Läuft man im Wildpark Schollbrunn über einen matschigen Weg durch den Wald, vorbei an einem Spielplatz, einer großen Wiese mit Hirschen und einem Gehege mit kleinen und großen Wildschweinen, so gelangt man zu Odin.
Odin ist ein Wildschwein, das seit vergangener Woche im Wildpark lebt. Bisher noch ganz alleine in einem getrennten Abteil, um sich einzugewöhnen. „Man kann ihn nicht sofort zu den anderen Wildschweinen ins Gehege bringen, da Odin bisher unter Menschen gelebt hat. Die riechen das noch“, erklärt Wildpark-Mitarbeiter Roland Ebert, der sich um die Tiere kümmert. Die anderen Tiere bräuchten daher länger, um sich an den Neuzugang im Wildpark zu gewöhnen.
Odin wurde als Frischling von seiner Mutter verstoßen und in Neuwirtshaus (Lkr. Bad Kissingen) von Tobias Wallrapp und Diane Krämer über eineinhalb Jahre großgezogen. Der Hausgarten wurde für das Tier allerdings allmählich zu klein und sie suchten sich den Wildpark in Schollbrunn als neues Zuhause für ihren mittlerweile gut einen halben Meter großen Zögling aus.
Nachdem Roland Ebert, der sich mit zwei weiteren Mitarbeitern um die Tiere kümmert, Odins Namen im Gehege ein paar Mal laut gerufen hat, kommt dieser aus seiner kleinen Hütte herausgestapft und geht vertrauensvoll auf den Mann in seiner orangefarbenen Arbeitskleidung zu.
„Man merkt, dass Odin bisher unter Menschen gelebt hat.“
Roland Ebert, Mitarbeiter im Wildpark
Ebert tätschelt Odins Kopf und krault dessen Borsten mit einem Holzstab – eine Behandlung, die das Wildschwein sehr genießt. Zutraulich bleibt das Tier bei dem Wildpark-Mitarbeiter. „Man merkt“, sagt Ebert, „dass Odin bisher unter Menschen gelebt hat“. Insgesamt zwei Wochen lang soll das Wildschwein abgegrenzt in seinem eigenen Gehege bleiben und dann – unter Beobachtung – zu seinen Artgenossen gebracht werden.
Dies ist nicht das erste Mal, dass der Wildpark Schollbrunn ein Wildschwein aus einem anderen Park oder von Privatleuten aufnimmt. Momentan leben neben Odin zwei weitere solcher „Fälle“ in dem Wildpark.
Bisher habe die Integration immer gut funktioniert, erzählt Ebert. Es wird seiner Vermutung nach ein paar Tage dauern, bis die anderen Tiere sich an Odin gewöhnen und ihn akzeptieren. Ebert ist zuversichtlich, dass alles klappen wird. Dann darf Odin mit der ganzen Wildschweinrotte durch den Wildpark streifen.