Viele Radfahrer, die an den vergangenen Wochenenden in Karlstadt den Radweg zu den Segelfliegern hinaufstrampelten, wunderten sich über eine Baustelle mitten im Naturschutzgebiet. In eine Hecke wurde eine Schneise gegraben, hinter der brunnenartige Gemäuer zum Vorschein kamen. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um zwei alte Kalkbrennöfen, die zu Fledermausquartieren werden sollen.
Bauherrin ist die Karlstadter Ortsgruppe des Bund Naturschutz. Seit mehr als 30 Jahren sind diesem die Brennöfen bekannt. Ehe deren Freilegung beginnen konnte, waren über drei Jahre hinweg zahlreiche Vorgespräche nötig. Von wann die Brennöfen stammen, ist nicht bekannt. Jedoch hat das Landesamt für Denkmalschutz die Einwilligung zum Umbau gegeben, da es Brennöfen vielerorts gibt, etwa in Himmelstadt, Mühlbach, Karbach und Marktheidenfeld.
Eigentümer einverstanden
Von der Regierung von Unterfranken kam die Freistellung, um den Umbau im Naturschutzgebiet vornehmen zu können. Schnell einverstanden war Jochen Niemuth als Eigentümer des Grundstücks.
Hatten die Naturschützer zunächst damit gerechnet, nur drei bis vier Lastwagenfuhren beseitigen zu müssen, um an die unteren Eingänge der Brennöfen heranzukommen, so zeigte sich, dass diese tiefer lagen. 14 Lastwagen voll Abraum hat die Karlstadter Firma Romero & Hufnagel am Ende abgebaggert und weggefahren.
Froh ist der Bund Naturschutz, dass es von der Baufirma schließlich eine Spende über 2000 Euro gab. Unter anderem wurden die fünf Meter hohen Brennöfen mit einem Durchmesser von je rund 1,50 Metern vom Abraum befreit, mit dem sie seinerzeit fast ganz zugeschüttet worden waren. Weniger als jeweils der obere Meter der ringförmigen Mauern war noch zu sehen. Das Gemäuer und die beiden unteren Eingangsschächte zu den Brennöfen präsentieren sich in hervorragendem Zustand. Zunächst wurden die oberen Löcher mit Baustahlmatten gesichert, damit niemand hineinfällt.
Geplant ist, im Herbst die beiden Schächte mit einem niedrigen Blechdach abzudecken, sodass Fledermäuse noch einfliegen können. Ein Häuschen, das als Sommerquartier hätte dienen können, wurde nicht genehmigt. Die Brennöfen sollen reine Winterquartiere werden – sofern die Fledermäuse sie annehmen. Um ihnen Unterschlupf zu bieten, sind noch die Mauerritzen auszukratzen.
Die beiden unteren Zugänge sollen mit massiven, sabotagesicheren Metalltüren gesichert werden – ähnlich denen auf der Karlsburg. Vorgeschrieben ist außerdem ein 23 Meter langes Geländer als Absturzsicherung. In den Brennöfen wurde früher Branntkalk hergestellt. Wechselweise wurden Holz und Wellenkalkplatten aus dem benachbarten, kleinen Steinbruch hineingeschichtet. Mit Schubkarren konnte man anschließend das gebrannte Gestein entnehmen. Dieser Kalkstein wurde entweder in einer Erdgrube oder in einer großen Metallwanne gelöscht. Dabei zerfiel er. Den entstandenen Kalksumpf benutzte man für die obere, glatte Schicht über dem Romanzementputz.
Bis zu 14 000 Euro Kosten
Der Projektleiter und stellvertretende Vorsitzende des Bund Naturschutz Karlstadt, Alfred Dill, hofft auf weitere Spenden für den Umbau, der voraussichtlich 12 000 bis 14 000 Euro kosten wird.