Für Willi Balkie endete der Ausflug in die hessische Kommunalpolitik mit einer Enttäuschung. Der Burgsinner Gemeinderat und Vorsitzende der Initiative Burgsinn (IB) war, wie berichtet, zur Wahl des Bürgermeisters in Jossgrund (Main-Kinzig-Kreis) angetreten und hatte für sich und die dortige FWG-Fraktion mit dem Einzug in eine Stichwahl gerechnet.
Doch der Amtsinhaber Rainer Schreiber (parteilos) wurde mit 54,4 Prozent der Wählerstimmen bereits im ersten Wahlgang im Amt bestätigt. Balkie erreichte 27,04 Prozent, der dritte Bewerber Uwe Sachs (CDU) erhielt 18,53 Prozent der Stimmen.
Balkie: enttäuscht, aber ohne Groll
Er sei „sehr überrascht“ und verspüre eine „große, aber nüchterne Enttäuschung ohne Groll“ sagte Willi Balkie, kurz nachdem das Wahlergebnis am Sonntagabend feststand. Er habe nicht mit einem so eindeutigen Wählervotum gerechnet, und wie nach den auffallend lauten Jubelschreien des wiedergewählten Rainer Schreibers zu urteilen, dieser wohl selbst nicht.
Den Einzug in eine Stichwahl gegen Schreiber hatte Balkie nach eigenen Worten eigentlich erwartet. Immerhin sei vor der Wahl eine große Unzufriedenheit der Jossgrunder mit ihrem amtierenden Bürgermeister zu spüren gewesen. Dementsprechend groß war die Enttäuschung bei dem Herausforderer aus Burgsinn, die sich nicht zuletzt auch auf die nackte Zahl des Wahlergebnisses bezog. Mit 27,04 Prozent der Wählerstimmen blieb Balkie unter dem persönlich angestrebten Ziel von 30 Prozent plus x zurück.
Noch zu früh zur Ursachenforschung
Erklärungsversuche? Unmittelbar nach dem überraschenden Wahlausgang fällt es Balkie noch schwer, klare Ursachen für das eigene Abschneiden zu finden. Vielleicht wollte man am Ende doch keinen „Fremden“ im Rathaus sitzen haben, vermutet Balkie, der ja schon vor der Wahl bekannt gegeben hatte seinen Wohnsitz in Burgsinn beizubehalten. Vielleicht aber, so seine weitere Annahme, hatten die Bürger auch die drohenden Kosten vor Augen, die der Gemeinde entstünden, wenn wegen der Abwahl Schreibers die Gemeindekasse rund 30 000 Euro zum Altersruhegeld des dann Ex-Bürgermeisters würde zuschießen müssen.
Einen guten und fairen Wahlkampf geführt
Man habe einen guten und vor allem fairen Wahlkampf geführt und man habe die richtigen Themen besetzt, ist sich der 43-jährige Burgsinner sicher. Er hatte es sich zugetraut, Veränderungen in Jossgrund anzustoßen. Mit seiner Haltung, was den Einsatz des gemeindlichen Bauhofes anbelangt, und der Schaffung klarer Strukturen in der kommunalen Organisation hatte Balkie versucht, sich im Wahlkampf deutlich gegenüber Schreiber zu positionieren.
Wo der Schuh bei den Jossgrundern drückte habe er in vielen Gesprächen während des Wahlkampfes erfahren. Er habe bei seinen stets sehr gut besuchten Wahlkampfveranstaltungen den Wunsch nach politischer Veränderung bei Bürgern und Unternehmern wahrgenommen, schildert Balkie. Schon vor seiner Ernennung zum Kandidaten für die Bürgermeisterwahl habe die FWG eine deutliche Unzufriedenheit mit Amtsinhaber Schreiber festgestellt, sonst hätte man sich ja gar nicht auf die Suche nach einem Gegenkandidaten gemacht.
Dass Schreiber aber sogar im Ortsteil Lettgenbrunn mit 57 Prozent Stimmanteil die Mitbewerber deklassierte, wo Balkie und die FWG eine deutliche Wechselstimmung ausgemacht und ein deutliches Votum für sich erwartet hatten, macht die Analyse sicher nicht leichter.
Bonus des Amtsinhabers ausgespielt
„Der Amtsinhaber hat natürlich Vorteile im Wahlkampf und diesen Bonus hat Rainer Schreiber optimal ausgespielt. Aber das ist legitim“, resümiert Balkie, der ein weiteres kommunalpolitisches Wirken im Jossgrund für sich nicht sieht. Aber über die vielen positiven Kontakte, die er während seines Wahlkampfes geknüpft hat, will er als Burgsinner Gemeinderat die Zusammenarbeit und Vernetzung über die Ländergrenzen hinweg weiter unterstützen. Nicht zuletzt wegen der offenen Aufnahme, die er als Auswärtiger in Jossgrund erleben durfte, setzt Balkie auch künftig auf eine weitere Öffnung zwischen Hessen und Bayern.