Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

"Wie liegt die Stadt so wüst"

Marktheidenfeld

"Wie liegt die Stadt so wüst"

    • |
    • |
    In der Michelriether Michaelskirche gaben am Samstag das Bachcollegium
Aschaffenburg und die Aschaffenburger Kantorei unter Leitung von
Kirchenmusikdirektor Christoph Emanuel Seitz ein Konzert zum Gedenken an
die Bombardierung Aschaffenburgs.
    In der Michelriether Michaelskirche gaben am Samstag das Bachcollegium Aschaffenburg und die Aschaffenburger Kantorei unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Christoph Emanuel Seitz ein Konzert zum Gedenken an die Bombardierung Aschaffenburgs. Foto: FOTO MARTIN HARTH

    Marktheidenfeld Schmerzhaft häufen sich in Deutschland Jahrestage aus dem verheerenden Untergang der Nazi-Diktatur. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee, den Ort der zum Synonym des größten Menschheitsverbrechens wurde: Auschwitz. Luftangriffe auf deutsche Städte durch alliierte Bomber fanden einen tödlichen Höhepunkt. So erlebte auch die Stadt Aschaffenburg im Januar und Februar vor 60 Jahren die schlimmsten Bombenangriffe.

    Ernster Hintergrund für ein bemerkenswertes Konzert in der Michelriether Michaelskirche: Der Kammerchor der Aschaffenburger Kantorei und das Bachcollegium Aschaffenburg unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Christoph Emanuel Seitz wiederholte dort den Gedenkabend vom Vortag in der Aschaffenburger Christuskirche.

    Die Geschichte sei ein Fundament der heutigen Gesellschaft, deshalb sei Erinnerung notwendig, sagte Pfarrer Manacnuc Lichtenfeld von der evangelischen Christuskirche in Aschaffenburg. Er rief die dortigen Kriegsereignisse in Erinnerung.

    Die Motette Johann Sebastian Bach (1685  -  1750) "Jesu meine Freude" (BWV  227), hervorragend einstudiert, eröffnete das Konzert. Pfarrer Friedrich Tiggemann aus Eschau rezitierte Einprägsames von Marie Luise Kaschnitz, Dietrich Bonhoeffer und Hans-Dieter Hüsch zu Trauer, Verwüstung, Friedenssehnsucht und Gottsuche.

    Der Kantor der Dresdner Kreuzkirche Rudolf Mauersberger (1889 bis 1971) hatte am Karfreitag 1945, noch unter dem Eindruck der Vernichtung Dresdens am 13. Februar 1945, die Trauermotette "Wie liegt die Stadt so wüst" komponiert. Der stark expressive Satz nach einem Text aus den Trauerliedern des Jeremias wurde vom Chor einfühlsam vorgetragen.

    Kurz vorher entstand das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen", das Dietrich Bonhoeffer an der Jahreswende 1944 zu 1945 in Nazi-Haft verfasste. Kirchenmusikdirektor Christoph Emanuel Seitz stellte mit seinem Ensemble seine hierüber komponierte Kantate für Sopran (Ursula Seitz), Alt- (Petra Heinemann) und Bariton-Solo (Olaf Nowak), Chor, Oboe und Streicher vor. Im steten Wechsel der Besetzung und des Kompositionsstils wurde gerade dieses Werk zu einer nachhaltigen Mahnung zum Frieden.

    Ähnlich eindringlich: Die Chormotette "Die Nacht ist vorgedrungen", ebenfalls eine Komposition von Seitz.

    Mit der doppelchörigen Motette "Fürchte Dich nicht" (BWV  228) von Johann Sebastian Bach, Glockengeläut und Stille endete ein Konzertabend, der neben musikalischem Genuss und Besinnung auch manch mahnende Frage aufwarf.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden