. Der gesägte „Stein der Weisen“ wird nur an der Oberfläche verändert.
Die Sprüche unterstützen Gugel bei der Bewältigung seines Alltags. Die „Zitate haben sehr stark mitgeholfen“, ein Leben ohne Ärger zu führen. Dabei hat ihn insbesondere ein Zitat frei nach Ernest Hemingway inspiriert: „60 Sekunden Ärger machen eine Minute Freude kaputt.“
Der geschiedene Gugel hat zwei Kinder und betreibt auch eine Internetseite über Lebensweisheiten. Im Spätsommer wird der Steinmetz noch als Sachverständiger vereidigt, der als Gutachter bei Streitfällen eingesetzt wird. Diese Bestätigung freut ihn.
Seine Zukunft sieht er aber klar im Stein: „Stein bewegt mich. Je älter ich werde, desto mehr.“
Sprüche auf dem Stein der Weisen
„Wenn du in Eile bist, dann gehe langsam.“ Aus China
„Bevor du über einen Menschen urteilst, gehe drei Monde in seinen Mokassins.“ Indianische Weisheit
„Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, dass sie verdient war.“ Publius Tacitus
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich etwas ändert. Albert Einstein
„Weisheit beginnt mit Staunen.“ Sokrates
„Warte niemals, bis du Zeit hast“ Aus China
„Sei dazu entschlossen, und die Sache ist getan.“ Konfuzius
„Alles Leid entsteht durch Unzufriedenheit und Gier.“ Buddha
„Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tue es jeden Tag.“ Konfuzius