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Sachsenheim/Steinbach: Wie Pablo ein entspannter Hund wird

Sachsenheim/Steinbach

Wie Pablo ein entspannter Hund wird

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    Die Sachsenheimerin Melanie Fuchs (rechts) zeigt Nora Pflugbeil, was sie machen muss, damit Hund Pablo auf sie hört.
    Die Sachsenheimerin Melanie Fuchs (rechts) zeigt Nora Pflugbeil, was sie machen muss, damit Hund Pablo auf sie hört. Foto: Björn Kohlhepp

    Pablo ist fünf Jahre alt, war schon mal in der Hundeschule, aber das Gassigehen mit ihm ist für Frauchen Nora Pflugbeil aus Steinbach kein Spaß. Der Labradorrüde hört einfach nicht. Wie wild stürmt er an der Leine mit erhobenem Schwanz los, zieht vorneweg, will ein Stöckchen, markiert den Wegrand. Kommt ein anderer Hund, zerrt er an der Leine und bellt. Kurzum: Stress. "Es wäre schön, wenn ich mit ihm einfach mal entspannt spazieren könnte, besonders wenn Leute dabei sind", sagt die genervte Hundehalterin.

    Abhilfe verspricht Melanie Fuchs. Die Sachsenheimerin, die ihr von einer befreundeten Hundehalterin empfohlen wurde, bietet freiberuflich seit Dezember spezielle Schulungen an. Die 39-Jährige glaubt, dass nicht nur Nora Pflugbeil, sondern auch Pablo gestresst ist. Gestresst, weil er anstelle des Frauchens Entscheidungen treffen muss. "Das, was der Hund zeigt, sind Symptome einer fehlenden Führung."

    "Du entscheidest, wann er nach einer Maus buddelt, wann er ins Wasser geht, wann er ein Stöckchen nimmt."

    Melanie Fuchs über Konsequenz bei der Hundehaltung

    "Ohne Regeln und Grenzen geht gar nix", sagt die 39-Jährige. "Du entscheidest, wann er nach einer Maus buddelt, wann er ins Wasser geht, wann er ein Stöckchen nimmt." Diese Strenge, die ohne Befehle, Druck und Zwang auskomme, sei vor allem am Anfang nötig, um zu zeigen, dass Frauchen oder Herrchen die Führung hat. Dann könne der Hund entspannen. Erziehung über "Leadership" (Führung) nennt sich die neue Methode. Melanie Fuchs hat dazu Fortbildungen besucht, viel gelesen und im Dezember eine Prüfung beim Veterinäramt abgelegt.

    "Zu mir kommen die Leute, denen es zu blöd ist, einmal die Woche in die Hundeschule zu gehen", sagt Fuchs. Früher war sie als lizenzierte Trainerin selbst an Hundeschulen tätig, hat Kurse in Agility, Obedience und Dogdance gegeben. Sie hatte auch immer ihre eigenen Australian Shepherds dabei. Irgendwann habe sie sich gefragt: "Warum tust du dir diesen Stress an?" Sie wollte die ganze Action, das ständige Fordern und Fördern nicht mehr, sondern einfach nur Hunde, mit denen sie spazieren gehen kann, ganz ohne Zwang, sie beschäftigen zu müssen. Hunde, so Fuchs, müssten nicht beschäftigt werden, genügend Auslauf reiche.

    Hund Pablo wartet entspannt auf einen Wink seines Frauchens.
    Hund Pablo wartet entspannt auf einen Wink seines Frauchens. Foto: Björn Kohlhepp

    "Wenn ich Hunden etwas biete, fordern die das auch ein", so Fuchs. "Durch Beschäftigung kommt immer mehr Aufregung in die Hunde." Hundehalter wunderten sich oft, dass sie alles für ihr Tier tun, dass es sie aber links liegen lasse und partout nicht mehr hören wolle, wenn etwa plötzlich ein Reh angehüpft kommt.

    Sie versuche den Leuten daher eine komplett andere Sichtweise auf ihren Hund zu vermitteln – und auf ihre Rolle als Hundehalter. Hunde sollten nicht durch Leckerli bestochen oder durch Bälle abgelenkt werden, sie wollten einfach nur, dass Herrchen oder Frauchen als Rudelchef ihnen Sicherheit biete. "Ich führe, sie müssen mir Respekt zeigen" – das sei laut Fuchs der Deal.

    "Wenn ich Hunden etwas biete, fordern die das auch ein."

    Melanie Fuchs findet, Beschäftigung macht Hunde unruhig

    Anstrengend sei das allenfalls am Anfang. "Es ist entspannt, wenn ich mich auf meine Hunde verlassen kann", sagt die Sachsenheimerin. Sie gehe mit ihren fünf Hunden gleichzeitig spazieren und habe dabei die Hände in der Hosentasche. Es sei beruhigend zu wissen, dass sie nicht auf Jogger, Radfahrer, andere Hunde oder Wild losstürmen, auch wenn sie nicht angeleint sind. Freilich nehme sie sie aber an die Leine, wenn Kinder oder Unbekannte kämen.

     Sie habe schon Schulungen gehabt, bei denen die Hunde nach zwei Stunden "wie ausgewechselt" gewesen seien, "weil der Halter eine andere Haltung eingenommen hat", erzählt Melanie Fuchs. Die Halter müssten die Kontrolle haben und ihrem Hund vermitteln, dass eine Ansage Ernst und kein Spaß sei.

    Kürzlich habe sie ein Ehepaar mit zwei Schäferhunden gehabt. Die seien "leinenaggressiv" gewesen, hätten Herrchen und Frauchen herumgezerrt, Leute angebellt, zudem habe die Hündin ständig den Rüden attackiert. Nach zwei Stunden Schulung habe einer allein beide an der Leine führen können. Hinterher habe der Mann angerufen und sich bedankt, dass es zu Hause zum ersten Mal keinen Zoff und kein Gebell mehr gebe. "Es ist unglaublich, das sind zwei komplett neue Hunde", soll er gesagt haben.

    "Es macht einfach viel mehr Spaß, wenn er einfach mal läuft, wie er laufen soll."

    Nora Pflugbeil über Hund Pablo

    Die Trainerin zeigt Pablos Frauchen Nora Pflugbeil auf einem Feldweg am Sachsenheimer Ortsrand, wie diese die Aufmerksamkeit und den Respekt ihres Hundes bekommt. Immer wieder soll Pflugbeil ihrem Hund sagen und zeigen, dass er hinter oder neben ihr, aber auf keinen Fall vor ihr laufen darf, dass er nicht herumschnüffeln und buddeln darf, wenn er an der Leine ist. Und: "Markieren an der Leine geht gar nicht."

    Schon nach zehn Minuten urteilt Fuchs: "Der fängt langsam an, sich an dir zu orientieren." Pablo sei sehr lernfähig. Statt zu zerren, läuft er jetzt an lockerer Leine hinter oder neben der Halterin, der Schwanz hängt nach unten, der Blick wirkt entspannt. Fuchs: "Ist Ruhe da, kannst du kommentarlos Dinge zulassen."

    Tagtäglich müsse man dem Hund beweisen, dass man ihn führen könne, sonst versuche jeder Hund immer wieder ein Schlupfloch zu finden und dem Halter auf der Nase herumzutanzen. Es gebe auch Rückschläge, aber man müsse dem Hund konsequent sagen: "Hey, so nicht!" Dann klappe es auch, dass bei Spaziergängen ein Dutzend Hunde und mehr friedlich und ohne Gezerre mitlaufen und herumtoben.

    Nora Pflugbeil ist nach knapp zwei Stunden beeindruckt: "Das ist enorm. Es macht viel mehr Spaß, wenn er einfach mal läuft, wie er laufen soll." Als nächstes müsse sie ihrem Rüden klarmachen, dass er nicht von selbst ins Auto oder wieder heraus hüpfen dürfe. Wenn sie ein, zwei Wochen konsequent durchhalte, prophezeit Fuchs, dann sei Pablo ein anderer Hund.

    Wer sich für die Arbeit von Melanie Fuchs interessiert, findet mehr Informationen unter www.hundehalter-schulungen.de.

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