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MARKTHEIDENFELD: Wie aus einem Tresor ein Kühlraum wurde

MARKTHEIDENFELD

Wie aus einem Tresor ein Kühlraum wurde

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    Schon lange abgerissen: Der Gasthof „Zum Löwen“ (großes Bild) in Marktheidenfeld stand früher dort, wo dann die Sparkasse Marktheidenfeld/Stadtprozelten in der Untertorstraße ihre Hauptstelle baute. Der „Löwen“ zog ein Haus weiter in das Gebäude der Bezirkssparkasse Marktheidenfeld (rechtes Bild), wo er sich heute noch befindet.
    Schon lange abgerissen: Der Gasthof „Zum Löwen“ (großes Bild) in Marktheidenfeld stand früher dort, wo dann die Sparkasse Marktheidenfeld/Stadtprozelten in der Untertorstraße ihre Hauptstelle baute. Der „Löwen“ zog ein Haus weiter in das Gebäude der Bezirkssparkasse Marktheidenfeld (rechtes Bild), wo er sich heute noch befindet. Foto: Repros: Deubert/Quelle: Stadtarchiv

    Die ältere der beiden historischen Aufnahmen aus dem Stadtarchiv, die wir heute hier vorstellen, dürfte vor mehr als 100 Jahren entstanden sein. Welches Gebäude zu sehen ist, wird dem Betrachter mitgeteilt, nämlich das „Gasthaus zum Löwen“, verbunden mit einem „Gruß aus Marktheidenfeld“.

    Dem Betrachter wird, bei genauem Hinschauen, nur der kunstvolle Ausleger bekannt vorkommen. Der hat nämlich die Zeiten überdauert und ziert das heutige „Hotel zum Löwen“ am Marktplatz, zugegebenermaßen etwas verändert.

    Das Foto zeigt den alten „Löwen“. Steht man auf dem Marktplatz beziehungsweise in der Untertorstraße, dann befindet sich das heutige Hotel rechts von der Schenkgasse. Der alte „Löwen“ befand sich links der Schenkgasse. Das aktuelle Domizil des „Löwen“ wurde von der damaligen Bezirkssparkasse Marktheidenfeld-Stadtprozelten als Hauptstelle erbaut und 1936 bis 1956 genutzt.

    Damals sehr moderne Zentrale

    Das zweite Foto zeigt die Hauptstelle der Bezirkssparkasse. In den 1950er Jahren tauschten Sparkasse und „Löwen“ den Standort. Der alte „Löwen“ wurde abgerissen, die Kreissparkasse Marktheidenfeld-Stadtprozelten baute sich eine neue, größere und für die damalige Zeit sehr moderne Zentrale. Das wäre auf dem bisherigen Gelände nicht möglich gewesen.

    Inzwischen hat die Sparkasse freilich auch diesen Standort aufgegeben und an der Kreuzung Luitpoldstraße/Kolpingstraße neu gebaut. Nebenbei: Die Kreissparkasse Marktheidenfeld-Stadtprozelten wurde in Marktheidenfeld von der Kreissparkasse Main-Spessart, diese von der Sparkasse Main-Spessart und diese wiederum von der Sparkasse Mainfranken Würzburg abgelöst.

    Das alte Gebäude der Kreissparkasse Marktheidenfeld-Stadtprozelten, abgegrenzt durch Marktplatz, Schenkgasse und Fahrgasse, wurde für den „Löwen“ umgebaut. Kuriosum: Im früheren Tresor wurde eine Kühlkammer eingerichtet.

    Geblieben von der früheren Sparkasse ist das Relief über dem Haupteingang. Aus Rotsandstein gearbeitete Putten hielten früher eine Spardose. Im Zuge des Umbaus für den „Löwen“ wurde dann der Spardose eine Plakette mit einem Löwen vorgeblendet. So erklärt sich die ansonsten wenig Sinn gebende Darstellung, dass zwei Putten eine Plakette halten, auf der ein Löwe zu sehen ist.

    Legendärer „Löwen“-Saal

    Zurück zur Aufnahme des alten „Löwen“: Dass man fotografiert wurde, war damals selten und teuer. Deswegen nutzte man jede Gelegenheit, auf ein Foto zu kommen und sich stolz zu zeigen. So sind die Fenster des alten „Löwen“ hier besetzt und so steht ein Junge in ordentlicher Kleidung „stramm“ vor der Kellerluke.

    Der alte „Löwen“ war nicht nur das Stammlokal vieler Vereine, er verfügte auch über den – fast legendären – „Löwensaal“, in dem außer Feiern Theateraufführungen stattfanden, zum Beispiel des Marktheidenfelder katholischen Gesellenvereins, Vorgänger der Kolpingsfamilie. Als „Zeitvertreib“ studierten die Mitglieder des Gesellenvereins und deren Angehörige Theaterstücke ein, manchmal geschrieben von ihrem großen Förderer, dem Bäckermeister Kaspar Greser, und führten sie zugunsten der Vereinskasse oder für Anschaffungen in der Laurentius-Kirche auf. Wenn der künstlerische Anspruch der Stücke mitunter wohl nicht sehr hoch war, Spaß gemacht hat es allen Beteiligten, Darstellern und Zuschauern, wie der „Marktheidenfelder Bote“ zu berichten wusste. Im „Löwen“ gab es zudem Herberge für wandernde Gesellen.

    Die Hausnummer 190 weist auf die alte Zählung hin. Bis zu Beginn der 1950er Jahre wurden die Hausnummern in Marktheidenfeld nicht straßenweise vergeben, sondern nach einem inzwischen überholten und mehr irreführenden System. Im frühen 19. Jahrhundert waren die Häuser in Marktheidenfeld konsequent durchgezählt worden, beginnend am Ende der Obertorstraße links Richtung Laurentiuskirche und endend am Ende der Obertorstraße rechts. Später errichtete Gebäude erhielten die nächste freie Nummer. Das führte beispielsweise dazu, dass 1935/36 Wohnhaus-Neubauten in der Karbacher Straße die Nummern 432 und 434 erhielten, die Nummer 433 aber ein Wohnhaus-Neubau in Kreuzbergstraße. Als Orientierungshilfe für Ortsunkundige diente nur die Angabe der Straße zur Hausnummer, etwa Kreuzbergstraße 433 oder Karbacher Straße 434.

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