Einstimmig beschloss der Marktgemeinderat in seiner Sitzung am Samstag in Unterwittbach, dass die Gemeinde das Konzept zur Erweiterung und Vernetzung von Feuchtbiotopen weiterverfolgt. Man prüfe dabei Fördermöglichkeiten und versuche sich beim Thema mit den Nachbargemeinden zu vernetzen.
Vorgestellt wurde die Thematik bei einer Waldbegehung zu Sitzungsbeginn im Wald bei Unterwittbach und in einer anschließenden Präsentation von Katharina Burgmaier. Die Forstanwärterin im gehobenen Dienst der bayerischen Staatsforsten hatte sich in einer Projektarbeit mit der Thematik beschäftigt. Teile der Ergebnisse stellte sie vor. So erklärte sie in ihrer Präsentation, die Anlage der Feuchtbiotope sei vor allem auf staunassen Böden sinnvoll, um den Aufwand gering zu halten. Der Anteil dieser Böden liege im Gemeindegebiet bei 16,2 Prozent (92,3 Hektar). Hinzu kommen 8,5 Hektar Fließgewässer.
Aktuell gibt es 102 Feuchtbiotope in den Distrikten Unterwittbach, Wiebelbach und Röttbach. In Kreuzwertheim selbst weist der Boden keine Staunässe auf. In den Distrikten der drei Ortsteile seien 46 weitere Feuchtbiotope geplant, erklärte sie. Im Wald begutachteten Gremium und Zuhörer die Biotope entlang des Waldrands von Unterwittbach. Der Standort dort ist sehr wechselfeucht. Dies habe, so Burgmaier, negative Auswirkungen auf Bäume wie Kiefer, Eiche und Buche, da diese nicht gut mit längerer Trockenheit zurechtkommen. Positiv sei die Stauung von Wasser für die Schaffung von Feuchtbiotopen. Mit wenig Aufwand könnte man so einen großen Schritt für den Artenschutz tun.
48 neue Feuchtbiotope wurden angelegt
Im Januar habe man zu den schon bestehenden 48 neue Feuchtbiotope in den Distrikten angelegt. Diese seien allerdings teilweise kleiner als fünf Quadratmeter, relativierte sie die hohe Zahl. Die Biotope seien unter anderem ein Lebensraum für die im Gebiet nur noch selten vorkommende Gelbbauchunke und auch die Kreuzkröte profitiere. Von größeren Biotopen als Vernetzungsstruktur profitierten außerdem weitere Arten, wie der Grasfrosch. Die Lage am Waldrand sei fast immer besonnt und biete optimale Voraussetzungen. Revierleiter Georg Wobschall ergänzte, die Biotope müssen auch mal austrocknen, auch damit Konkurrenz darin austrocknet. Das seien vor allem Fische, aber auch Libellenlarven.
Burgmaier erklärte zum Biotopverbund, verschiedene Arten hätten verschiedene Lebensraumansprüche an Gewässer. Nötig seien Flachwasserbereiche genauso wie tiefere Bereiche. Die Gesamtstruktur solle nicht nur aus einem Biotop, sondern aus verschiedenen ausgestalteten Biotopen bestehen. Für die Tiere seien Übergangsbereiche zwischen diesen nötig. Der Wanderradius der meisten Arten liege zwischen 200 und 400 Metern. Zu den vorgestellten Biotopen erklärte die Forstanwärterin, dass die Lage direkt am Waldrand sehr gut sei, da auch der Wald Lebensraum von Amphibien sei. Vernetzungen strebe man auch mit Biotopen in der gegenüberliegenden Gemarkung von Triefenstein an.
Verzicht auf Pflanzenschutzmittel hier sehr wichtig
Revierleiter Wobschall berichtete, die Gemeindewiese neben dem Biotop sei verpachtet. Sie werde biologisch extensiv bewirtschaftet. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sei hier sehr wichtig, da bereits ein Zehntel der erlaubten Menge ausreiche, um Amphibien zu töten. Weiter wies der Förster darauf hin, dass auch Fahrspuren der Waldernte zu temporären Lebensräumen werden können.
Katharina Burgmaier betonte, die Umsetzung des Plans für die Biotope sei langfristig gedacht. Es ist eine Förderung von 75 Prozent durch Bundesmittel möglich. "25 Prozent Eigenanteil der Gemeinde ist ein guter Kompromiss für den Arterhalt."
Im Wald bei Unterwittbach beschäftigte sich der Marktgemeinderat außerdem erneut mit dem klimaangepassten Waldmanagement. Das Gremium hatte bereits in der Sitzung im November 2022 beschlossen, das Förderprogramm für klimaangepasstes Waldmanagement zu nutzen. Es fordert, fünf Prozent der Waldfläche der Naturverjüngung zu überlassen. Dies wären in der Marktgemeinde rund 29 Hektar. Der Förderbetrag dafür liegt bei rund 55.000 Euro pro Jahr.
Vorschlag, eine Fläche aus der Nutzung zu nehmen
Bei der Waldbegehung im Rahmen der aktuellen Sitzung schlug Wobschall vor Ort die Stilllegung einer Fläche in der Abteilung "Breit" bei Unterwittbach vor. Die Fläche hat eine geringe wirtschaftliche, aber eine große biologische Bedeutung. Der Revierleiter verwies auf den schlechten Zustand der Eichen dort mit viel Totholz. Auch mit den restlichen Kiefern gehe es dort zu Ende. Er schlug vor, das restliche Nadelholz zu nutzen, dann weitere Biotope anzulegen und die Fläche aus der Nutzung zu nehmen. Zur biologischen Bedeutung von Totholz verwies er unter anderem auf Spechthöhlen, die auch andere Vögel nachnutzen würden.
Der Antrag auf das Förderprogramm ist gestellt. Die Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen, auch da die Förderrichtlinie aktuell überarbeitet wird. Auf Nachfrage der Räte erklärte er, der Wald werde so lange aus der Nutzung genommen, wie das Förderprogramm läuft. Danach könne der Gemeinderat über die weitere Nutzung entscheiden. Die Frage sei aber, ob es sich dort lohnt, weiter Forstwirtschaft zu machen. "Ich glaube im Hinblick auf den Klimawandel nicht", so Wobschall. Auch wenn man die Fläche aus der Nutzung nehme, seien weiterhin Arbeiten zur Verkehrssicherung möglich. Das Holz solle aber im Wald verbleiben, erklärte er zu weiteren Fragen.
Die endgültige Entscheidung, welche Flächen stillgelegt werden, muss die Projektgruppe "Wald" und der Gemeinderat noch fällen.