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RAUM MARKTHEIDENFELD: Winzer rüsten sich gegen Kirschessigfliege

RAUM MARKTHEIDENFELD

Winzer rüsten sich gegen Kirschessigfliege

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    Blick in die Traube: Zwar ist sie noch nicht reif – der große Kern deutet aber darauf hin, dass die Frucht groß wird.
    Blick in die Traube: Zwar ist sie noch nicht reif – der große Kern deutet aber darauf hin, dass die Frucht groß wird. Foto: Foto: Lena Müller

    Sie ist klein und unscheinbar, kann unter Umständen aber großen Schaden anrichten und hält damit seit Monaten Winzer und Obstbauern in Atem. Ihr Name: Drosophila suzukii, besser bekannt als Kirschessigfliege.

    Rote, dunkle Früchte sind ihre Leibspeise

    Besonders rote, dunkle Früchte wie Kirschen, Pflaumen oder Trauben haben es ihr angetan. Diese sticht die Fliege an, um zur Vermehrung ihre Eier in das Fluchtfleisch zu legen. Die daraus schlüpfenden Maden ernähren sich dann von der Frucht, wodurch diese schließlich zu faulen beginnt und ungenießbar wird. Auf diese Weise entsteht meist ein essigähnlicher Geruch, der dem Insekt auch seinen Namen gab.

    Doch wie ist die Lage im Raum Marktheidenfeld? Treibt die Drosophila hier auch schon ihr Unwesen? „Uns sind keine Probleme bekannt“, erklärt Paul Diener, Vorsitzender des Weinbauverbands Erlenbach. Zusammen mit Nebenerwerbswinzer Walter Liebler geht er an diesem Vormittag durch die Weinberge auf dem Hermannsberg, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen.

    „Vor drei Jahren hatten wir mal Probleme mit der normalen Essigfliege“, sagt Liebler. Die Kirschessigfliege sei in seinen Hängen aber noch nie vorgekommen. Zwar hätten einige Winzer in der Nähe schon mit Netzen Vorkehrungen getroffen, in Erlenbach habe das Insekt aber noch nicht zugeschlagen, so Diener.

    Auch Peter Arnold, Betriebsleiter des Weinguts Fürst zu Löwenstein in Kleinheubach, gibt Entwarnung: In den Homburger Kallmuth-Weinbergen gebe es momentan keine Anzeichen der Kirschessigfliege, auch wenn die Rotweintrauben aktuell ihre Farbe ändern würden. „Ich denke, dass wir da auch keine Probleme mehr bekommen“, meint er, denn die Kirschessigfliege hätte eine Vorliebe für rote Frühsorten wie Regent oder Domina. Arnolds Spätburgunder sei somit nicht bedroht.

    Lockfallen sollen Insekten fangen

    Etwas anders sieht es da in Lengfurt aus: „Die Kirschessigfliege ist da, aber zur Eiablage ist es Gott sei Dank noch nicht gekommen“, erklärt Winzer Robert Frank, der gleichzeitig Rebschutzwart in Lengfurt ist. Als Vorsichtsmaßnahme hat er Lockfallen in den Weinbergen aufgehängt, dort hätten sich schon einige Kirschessigfliegen verfangen.

    Eine Behandlung mit Spritzmitteln kommt für ihn aufgrund der ausgebliebenen Eiablage aber nicht infrage: „Das Mittel gegen die Kirschessigfliege kann auch Bienen gefährden und außerdem möchten wir das ganze Jahr über ökologisch arbeiten.“ Frank wird das Risiko eines möglichen Befalls seiner Rotweintrauben durch die Kirschessigfliege eingehen, er beobachtet die Lage im Weinberg genau und hofft auf das Beste. Um in Zukunft effizient gegen den Traubenfeind vorgehen zu können, „muss man die Biologie der Kirschessigfliege noch näher erforschen“, so der Winzer.

    Die befürchtete Kirschessigfliegen-Epidemie ist momentan also zumindest im Raum Marktheidenfeld ausgeblieben. Für Hans-Jürgen Wöppel von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim hat diese Entwicklung mehrere Gründe: Zum einen habe sich der Populationsaufbau der Kirschessigfliege in diesem Jahr verzögert. So sei die Zahl der Insekten im Vergleich zum Jahr 2014, „wo sie sehr stark aufgetreten ist“, in diesem Jahr grundsätzlich eher gering. Zudem könne auch die vorhergesagte Hitzewelle mit Temperaturen um die 30 Grad „der Kirschessigfliege einen Dämpfer verpassen“, meint Wöppel. Denn heiße Temperaturen könne das Insekt nicht leiden.

    Der Erlenbacher Nebenerwerbswinzer Walter Liebler hatte im Laufe des Jahres dagegen mit anderen Schädlingen zu kämpfen. Zwar sei das Wetter der letzten Wochen mit Sonne und Regen ideal für das Traubenwachstum gewesen, aber das Risiko des Befalls der Blätter und Trauben durch den Pilz Peronospora (Falscher Mehltau) sei noch sehr hoch, sagt er. Auch einige Exemplare des bekreuzten Traubenwicklers, der zur Familie der Schmetterlinge gehört, seien in Erlenbach schon aufgetaucht. Diese bekämpft Liebler mit Pheromonfallen. Auch eine besonders gut getarnte Raupenart, die meist nur nachts im Weinberg auftaucht, habe schon einige von seinen Trauben angefressen. Dies seien jedoch nur Einzelfälle, „die tierischen Schädlinge haben wir gut im Griff“, sagt Paul Diener. Im Falle von Drosophila suzukii sei seiner Meinung nach die kritische Phase ohnehin schon überstanden.

    Momentan heißt es auf dem Hermannsberg deshalb: abwarten und den Wein vom Vorjahr trinken. Die Reben von Walter Liebler sind schon entblättert, die Trauben hängen frei und gedeihen prächtig. Das beweist auch ein Blick ins Traubeninnere: Der Kern ist schon sehr groß, was laut Diener darauf hinweist, dass auch die Trauben später recht groß werden. Anhand des Kerns könne man so auch die Einfuhrmenge schon grob kalkulieren. Der Weinbauvorsitzende geht für dieses Jahr mengenmäßig von einer Traubenernte „etwas über dem Durchschnitt“ aus.

    Hoffen auf Mutter Natur

    Über die Qualität des 2016er Jahrgangs können Diener und Liebler momentan noch keine Aussagen machen. Die liegt jetzt nämlich in den Händen von Mutter Natur: „In der Nacht kühl und nebelig und tagsüber 26 bis 28 Grad, so würden wir uns das die nächsten vier Wochen wünschen“, sagt Walter Liebler. Bleibt zu hoffen, dass Petrus sich erbarmt – das hielte die Kirschessigfliege in Schach und würde sicher auch die Weintrinker freuen.

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