Es war eines der ersten Konzerte des neu gegründeten Vokalensembles Kulturgaden Stetten, das mit dem Benediktinerpater Christoph Gerhard aus dem Kloster Münsterschwarzach zum Ersten Advent eine gelungene Mischung aus vorweihnachtlicher Musik und wissenschaftlicher Begegnung mit dem Glauben an den Schöpfer aus der Sicht eines Theologen mit astronomischen Fachkenntnissen bot. Optisch und auch akustisch war der Standort der acht Sängerinnen und fünf Sänger unter der Leitung von Martin Burkard im Chorraum des ehemaligen Kirchenschiffs bestens gewählt, rechtwinklig versetzt stand dann die große Leinwand, vor der Pater Christoph die eindrucksvollen Bilder aus seiner klösterlichen Sternwarte zeigte.
Entsprechend der musikalischen Philosophie des Vokalensembles brachten die Sänger eine fein abgestimmte Mischung aus traditionellen und modernem, aus deutschem und englischem Liedgut zu Gehör. Passend zum Thema der erste Beitrag "Fängt der Mond die Sterne", später dann die klassischen weihnachtlichen Lieder das ergreifende "Maria durch ein Dornwald ging" und "Es ist ein Ros' entsprungen". Ein besonderer Genuss war das Allegro aus der Flötensonate von Georg Friedrich Händel mit Katharina Lehrmann. Aus dem englischsprachigen Raum stammten "Chrismas In The Old Man's Hat" aus Irland und "The Holly And The Ivy".
Während es für den Chor ein Leichtes war, die abendlichen Zuhörer mit ihren Stimmen und Liedern zu fesseln, war der Part für Pater Christoph Gerhard mindestens genauso anspruchsvoll. Schließlich musste er neben faszinierenden, selbst fotografierten Aufnahmen auch wissenschaftliche Grundlagen schaffen: dass beispielsweise der Mond 1,8 Lichtsekunden von der Erde entfernt ist, die Reise des Lichts von der Sonne zu uns acht Minuten braucht, war für manche schon sehr überraschend. Noch weniger vorstellbar dann aber die Distanzen zum nächsten Stern, der unglaubliche 4,3 Lichtjahre weit weg ist, das Licht mancher Sterne ist Millionen von Jahren unterwegs, womöglich ist der eine oder andere schon längst erloschen, obwohl wir sein Licht noch sehen.
Doch Pater Christoph wandelte den leichten Schauder seiner Zuhörer mit großartigen Bildern von Spiralgalaxien und beeindruckenden Nebeln, die von der wunderschönen Schöpfungsgeschichte erzählen. "So weit und so tief der Kosmos auch ist, er muss uns nicht erschrecken, denn wir sind ein Teil von ihm", sagte er. Der Hobbyastronom berichtete von der Entstehung und vom Ende der Himmelskörper, vom einfachsten Element, dem Wasserstoff, der sich zu großen Körpern verdichtet, bis eine neue Sonne erstrahlt, die sich aber nach Milliarden von Jahren womöglich zur "Supernova" aufbläht, explodiert und die gesamte Materie ins All abgibt.
Aus diesem "Sternenstaub" aber können wieder neue Elemente und neue Sonnensysteme und Galaxien entstehen, wie unsere Milchstraße, die schließlich auch uns selbst hervorgebracht hat. Also sind auch wir letztendlich Sternenstaub. Eine Erkenntnis, die uns Menschen als Teil des Weltalls sieht und uns damit Größe, aber auch Demut vermitteln kann.
Pater Christoph ist aber nicht nur Forscher, sondern auch Theologe, der nicht bei der Beschreibung der Realität stehen bleibt, er fragt auch nach dem Warum, dem Woher und dem Wohin des Daseins. "Heute ist die richtige Zeit um auf dieser Erde zu leben", sagt er und meint damit den richtigen Augenblick im richtigen Abstand zu einer "gutmütigen" Sonne, die wichtigen Einflüsse des Mondes und die Stellung der Erdachse. Das alles hat zu unserer Menschwerdung beigetragen, sagt er.
Ob das alles ein Zufall war der sich in einer der über 300 Milliarden Galaxien schon ereignet hat oder sich noch ereignen wird oder ob gemäß christlichem Glauben der gezielte Schöpferwille am Werk war, lässt sich nicht wissenschaftlich beweisen. Für ihn jedenfalls taucht Gott immer wieder in dieser unendlichen Welt auf.