Disco-Fox ist die Disziplin, in der das Pärchen aus Oberthulba sich mit der bundesdeutschen Konkurrenz misst. Nur 150 Paare gibt es deutschlandweit, die das Disco-Fox-Tanzen auf Turnierebene betreiben. Patricia Hüter und Alexander Brand haben sich in dem einem Jahr schon den 50. Platz in der Rangliste ertanzt. Anders als bei den klassischen Tanzturnieren, bei denen Standard und Lateinamerikanisch getanzt wird, gibt es bei diesen Turnieren nur einen Tanzstil - den Disco-Fox.
Können und Kondition
Wer jetzt glaubt, die zwei Steps vor und einer zurück seien doch ein Kinderspiel, der muss sich eines Besseren belehren lassen. Denn was die Beiden aus Oberthulba so tanzen, hat nichts mit dem Tanzschulen-Foxtrott gemein. Hier werden Pirouetten gedreht und Figuren getanzt, die Können und Kondition verlangen. Wenn Patricia Hüter und Alexander Brand einen solchen Disco-Fox an den Wochenenden in der Diskothek aufs Parkett legen, dann können andere Disco-Besucher nur noch staunen.
In einer Diskothek in Würzburg wurden die Beiden auch entdeckt. Dem Besitzer der Tanzschule Harry Hagen in Bietigheim, für die das Paar aus Oberthulba bei Turnieren an den Start geht, war das große Talent der beiden aufgefallen und er überredete sie, bei der Süddeutschen Meisterschaft mitzumachen. "Ich wollte das gar nicht", erzählt Patricia Hüter, doch ihr Lebensgefährte sei ganz begeistert gewesen. Ihm zuliebe habe sie dann zugesagt, in der Überzeugung, dass es eine Eintagsfliege bleiben würde.
Auf Anhieb qualifiziert
Doch es kam alles anders: Um überhaupt an den Start gehen zu dürfen, mussten Hüter und Brand eine Sichtung tanzen, bei der sie sich überraschend für die B-Klasse qualifizierten. Das ist zwei Klassen unter den Profis und zwei Klassen über den Anfängern. Die zweite Überraschung kam beim Turnier. Hüter und Brand holten sich unter 25 Paaren den neunten Platz und waren damit auf Anhieb für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Seitdem dreht sich alles nur noch ums Tanzen. Zuerst wurde im Keller des Eigenheims ein Tanzraum eingerichtet. Hier trainiert das Paar zwei- bis dreimal in der Woche. An den Wochenenden geht's dann in die Disco zum Tanzen, was für die beiden jedoch nur ein Freizeitvergnügen ist. Auf etwa sieben bis acht Turnieren tanzen Patricia Hüter und Alexander Brand im Jahr. Auch heuer waren sie wieder bei der Deutschen Meisterschaft am Start und erreichten unter 26 Paaren einen beachtlichen 20. Platz.
Klitzekleiner Fehler
"Es hätte besser sein können", meint Alexander Brand selbstkritisch. "Ich habe eine Sekunde während des Tanzes nachgedacht", ärgert er sich noch immer über diesen Fehler, den die Jury mit Punktabzug bestrafte. Denn auf der Tanzfläche müssen sich die Paare locker und gelöst präsentieren, nichts darf einstudiert oder aufgesetzt wirken. Genau daran müssen die Beiden noch arbeiten. "Wir haben es bislang noch nicht geschafft, unsere Nervosität abzulegen und unsere Emotionen auf der Tanzfläche umzusetzen."
Patricia Hüter und Alexander Brand wollen sich deshalb jetzt einen Tanzlehrer nehmen, der sie professionell auf Turniere vorbereitet. Das Problem dabei sei, dass die hiesige Region in Sachen Disco-Fox unbewandert sei. Hier gebe es weder Tanzschulen noch Tanzlehrer, die diesen Tanzstil unterrichten. Hüter und Brand haben ihre Fühler deshalb bis nach Solingen ausgestreckt, wo sie ab kommenden Jahr 14-tägig bei einem Profitänzer Unterricht nehmen wollen.
"Nächstes Jahr wollen wir in die A-Klasse aufsteigen"
Patricia Hüter und Alexander Brand
Selbst sind die Beiden auch schon als Lehrer tätig. So geben sie in der Discothek La Ponte in Mühlhausen bei Werneck seit geraumer Zeit 30 Paaren Unterricht im Disco-Fox-Tanzen. Ein Paar haben sie auf diese Weise auch schon auf den Geschmack gebracht. Traudi und Frank Golda aus Wülfershausen starten inzwischen ebenfalls bei Turnieren eine Klasse unter ihren Lehrkräften.
Ein großes Ziel haben Patricia Hüter und Alexander Brand: "Nächstes Jahr wollen wir in die A-Klasse aufsteigen." Das ist die höchste Klasse für Amateure, danach kommt nur noch die S-Klasse mit den Profitänzern. Um dahin zu kommen, müssen sie es bei drei Turnieren in die Endrunde schaffen und 150 Punkte vorweisen. 96 Punkte haben sie schon, die restlichen hoffen sie, im kommenden Jahr zu ertanzen. Fehlen also lediglich noch die vorderen Platzierungen bei drei Turnieren im nächsten Jahr.
Anregungen für ihr Tanzen wollen sich die Beiden bei der Weltmeisterschaft im Disco-Fox-Tanzen holen, die am 26. November in Ludwigsburg stattfindet. Die Karten dafür haben sie bereits in der Tasche.