Sie haben die erste Etappe ihres Berufslebens geschafft: 63 Junghandwerker wurden in der Laudenbacher Mehrzweckhalle feierlich freigesprochen und erhielten von den Innungsobermeistern ihre Gesellenbriefe.
Die bis ins ausgehende Spätmittelalter zurückgehende Tradition der Freisprechung steht für die Entlassung aus den Lehrlingspflichten und die Aufnahme in die Gemeinschaft der Gesellen. Diese Ehre wurde sieben Fleischereifächverkäuferinnen, vier Fleischerinnen und Fleischern, 14 Friseurinnen, fünf Metallbauern, drei Feinwerkmechanikern, 14 Schreinerinnen und Schreinern sowie 16 Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik zuteil.
„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“
Reiner Stegerwald, Kreishandwerksmeister
Kreishandwerksmeister Reiner Stegerwald gratulierte ihnen schon bei der Begrüßung. Nach der harten Arbeit der vergangenen Jahre und manchem Schweißtropfen beginne jetzt das eigenständige Berufsleben. Die erlernten hochinteressanten Handwerksberufe seien ein solides Fundament; Wissen, Erfahrung und Fertigkeiten eröffneten Chancen und Perspektiven. Allerdings sei auch das Handwerk in Bewegung, manches Erlernte werde in wenigen Jahren veraltet sein: „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück“.
Damit das nicht geschieht, forderte er die Gesellen auf, am beruflichem und privaten Erfolg zu arbeiten. Ohne Fort- und Weiterbildung seien auch Handwerksgesellen dem Arbeitsmarkt „schutzlos“ ausgeliefert.
Der Kreishandwerksmeister vergaß nicht, allen Meistern und Ausbildern in den Betrieben, den Lehrern der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildungsstätten sowie den Eltern und den vielen ehrenamtlichen Prüfern zu danken.
Ab morgen gelten andere Regeln
Der Festredner, CSU-Bundestagsabgeordneter Wolfgang Zöller (Obernburg), versetzte die jungen Leute drei Jahre zurück, als sie erstmals in den Betrieb gingen und auf ihre Ausbilder trafen. Nun hätten sie alle Hürden zum Gesellenbrief überwunden, mit Hilfe zwar, aber letztlich durch ihren eigenen Einsatz.
„Handwerk hat goldenen Boden, das ist heute notwendiger denn je“, stellte Zöller fest. Handwerk verbinde gute fachliche Arbeit mit Innovation, was ein starker und leistungsfähiger Faktor sei. Die Finanzkrise habe gezeigt, dass mit „heißer Luft“ auf Dauer nichts erwirtschaftet werden könne. Das deutsche Handwerk habe weltweit einen guten Ruf.
„Ab morgen gelten für Sie andere Regeln und Ansprüche“, so Zöller, „Sie haben dann mehr Verantwortung für Ihre Entscheidungen.“ Er rief die jungen Gesellinnen und Gesellen nicht nur zur Weiterbildung auf, sondern auch zum gesellschaftlichen Engagement. Die Jugendstudie 2020 habe hier Defizite aufgezeigt.
„Angenehm sind die erledigten Aufgaben“, zitierte der stellvertretende Landrat Manfred Goldkuhle in seinem Grußwort den römischen Philosophen Cicero. Er stellte heraus, dass auch dem Landkreis die Bedeutung der Berufsausbildung bewusst sei, weshalb er in die Ausstattung seiner Berufsschulen und ein neues Brauerinternat in Karlstadt (nicht nur für Brauer) investiere.
Walter Heußlein, Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken, rief die Gesellen dazu auf, ihrem erlernten Beruf treu zu bleiben oder darauf aufzubauen: „Als Meister steht Ihnen die Welt offen“. Engagierte und gut ausgebildete Fachkräfte hätten unser Land stark gemacht, doch das sei jetzt in Gefahr. 350 Lehrstellen im Handwerk (11,6 Prozent) seien vergangenes Jahr in Unterfranken unbesetzt geblieben, in diesem Jahr seien es 750. Gleichzeitig würden die Ausbildungsverträge früh im Jahr geschlossen; im Februar 2010 seien schon 22 Prozent bei der Kammer eingereicht gewesen.
„Die letzten Monate waren kein Spaziergang, Sie haben sich mächtig ins Zeug gelegt.“
Bernd Bütter, Schulleiter Berufsschule Main-Spessart
„Ihre ehemaligen Lehrer der Berufsschulen sind stolz auf Sie, die letzten Monate waren kein Spaziergang, Sie haben sich mächtig ins Zeug gelegt“, sagte Bernd Büttner, Leiter der Berufsschule Main-Spessart. Deutsche Handwerker stünden für Pünktlichkeit sowie schnelle und zuverlässige Arbeit.
Für die Überreichung der Gesellenbriefe durch die Obermeister stellte die Inter Versicherung die Fachpreise zur Verfügung. Gesamtprüfungsbeste ist Friseurin Heike Schreck aus Birkenfeld. Sie wurde ebenso wie die weiteren Prüfungsbesten Theresa Köhler aus Karlstadt, Sebastian Kraft aus Stadelhofen, Rainer Leonhardt aus Kitzingen, Felix Feser aus Gemünden und Simon Ehrenfels aus Karlburg von der Iduna für einen Tag in den Signal-Iduna-Park nach Dortmund eingeladen.
Der Jugend etwas zutrauen
Heike Schreck übernahm auch die Dankesworte. Die Feierstunde sei Abschluss eines steinigen Weges, dessen Bewältigung die Freigesprochenen und ihre Eltern stolz mache und wohl auch manchen Ausbilder aufatmen lasse. Die jungen Gesellen wünschten sich, dass ihnen ihre Chefs etwas zutrauen und Verständnis haben, wenn sie jung und dynamisch auch innovative Vorschläge machen. Zudem freuten sie sich als wertvolle Fachkräfte auf entsprechend gut dotierte Stellenangebote und nette Chefs.
Für Musik sorgten ein Vocal-Ensemble des Kinder- und Jugendchores Karbach unter Leitung von Marlies Grollmann. Die Klavierbegleitung übernahm Thomas Grön.
Die Freigesprochenen
Schreinerinnen und Schreiner: Marcel Diemer und Dominik Grob, beide Gemünden (beide Ausbildungsbetrieb Michael Feser, Gemünden); Felix Feser, Gemünden, (Robert Schwab, Hafenlohr); Benjamin Haase, Lengfurt (Fritz Schwab, Hafenlohr); Timo Heßdorfer, Karlstadt (Udo Gerhard, Karlstadt); Philipp Kempf, Trennfeld (Lothar Schulz, Rettersheim); David Leimeister, Esselbach (Klaus Väth, Esselbach); Tobias März, Karlstadt (Söder, Arnstein); Sebastian Merz, Himmelstadt (Walter Heußlein, Billingshausen); Michaela Obert, Gemünden (Bezirkskrankenhaus Lohr); Jessica Pfeuffer, Obersfeld (Martin Breitenbach, Aschfeld); Sandra Schonmann, Frammersbach, und Daniel Siegler, Laudenbach (beide Birgit Zoepf, Lohr); Simon Strohmenger, Karlstadt (Schmitt Uwe, Langenprozelten).
Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: Marco Eckert, Binsfeld, und Marco Müller, Karlstadt, (beide Energieversorgung Karlstadt); Simon Ehrenfels, Karlburg (Rainer Ehrenfels, Karlburg); Michael Freßner, Krommenthal, und Artem Medeliew, Frammersbach (beide MSP Haustechnik, Partenstein); Sebastian Gersitz, Homburg (Jürgen Weierich, Homburg); Enes Gürsakal, Zellingen (Seifert, Zellingen); Tim Jezuita, Frammersbach (Calor GmbH, Frammersbach); Simon Köhler, Gemünden (Hausner KG, Gemünden); Daniel Lippert, Thüngen (Arnold Keller, Stetten); Johannes Reuchlein, Zellingen (Breit, Zellingen); Sebastian Riethmann, Lohr (Stegerwald Haustechnik, Lohr); Marcel Stein, Esselbach (Udo Lermann, Marktheidenfeld); Dominik Süßner, Güntersleben (Harald Süssner, Retzstadt); Philipp Väth, Erlenbach (Jähnel, Altfeld); Pascal Wehner, Bühler (Sanitär Reuter, Bühler).
Fleischerei-Verkäuferinnen und Verkäufer: Sina Herteux, Gemünden (Fleischerei Thomas Konrad, Rieneck); Theresa Köhler, Karlstadt (Ehehalt, Karlstadt); Jasmin Kohlhepp, Karlstadt (Gerhard, Bühler); Manuel Poschmann, Zellingen (Trabold, Zellingen); Christina Schall, Zellingen (Tegut, Karlstadt); Verena Stoll, Arnstein (Staudigel, Arnstein); Laura Zieschaug, Fellen (Trabold, Gemünden).
Fleischerinnen und Fleischer: Ilonka Bachmann (Dallmann/Elviras Bauernladen, Aschfeld); Andreas Diel, (Siegler, Lohr); Sebastian Kraft, Stadelhofen (Loschert, Steinfeld); Stefan Weinsheimer, Gössenheim (Bald, Wernfeld).
Friseurinnen: Janina Lasar, Gauaschach (Haarstudio Silvia, Arnstein); Julia Ebert, Duttenbrunn. und Heike Schreck, Birkenfeld (beide: Die Haarmacher, Birkenfeld); Melissa Freitag, Frammersbach (Modefriseur Wuttkowski, Frammersbach); Elisa Hanusch, Himmelstadt (Christines Friseurladen, Retzbach); Verena Jeckel, Wiesthal (Friseur am Aubach, Frammersbach); Patrizia Kulper, Fellen (Hair by Carmen, Mittelsinn); Verena Mende, Bischbrunn (Elkes Friseurladen, Urspringen); Lisa Müller, Trennfeld, und Melanie Schallert, Marienbrunn (beide Uwes Friseursalon, Marktheidenfeld); Denise Ohm, Triefenstein (Salon Struwwelpeter, Marktheidenfeld); Julia Riedel, Oberndorf (Salon Sonja Väth, Esselbach); Katharina Wenzel, Ruppershütten (bfz Lohr); Nina Wohlfart, Erlabrunn (Claudias Haar-Oase, Zellingen).
Metallbauer Konstruktionstechnik: Stefan Baunach (privat); Viktor Ott (Kolping Bildungswerk GmbH, Würzburg); Waldemar Pail und Thomas Pischel (beide bfz Würzburg); Sebastian Wießler (Stahlbau Bender, Würzburg).
Feinwerkmechaniker Maschinenbau: Achim Brückner, Obernbreit (Albrecht GmbH, Marktbreit); Rainer Leonhardt und Patrick Ruft, beide Kitzingen (beide Fritsch GmbH, Markt Einersheim).