Sicherlich nichts für zarte Gemüter war die Reptilienausstellung "Das Erbe der Dinosaurier" am vergangenen Wochenende in der Gemündener Scherenberghalle. "Kreischend heraus gerannt ist noch keiner, und nur ein paar haben sich erst gar nicht herein getraut", erzählt schmunzelnd der Organisator der zweitägigen Veranstaltung, Rene Spindler.
Dies waren jedoch wohl wenige Fälle, denn die Ausstellung scheint ein voller Erfolg gewesen zu sein: Vor allem Reptilienliebhaber und Privathalter waren begeistert und nahmen auch einen weiten Anfahrtsweg in Kauf, um die Nachfolger der Dinosaurier zu bewundern.
Besonders Kinder konnten gar nicht nah genug an die Spinnen oder Alligatoren im Minizoo Scherenberghalle herankommen. Doch das war bei einer breiten Vielfalt an Reptilien nicht verwunderlich: Warane, Amphibien, Echsen, Vogelspinnen und Skorpione zogen die Besucher in ihren Bann.
Trotz der Glaswände der Vitrinen konnte einem beim Anblick so mancher Exemplare dann aber doch etwas mulmig werden. Vor allem die Boa-Riesenschlange oder auch eine Kenia-Riesenspinne konnten etwas scheueren Gästen doch Angst einjagen. Ebenso beeindruckten die Mississippi-Alligatoren mit einer Länge von bis zu vier Metern. Ein schönes Farbspiel bot die Regenbogenboa neugierigen Betrachtern.
Beruhigend war dennoch zu hören, dass sich keiner vor hungrigen Tieren zu fürchten brauchte. Denn Rene Spindler und seine Mitarbeiter seien stets für darum bemüht, allen Reptilien einen ausgewogenen Speiseplan bieten zu können: Die Riesenschlangen werden zwar nur alle zwei Wochen gefüttert, doch dann reichlich. Entweder bekommen sie noch lebende Hasen und Hühner oder auch kleine Schweine aufgetischt.
Mit so großen Leckerbissen können kleinere Schlangen natürlich nicht verwöhnt werden. Sie müssen sich mit Gemüse, Grillen und Ratten begnügen. Die zahlreichen Spinnen werden normalerweise mit Grillen gefüttert oder bekommen wie die Vogelspinnen manchmal sogar kleinere Mäuse.
Beim Anblick der engen Glasvitrinen könnte man jedoch die Frage stellen, ob die Tiere auch wirklich artgerecht gehalten werden. Ein Terrarium erscheint bei- spielsweise für eine 3,25 Meter lange Anakonda, die sicherlich in der Natur ihren Freiraum braucht, dann doch etwas beengend. Spindler jedoch versichert, dass er für seine Tiere nur das Beste wolle. Normalerweise halte er sie in einem Privat-Zoo in Worms, wo sie unter artgemäßen Bedingungen leben können. Nur während der Wander-Ausstellungen müssten sie sich in den engeren Terrarien aufhalten.
Auch betont Spindler, dass er keinerlei Tiere aus dem Ausland besitze. Seine Reptilien seien sämtlich Nachzuchttiere. "Meine Kinder sind mit den Tieren groß geworden. Ich kenne sie also von klein auf", beschreibt er seine enge Bindung zu den Reptilien. Spind- ler versucht allen, die Scheu vor etwas ungewöhnlicheren Tieren wie den gemeinhin wenig beliebten Schlangen zu nehmen: "Meine Tiere sind alle zahm und nicht gefährlich."
Eine Chance zum Abbau von Ängsten vor Schlangen gab die Veranstaltung dann auch: Jeder hatte die Möglichkeit, eine echte Boa einmal hautnah zu erleben und sie sich um den Hals legen zu lassen. Allerdings schienen dennoch nicht viele Ausstellungsbesucher den nötigen Mut dazu zu haben und hielten lieber einen Sicherheitsabstand ein.