Das zweitägige Sommerfestival des spirituellen Zentrums Benediktushof in Holzkirchen stand unter dem Motto „Kontemplation – Mystik heute“. Mit einem Festakt zur Einweihung der „Wolke des Nichtwissens“ der Kontemplationslinie Willigis Jäger begann das Festival, bei dem auch Bruder Linus von der Abtei Münsterschwarzach anwesend war. Pfarrerin Doris Zölls sprach die Gegensätze an, die in eine Einheit zu bringen seien.
In den vergangenen zwei Jahren gingen mit der Gründung der „West-Östlichen Weisheit Willigis Jäger Stiftung“ strukturelle Veränderungen einher. Jäger hat sich entschieden, eine eigene Kontemplationslinie zu etablieren. Diese soll einerseits die von ihm vertretene kontemplative Ausprägung repräsentieren, andererseits die Kontemplation in der „West-Östlichen Weisheit – Willigis Jäger Stiftung“ vertreten. Jäger sagte: „Das Zen und die Mystik zeigen uns den Weg aus der engen Egozentrik heraus in ein Sein, das zeitlos ist.“ Er hat für die „Wolke des Nichtwissens“ eine spirituelle Leitung berufen. Dr. Franz Nikolaus Müller aus diesem Gremium stellte die neue Kontemplationslinie vor. Am Beispiel Jesu, der sich in die Einsamkeit zum Beten zurückzog, deutete Müller dies als Contemplatio, ein wortloses Beten, in die Stille gehen. „Es entsteht ein ganz anderes Bild von Jesus als uns vertraut ist, wenn wir es mit den Augen der Mystik anschauen.“
Den Festvortrag mit dem Titel „Kontemplation in einer Welt ohne Maß“ hielt Professor Dr. Michael von Brück. Atemübungen und Gedanken stimmten die Zuhörer ein. Zum Beispiel sei der Atem das menschliche Maß. „Aber, der Mensch hat eine Fähigkeit, die seine Leibhaftigkeit ausmacht, und das ist seine Fantasie. Die Fantasiebegabung lässt uns Religionen erfinden, künstlerische und wissenschaftliche Welten aufbauen und lässt uns Kultur gestalten und macht uns zu dem, was wir sind.“
„Jenseits von Gott“, ein neues Werk von Willigis Jäger, wurde von dessen Mitarbeiterin Beatrice Grimm vorgestellt. Es war ihr wichtig, dieses Buch nicht „rund“ zu machen, denn Willigis Jäger sei kantig, widersprüchlich und unlogisch. Bilder von Petra Wagner ergänzen das neue Buch.
Der zweieinhalbstündige Festakt wurde musikalisch umrahmt von dem Ensemble Archikon und endete mit einem Sektempfang, Mittagessen, Kaffee, Tee und Kuchen. Die Gruppe Archikon gestaltete unter dem Motto „Das EINE ist meine wahre Natur“ auch einen Abend mit spiritueller Musik, Gesang, Texten und Ikonen. Einige Passagen aus Texten von Jäger wurden vertont.
Die Vorträge von dem Neurowissenschaftler Dr. Ulrich Ott von der Uni Gießen zum Thema „Was bewirkt Meditation im Gehirn“ lockten viele Gäste in den großen Saal. Die Meditationsforschung beschäftigt sich schon seit längerem mit den Phänomenen Entspannung und Stressbewältigung. Der Vortrag gab einen Überblick über Studien, die Meditierende untersucht haben.
Eine Einführung des Handauflegens auf der Kontemplations-Grundlage wurde angeboten, Heilkräuter aus der Klosterküche und frisch gesammelte Pflanzen bereicherten das Abendbuffet. Eine „Feier des Lebens“ beendete das Festival.