In einer Führung, die über zweieinhalb Stunden dauerte, stellte Maier den Naturfreunden die Schlucht unweit des Klosters Triefenstein und ihr Umfeld vor. Er machte die große Besuchergruppe kurz mit der Geschichte des im Jahre 1102 gegründeten Augustinerchorherrenstiftes Triefenstein vertraut. Nach der Säkularisation 1802 wurde die Schlucht durch das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg in eine parkähnliche Anlage eingebunden.
Michael Maier, von Beruf Garten- und Landschaftsarchitekt, erklärte weiter, dass im Maintal die durchschnittliche Temperatur im Jahresschnitt rund zwei Grad über den gemessenen Werten im Hochspessart liegt. Diese Tatsache sei entscheidend für die Vegetation. Der Natur- und Landschaftsführer zeigte zunächst den Weg zum triefenden Stein, einem höhlenähnlichen Felsvorsprung. Michael Maier erklärte den Zusammenhang dieser Formation mit dem Namen des nahen Klosters Triefenstein. Weiter ging es zur Brunnenstube aus dem 18. Jahrhundert. Maier zeigte an großen Felsen die geologischen Besonderheiten der Klingelbachschlucht, die Schichten des Sandsteins. Die Steilwände und Abhänge sind für Wanderer nicht zugänglich. Das ist ideal für die Natur, hier ist Lebensraum für Feuersalamander.
Quellen, kleine Bachläufe, der Boden sehr feucht, ein relativ dunkler Schluchtwald. Unbeirrt klopft ein Specht. Michael Maier zeigt die Frühjahrsblüher Lärchensporn und Buschwindröschen. Die Schlucht wird zu einem Erlebnis für alle Sinne: überall Bärlauch, fast schon berauschend.
Weiter geht es durch unwegsames Gelände und der Natur- und Landschaftsführer beantwortet mit großer Gelassenheit die Fragen nach der Bedrohung durch Zecken, Fuchsbandwurm und Vogelgrippe: „Wir lassen uns zu viel Angst machen.“
Schon früher hatten die Klingelbachschlucht und ihre unmittelbare Umgebung einen besonderen Reiz für die Menschen. Michael Maier streifte die Sagenwelt, in deren Mittelpunkt die Ruine der Neuenburg steht. Die Frau Holle soll hier unterwegs sein. Eine blonde Frau mit auffallend hübschen Zähnen soll einem mit Kummer beladenen Mann hier im Wald Gutes getan haben. Ähnlich erging es auch drei Handwerksburschen, von denen einer einen goldenen Zweig an seinem Hut nach Hause trug.