Eigentlich war es Zufall, dass die junge Sulzthaler Künstlerin zu diesem Auftrag kam. Beim Besuch ihrer Großtante im Euerdorfer Seniorenheim kam der Kontakt zu Heimleiterin Gertie Martin-Schnapp zustande, die für ihr neuestes Buch "Merkwürdiges aus Dachsenhausen" eine Zeichnerin suchte. Die 15-Jährige, die schon von klein auf gerne malt, nahm sich das Manuskript mit nach Hause und machte einen ersten Entwurf. "Ich war total begeistert", lobt Gertie Martin-Schnapp die Kreativität und Phantasie der 15-Jährigen, die das Buch mit insgesamt 25 Zeichnungen illustriert hat.
"Merkwürdiges aus Dachsenhausen" erzählt tatsächlich erlebte Geschichten, die ins Tierreich verlegt wurden. Im Mittelpunkt steht der weiße Dachs Herri, der als junger Dachs in die Stadt gezogen und dort wohlhabend geworden ist. Mit seinem Geld kehrt er nun zurück in die Heimat, wo er für alte, kranke und mittellose Tiere ein Armenhaus baut. Viele Tiere gehen dort ein und aus - Fuchs, Wolf, Eichhörnchen, Hase, Waldmaus und Wanderratte.
Wie sieht eigentlich eine Wanderratte aus? Katzen, Pferde und Mäuse hatte Heike Edelmann ja schon gezeichnet, aber eine Wanderratte, die kannte sie nicht. Also musste zuerst einmal das Tierlexikon gewälzt werden. Die Autorin hatte ihr genau vorgegeben, zu welchen Inhalten sie ein Bild haben wollte. Da gibt es beispielsweise eine Szene mit dem Fuchs und den Wolf beim Kartenspielen in der Dorfkneipe. Ein anderes Bild erzählt von der hektischen Betriebsamkeit beim Bau des Armenhauses. Auch gefeiert und getanzt wird in Dachsenhausen. Davon zeugen die Zeichnungen mit den musizierenden Tieren. Da spielt die Eule Akkordeon, die Waldmaus Cello und der Hase Trompete. "Das ist mein Lieblingsbild", sagt Heike Edelmann. Besonders gelungen ist für die Autorin Gertie Martin Schnapp aber das Titelbild des Buches, das den weißen Dachs Herri auf seinem Weg zurück in sein Heimatdorf Dachsenhausen zeigt.
Ursprünglich sollte das Buch mit farbigen Bildern illustriert werden. Die Bleistiftzeichnungen gefielen Gertie Martin-Schnapp jedoch so gut, dass Heike Edelmann auf das Kolorieren verzichtete. Im Nachhinein ist sie ganz froh darum, denn an jedem der insgesamt 25 Zeichnungen saß sie bis zu einer Stunde. "Zum Schluss hatte ich ganz schön Stress", gesteht die 15-Jährige, die die zehnte Klasse des Jack-Steinberger-Gymnasiums in Bad Kissingen besucht. Versteht sich von selbst, dass Kunst ihr Lieblingsfach ist.
Das Zeichnen hat sie aber nicht in der Schule gelernt, sondern im Selbststudium. "Ich hab' schon immer gerne gemalt", meint Heike Edelmann und zeigt auf ein buntes Tierbild an der Wohnzimmerwand, das noch aus Kindergartentagen stammt. Die ganze Familie ist künstlerisch angehaucht. So malt nicht nur die ältere Schwester Lisa, auch die Mutter greift in den wenigen freien Minuten gerne zu Bleistift und Pinsel. Im ganzen Haus hängen deshalb selbst gefertigte Kunstwerke.
Die 15-Jährige möchte das Malen vorerst aber nur als Hobby betreiben. "Es soll ja nicht in Stress ausarten." Denn neben der Malerei macht Heike Edelmann auch noch Judo, arbeitet bei der Schülerzeitung mit und spielt auch noch im Schultheater.
Berufliche Pläne hat die 15-Jährige noch nicht, zielstrebig ist sie aber trotzdem. So wird sie im kommenden Jahr ein Auslandsschuljahr in Kanada machen, die Vorbereitungen dafür sind bereits getroffen. "Ich freue mich schon riesig darauf", sagt die junge Sulzthalerin.



Bis dahin kann sie noch eifrig malen, denn Gertie Martin-Schnapp hat bereits den nächsten Auftrag für die junge Künstlerin. Sie soll diesmal eine Kindergeschichte illustrieren, die von der kleinen Maus Celespe handelt.