Seit zwei Monaten ist ihre Krankheit erkannt: Zöliakie heißt sie bei Kindern; Sprue nennt man sie, wenn Erwachsene betroffen sind. Zöliakie/Sprue wirkt sich auf den Dünndarm aus. Die Erkrankung beruht auf einer Unverträglichkeit des Organismus gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, das in den Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer vorkommt. (Siehe Kasten "Stichwort").
Die Sparkassenangestellte ernährt sich seitdem glutenfrei. Und siehe da - jetzt ist sie beschwerdefrei: "Das Leben fängt wieder an. Von heute auf morgen sind alle Krankheiten weg."
Nachdem Karina Traub wieder Lebensmut gefasst hat, ist ihr großes Ziel, einen Stammtisch zu gründen für all jene, die von dieser Krankheit betroffen sind. Schließlich ist ihr Leben seitdem ein anderes geworden. Sie ist Mitglied der Deutschen Zöliakiegesellschaft (DZG) geworden. Seitdem ist ein gelbes Buch ihr ständiger Begleiter: die "Aufstellung glutenfreier Lebensmittel/Arzneimittel" von der DZG.
"Man kann sich wunderbar ohne Gluten ernähren", sagt die aus Rettersheim stammende 26-Jährige im Gespräch mit der MAIN-POST. Wenn sie Pizza macht, verwendet sie Reis- oder Maismehl. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Gluten, das Klebereiweiß in Getreide, ist fast überall versteckt. Beim Würzen fängt es an: "Pfeffer und Salz sind okay", sagt Traub, doch Gewürzmischungen enthalten wieder Gluten. Ihre Mutter wollte ihr mit einem Braten eine Freude machen, doch das vermeintlich glutenfreie Gewürz löste sofort wieder Beschwerden aus.
Nescafé beispielsweise geht, der lösliche Kaffee von Aldi hingegen nicht. So machte die 26-Jährige ihre eigenen Erfahrungen. Um die mit anderen Betroffenen auszutauschen, wäre ein monatlicher Stammtisch prima, nach dem Motto "hey, wo kaufst du deine Pilze für die Pizza ein?" Und die nächste Erfahrung mit Pizza: Den Käse vom Block kann man nehmen, der geriebene aus der Tüte von der gleichen Käsesorte geht nicht. Der Grund: Er ist mit Stärke behandelt, damit die Käsestückchen nicht aneinander kleben. Einen neuen Toaster musste sich Karina Traub auch anschaffen, denn der Familientoaster ist "verseucht" mit Krümeln von glutenhaltigem Brot. "Seit dem Erlebnis mit dem Braten riskiere ich nichts mehr."
In ihrem Urlaub hat sie jetzt einen ganzen Tag lang gebacken. Glutenfreie Brötchen oder auch schon Neujahrsbrezen zum Einfrieren. "Auch Essengehen macht einfach keinen Spaß", sagt sie. Denn kaum ein Wirt kann mit Sicherheit sagen, ob seine Zutaten glutenfrei sind. Vielleicht gibt es ja hier eine Kneipe, die auf Sonderwünsche eingeht. Das wäre für den Stammtisch eine tolle Sache, sagt Karina Traub.
Deshalb ihr Aufruf an alle, die an Zöliakie/Sprue leiden: Sich regelmäßig treffen, miteinander reden und voneinander lernen. Karina Traub ist unter Tel. (0160) 4 56 14 41 zu erreichen.